Bautzen lädt zur 1000-Jahr-Feier Bautzen lädt zur 1000-Jahr-Feier: Viel malerischer als sein Ruf
Bautzen/dpa. - 100 Jahre sind nicht viel im Leben einer1000-jährigen Stadt. Trotzdem haben sie im Fall von Bautzen gereicht, das Image zu verdunkeln. Auch wer das mittelalterlich-barocke Kleinodnahe der polnischen Grenze noch nie besucht hat, verbindet mit seinemNamen bestimmte Vorstellungen. Sie knüpfen sich an die Gefängnisse,die hier kurz nach 1900 entstanden: Bautzen I, wo später untersowjetischer Verwaltung mindestens 3000 Internierte ums Leben kamen,und Bautzen II, berüchtigt als «Stasi-Knast». So mancher Bautzenerwird bereits den Tag verflucht haben, an dem sich die Stadt um denBau der damals noch königlich-sächsischen Strafanstalten bewarb.
In den vergangenen Jahren konnte sich jedoch eine stetig wachsendeBesucherschar davon überzeugen, dass nur eine üble Laune derGeschichte ausgerechnet Bautzen zum Schauplatz solcher Grausamkeitenbestimmt haben konnte. Gäbe es einen Wettbewerb um den Titel dermalerischsten Kleinstadt Deutschlands, so käme das auf einer ArtBurgberg über der Spree gelegene Bautzen sicher in die engere Wahl.Im Zweiten Weltkrieg war es von Bombenschäden verschont geblieben.
Große Sorge bereiteten Lokalpatrioten allerdings die baulichenVerheerungen, die in 40 DDR-Jahren um sich gegriffen hatten. DieWende kam für den historischen Häuserbestand keine Sekunde zu früh.Bis November 2001 wurden Fördergelder in Höhe von 52,7 Millionen Euroverbaut - mit dem Ergebnis, dass Bautzen einen der höchstenSanierungsgrade in ganz Ostdeutschland aufweisen dürfte.
Für die Eile der Bautzener gab es einen besonderen Grund: Seitlangem fiebern sie der 1000-Jahr-Feier ihrer Stadt entgegen. 1002wurde die Stadt in der Chronik des Bischofs Thietmar von Merseburgals «Civitas Budessin» erstmals urkundlich erwähnt. Mit aufwendigenProspekten und einer Internetseite legt sich Bautzen ins Zeug, umBesuchern die Kunde zu überbringen (http://www.1000jahrebautzen.de).
Unter den Veranstaltungen des Festjahres ragen zwei heraus: Am 1.September soll die Geschichte der Stadt in einem Festumzug mit 50Bildern vergegenwärtigt werden. 2500 kostümierte Statisten nehmendaran teil. Die eigentliche Festwoche vom 17. bis 26. Mai gruppiertsich um das Pfingstfest. Geplant sind mittelalterliche Märkte mitGauklern und Handwerkern, Musikprogramme und ein Feuerwerk. ImMittelpunkt aber steht der Tag der sorbischen Kultur am 20. Mai.
Die slawische Minderheit, die seit dem 6. Jahrhundert in derGegend siedelt, ist in Bautzen vielerorts präsent. So werden alleStraßennamen auch in Sorbisch ausgewiesen; es gibt ein sorbischesMuseum, das Deutsch-Sorbische Volkstheater und das SorbischeNationalensemble mit den Sparten Orchester, Chor und Tanz. Diebequemste Annäherung an die Lebensweise des kleinsten slawischenVolkes, das in der Lausitz noch ungefähr 60 000 Köpfe zählt, gewährtdas Restaurant «Wjelbik». Hier können Besucher etwa ein sorbischesHochzeitsmenü mit Rindfleisch und Meerrettichsoße bestellen.
Wer abends durch die Gassen schlendert, erlebt die Stadt von ihrerschönsten Seite. Durch die nächtliche Beleuchtung tritt dieVielgestalt der Türme besonders plastisch hervor: Da ist das schlankeRathaus, der Petridom, das dicke Rund der «Alten Wasserkunst», fernerMatthiasturm, Lauenturm, Wendischer Turm und Schülerturm. Wer indieser Konkurrenz bestehen will, muss schon etwas Besonderes bieten.Der Reichenturm etwa versucht es mit einer Neigung von 1,44 Meter,die an ein berühmtes Vorbild in der Toskana denken lässt.
Informationen:
Tourist-Information Bautzen-Budysin
Hauptmarkt 1, 02625 Bautzen
Tel.: 03591/420 16, Fax: 03591/53 43 09)
Internet: http://www.bautzen.de