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Bayer Leverkusen Bayer Leverkusen: Jürgen Kohler fühlt sich nicht als Verlierer

Von Dietmar Fuchs 30.06.2004, 14:36
Leverkusens Sportdirektor Jürgen Kohler schreit während des Spiels gegen Schalke 04 ins Feld (Archivfoto vom 20.04.2003). Das abrupte Ende seiner Tätigkeit als Sportdirektor beim Fußball-Bundesligisten Bayer Leverkusen soll für den Weltmeister von 1990 ein neuer Anfang sein. Nach dem vorzeitigen Ende der bis 2008 vereinbarten Zusammenarbeit mit Bayer will er sich «ein paar Gedanken machen, wie es weiter geht». (Foto: dpa)
Leverkusens Sportdirektor Jürgen Kohler schreit während des Spiels gegen Schalke 04 ins Feld (Archivfoto vom 20.04.2003). Das abrupte Ende seiner Tätigkeit als Sportdirektor beim Fußball-Bundesligisten Bayer Leverkusen soll für den Weltmeister von 1990 ein neuer Anfang sein. Nach dem vorzeitigen Ende der bis 2008 vereinbarten Zusammenarbeit mit Bayer will er sich «ein paar Gedanken machen, wie es weiter geht». (Foto: dpa) dpa

Leverkusen/dpa. - Jürgen Kohler fühlt sich nicht alsAusgestoßener. «Nein, ein Verlierer bin ich nicht.» Das abrupte Endeseiner Tätigkeit als Sportdirektor beim Fußball-Bundesligisten BayerLeverkusen soll für den Weltmeister von 1990 ein neuer Anfang sein.«Meine Zeit bei Bayer war eine tolle Erfahrung. Ich habe vielgelernt, der Club ist in vielen Strukturen absolut top», betonteKohler, der ohne Zorn zurückblickt. Zu der verkündeten Trennung «inÜbereinstimmung und wechselseitigem Respekt» sei nichts mehrhinzuzufügen. Die Trennungsgespräche mit Bayer seien «gut» gewesen,und auch sein persönliches Wohlbefinden sei «sehr gut», äußerteKohler am Mittwoch in einem dpa-Gespräch.

105 Länderspiele, 398 Bundesliga-Partien (28 Tore), Champions-League- und Weltpokalsieger 1997, Welt- und Europameister, drei Maldeutscher Meister - Kohler ist einer der Großen des deutschen undeuropäischen Fußballs. Doch in 15 Monaten bei Bayer hat sein Renommeeauch gelitten. «Ich werde weiter kämpfen. Das ist mein Naturell.»Kohler hat nie einen Hehl daraus gemacht, dass er am liebsten alsTrainer arbeiten würde: «Ich möchte tagtäglich auf dem Platz stehen.»

Nach dem vorzeitigen Ende der bis 2008 vereinbarten Zusammenarbeitmit Bayer will sich «Kokser» nun «ein paar Gedanken machen, wie esweiter geht». Er will bei hochkarätigen Trainern hospitieren, sichweiterbilden («Ich muss über den Tellerrand schauen») undmittelfristig selbst einen Club betreuen. «Das muss kein Top-Vereinsein. Wichtig ist nur, dass die Verantwortlichen dort absolut hintermir stehen.» Land und Liga sollen keine Rolle spielen, «es sollte nurein Club sein, der die gleiche Philosophie wie ich hat». SeineBerufsauffassung war nie für den Schreibtisch geeignet: «Ich will denLeuten das Gefühl geben, dass ich bereit bin, den Platz umzupflügen.»

Extrem lernfähig, bodenständig und doch erfolgsorientiert - sowurde Kohler in einer Fachzeitschrift beschrieben. Doch wie die naheZukunft aussieht, weiß der 38-Jährige nicht: «Ich muss schauen, wasmir ins Haus fliegt.» Konkrete Offerten gibt es nicht, eine Rückkehrin den Trainerstab des Deutschen Fußball-Bundes (DFB), bei dem er vorseiner Bayer-Zeit «mit sehr viel Spaß» die U21 betreute, kommt nichtin Frage: «Im Moment nicht. Ich möchte im Profibereich arbeiten.»

Aus DFB-Kreisen hieß es am Mittwoch, dass Kohlers Chancen aufeinen Neuanfang beim Verband «gegen Null» tendieren, obwohl DFB-Präsident Gerhard Mayer-Vorfelder ihn zu Beginn des Engagements nochals «Persönlichkeit mit optimaler Berufsauffassung» und «Vorbild fürdie Jugendlichen» bezeichnet hatte.

Bei Bayer ist der große personelle - und finanzielle - Schnitt ander Spitze der Fußball GmbH mit der Trennung von Kohler vollzogen.Drei von vier Top-Positionen - Reiner Calmund, Ilja Kaenzig (zuHannover 96) und Kohler - sind unbesetzt. «Von diesen Namen müssenwir uns lösen», fordert Geschäftsführer Wolfgang Holzhäuser. DieStruktur werde schlanker. Jugendleiter Michael Reschke wird lautHolzhäuser neuer Sportlicher Leiter und Koordinator der Bayer-Teams.