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Berggaststätte Wendelsteinhaus feiert 125. Geburtstag

Von Paul Winterer 11.07.2008, 12:30

Brannenburg/dpa. - Ein Besuch auf dem 1838 Meter hohen Wendelstein zwischen Inntal und Leitzachtal in Oberbayern ist für viele Urlauber und Münchner Wanderfreunde ein Muss.

Der eine Autostunde südlich der Landeshauptstadt gelegene Berg mit seinem markanten Felsgipfel gilt als einer der Hausberge der Münchner. Nach der «Erstürmung» des Gipfels stärken sich viele Wanderer bei einer Brotzeit in der 1724 Meter hoch gelegenen Berggaststätte. Vom 12. bis zum 20. Juli wird der 125. Geburtstag des Wendelsteinhauses - bei der Eröffnung im Jahr 1883 die erste bewirtschaftete Unterkunft in den bayerischen Alpen - mit Blasmusik und Böllerschützen gefeiert.

Eine Hand voll Alpinisten gründete 1882 den Verein Wendelsteinhaus. An der Südostseite des Berges, dem sogenannten Angerl, hatte der Münchner Akademieprofessor Max Kleiber im Jahr zuvor einigen Bayrischzeller Bauern vier Tagwerk Grund abgekauft - für damals 400 Mark. Musik und Böller umrahmten die Grundsteinlegung am 29. Mai 1882, wie die Wendelsteinbahn GmbH in ihren Annalen festhält. Da es damals aber noch keine Bergbahnen gab, musste das gesamte Baumaterial über Bayrischzell mühsam aus eigener Kraft oder mit Lasttieren hinaufgetragen werden. «Der Stein wurde vor Ort geschlagen, das Holz mittels Seilwinden hinaufgezogen», heißt es in der Chronik.

Am 15. Juni 1883 wurde das Wendelsteinhaus mit 800 Gästen feierlich eröffnet. Erster Pächter war ein Tiroler namens Johann Krimbacher. Im Jahr 1885 trugen sich nach Aufzeichnungen des Deutschen Alpenvereins (DAV) schon 6193 Besucher ins Gästebuch des Wendelsteinhauses ein. Nur wenige Jahre später war eine Erweiterung notwendig. Das alte Haus wurde dabei größtenteils abgerissen, zwischen dem oberen Gipfelabsturz und dem sogenannten «Gachen Blick» entstand eine größere Gaststätte. 1887 wurde auch sie festlich eingeweiht und steht noch heute, wenn auch inzwischen mehrfach verändert und modernisiert.

Zwei Bahnen bringen die Besucher heute auf den Berg: Seit 1912 existiert die traditionsreiche Zahnradbahn, die von Brannenburg aus mit Doppel-Triebwagen fährt und nach 30 Minuten in 1723 Metern Höhe Halt macht. 1970 ging zusätzlich eine Seilbahn in Betrieb. Sie befördert von Bayrischzell-Osterhofen aus ihre Gäste in sieben Minuten zur Bergstation.

Auf der Beliebtheitsskala hat es der Wendelstein nach Überzeugung des DAV ganz nach oben geschafft. «Das verdankt er nicht nur seiner Situation als markante Erhebung und Orientierungspunkt auf vielen benachbarten Bergtouren, sondern auch den vielfältigen Möglichkeiten, Bergsport zu treiben», meint DAV-Sprecherin Andrea Händel. «Trotz allen Rummels rund um seinen Gipfel und die Täler ist der Wendelstein ein durch und durch bayerischer Berg geblieben.»

Bayerisch ist auch die Speisekarte zumindest im SB-Restaurant des Wendelsteinhauses. «Die selbst gemachte Erbensuppe mit Einlage wird nach wie vor gerne genommen», weiß Wirt Paul Müller. Im Panoramarestaurant steht dagegen die «klassische Küche» auf der Speisekarte - mit einem österreichischen Einschlag: Müller ist Steyrer.

Das Jubiläum der Berggaststätte wird groß gefeiert. Auftakt ist am Sonntag ein Festakt samt Gottesdienst und Blasmusik. Es gibt Abendserenaden, eine nostalgische Mondscheinfahrt, Jazz-Frühschoppen und «Topfguckerparty» oder ein originelles Gstanzlsingen. Bis November informiert eine Ausstellung in der Berggaststätte über die wechselvolle Geschichte des Wendelsteinhauses.

Die Wendelsteinbahn: www.wendelsteinbahn.de