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Bermuda-Dreieck Bermuda-Dreieck: Für eine Hand voll Gold

19.11.2001, 13:07

Hamilton/gms. - Etwa 1000 Wracks sollen im flachen Wasser vor derKüste der Inseln im Atlantik ruhen. Sie locken inzwischen Taucher undSchatzsucher aus aller Welt an, denn einige hatten Gold an Bord.

Dicht an dicht reihen sich gesunkene Frachter, Passagierschiffe,Dampfer, Fregatten und Galeonen aus fünf Jahrhunderten wie ein Ringum die Inseln. «An manchen Tauchplätzen liegen die Wracks sogarübereinander», sagt Tauchlehrer Terry Pryse, während er den Motor desBootes startet. Sein Ziel ist das Außenriff, denn dort liegt dasberühmteste Wrack Bermudas: die «Constellation».

Auf Fragen nach den Geheimnissen des Bermuda-Dreiecks reagiertTerry mit einem Lächeln. Laut Statistik gingen hier nicht mehrSchiffe unter als etwa in der Nordsee, sagt er. Eine spektakuläreErklärung haben Geologen formuliert: Sie vermuten im Tiefseebodengroße Methangas-Vorkommen. Durch Erschütterungen in der Erdkrustekönnten große Blasen aufsteigen, die ganze Schiffe verschlucken. Tieffliegende Flugzeuge könnten sogar in den Gaswolken explodieren.

Routiniert lenkt Terry das Boot durch das Labyrinth desAußenriffs. Wie Stockflecken beschmutzen olivgrüne Korallenringe diemakellose blaue Wasserfläche. «Nacht-Tauchgänge können wir hierleider nicht machen», sagt Terry. «Es ist nicht möglich, beiDunkelheit einen sicheren Weg durch die Riffe zu finden.» Schließlichlegt er an einer Boje an, die den Tauchplatz markiert. Dunkel hebensich in zwölf Metern Tiefe bereits die Umrisse des Wracks vom hellenSandgrund ab, das Wasser ist glasklar. «Im Winter kannst Du hier imWasser 60 Meter weit schauen», sagt Terry - und taucht ab.

Die KorallenriffeBermudas sind die nördlichsten des Atlantiks. Sie verdanken ihre Existenz dem Golfstrom, der warmes Karibikwasser mit sich bringt.

Die «Constellation» sank im Juli 1943 auf dem Weg nach Venezuela.Zur Fracht des Vier-Mast-Schoners zählten Zementsäcke, SchottischerWiskey und Medikamente - vor allem Ampullen voller Morphium. DieDrogen an Bord machten das Schiff berühmt. Denn Peter Benchley, derseinen Bestseller «Der Weiße Hai» hier auf Bermuda schrieb, erkor denKampf um die wertvolle Fracht zum Thema seines Romans «Die Tiefe».

Heute liegt der Holzrumpf des Viermasters in Teile zerfallen überdem Riff verteilt, die Aufbauten hat die See gefressen, die Reste derLadung haben Wellen zerschlagen. Einzig der Zement trotzt demZerfall: Wie Kissen aus Stein ruhen die ausgehärteten Säcke im Sandund stapeln sich meterhoch. Terry durchwühlt den Boden auf der Suchenach Morphium-Ampullen, doch er findet nur Sand und Scherben.Unaufhaltsam rinnt ihm der Sand durch die Finger. Die Bruchstücke derzerbrochenen Glasampullen scheinen dagegen noch einen Moment imWasser schweben zu wollen, bevor auch sie zu Boden tänzeln.

Einen wahren Glücksgriff tat der Taucher Teddy Tucker, als er 1955 das Wrack einer spanischen Galeone plünderte. Er grub im Sand und hielt plötzlich ein mit sieben Smaragden besetztes Goldkreuz in denHänden. Der Wert des «Tucker Cross», wie es seitdem heißt, wurde damals auf mehr als 200 000 US-Dollar geschätzt. Damit gilt es als das wertvollste Einzelstück, das je inden Gewässern der Neuen Welt gefunden wurde.

20 Jahre später sollte das Kreuz ausgestellt werden, denn die britische Königin Elizabeth II. hatte sich angekündigt. Sie wolltebei einem Besuch der Kolonie auch einen Blick auf das goldene Stückwerfen - doch das Schmuckstück verschwand auf demWeg ins Museum. Diebe vertauschten es gegen ein Imitat. Der Fall ist bis heute rätselhaft - wie so vieles im Bermuda-Dreieck.