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Bewegungskünstler im Großstadtdschungel

27.04.2006, 20:13

Hamburg/dpa. - Sie hangeln sich durch Geländer, klettern katzengleich senkrechte Wände hinauf und hechten sich von Dach zu Dach. Sie nennen sich Traceure und sind die Akrobaten der Großstadt. Jetzt kommt ihr «Trendsport Parkour» auch nach Deutschland.

Der Betondschungel der Großstadt ist ihr Revier, die Architektur ihre Herausforderung. Wer Traceure dabei beobachtet, wie sie mit ein paar Schritten Anlauf und zwei geschickten Griffe eine vier Meter hohe Mauer oder Hauswand hinaufklettern, der glaubt, dass die Regeln der Schwerkraft für sie nicht gelten.

Parkour-Gründer David Belle will die Kunst der Fortbewegung zur Vollendung bringen. Der 32-jährige Franzose hat den urbanen Hindernislauf schon in den 80er erfunden und ständig weiterentwickelt. Um den Sport und seine Philosophie bekannter zu machen und weltweit zu etablieren, gründete er vor einem Jahr die Parkour Worldwide Association - kurz PAWA.

In Deutschland steht die 29-jährige Profisportlerin und Stuntfrau Sandra Hess an der Spitze des Verbands. Auf einem Turnier in Frankreich kam sie das erste Mal in Berührung mit Parkour. Seit 2003 betreibt sie den Sport regelmäßig und ist gleichzeitig die beste Traceurin Deutschlands: «So viele weibliche Traceure gibt es noch gar nicht in Deutschland. Wir versuchen das jetzt erst bekannter zu machen. Insgesamt haben wir momentan vielleicht 300 bis 400 aktive Traceure in Deutschland».

Am 6. Mai kommen die besten Traceure nach Berlin zum «Parkour World Meeting». Mit dabei: Erfinder David Belle. In Workshops sollen sich Interessierte informieren können, wie man am besten mit dem Sport beginnt. «Viele Leute kennen den Sport von Videos und versuchen das dann einfach nachzumachen», erzählt Sandra Hess. «Dabei ist es eben gefährlich, wenn man einfach drei oder vier Meter irgendwo herunterspringt ohne die körperlichen Voraussetzungen dafür zu haben».

Die Überwindung von Hindernissen, Höhen und Weiten ist das Ziel der Parkour-Anhänger. Dabei geht es nicht darum, dies möglichst spektakulär oder halsbrecherisch zu bewerkstelligen, sondern möglichst «effizient», erklärt Hess. Und dazu gehört eben nicht nur ein Paar rutschfeste Turnschuhe, sondern vor allem eine große Portion Kraft und Geschicklichkeit.