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Basketball Basketball: Managerin Demuth wehrt sich gegen schweren Vorwurf

Von MICHAEL PIETSCH 14.03.2010, 21:06

HALLE/MZ. - Doch weitaus heftiger lag ihr eine Presseerklärung des Liga-Kontrahenten BC Marburg im Magen. Der hatte am 12. März, also am Freitag vor dem Spiel, einen schweren Vorwurf gegen die Lions und ihre Fans gerichtet: Rassismus.

Die Chronologie des Falls: Beim Bundesliga-Spiel am 6. Februar prallen die Amerikanerin Sherida Triggs vom BC Marburg und Halles Lejla Bejtic zusammen. Die Bosnierin erleidet einen Nasenbeinbruch. Lions-Trainer Peter Kortmann wertet den Vorfall deutlich: "Das war Absicht." Am 1. März erstattet Bejtic Anzeige gegen Triggs wegen Körperverletzung.

Seither eskaliert der Fall. Der Vize-Präsident des BC Marburg, Björn Backes, verfasst vorigen Freitag eine Pressemitteilung, die auf der Homepage des Vereins veröffentlicht wird und per E-Mail auch an die MZ geht. Darin heißt es: "Wegen mindestens zweier verschiedener rassistischer Äußerungen von Hallenser Fans während des Spiels gegen Sherida Triggs wird es eine Strafanzeige gegen Unbekannt geben. Die Vorfälle sind durch Zeugenaussagen und einen Video-Mitschnitt belegt." Zudem kündigt er eine Strafanzeige gegen Kortmann wegen Verleumdung an.

In einem Telefonat am vergangenen Freitag wollte Backes den Wortlauf der rassistischen Beschimpfungen nicht zitieren, sagte aber: "Wenn da nichts wäre, würde es ja ein Eigentor für uns sein." Er verwies auf den offiziellen Videomitschnitt des SV Halle, auf dem die Beleidigung zu hören sei. Die Aufzeichnung liegt auch der MZ vor. Sie hat einen extrem hohen Lärmpegel. Bei einer ersten Auswertung ließ sich eine deutlich hörbare rassistische Beleidigung zunächst nicht finden.

Doch ungeachtet der Faktenlage: Der Umgang des SV Halle mit dem Problem ist überaus problematisch. Den Rassismus-Vorwurf hatte Backes bereits wenige Tage nach dem Spiel in einer E-Mail an Cornelia Demuth geäußert. "Wir haben sofort reagiert und uns dagegen verwahrt", sagt die Managerin. Aber: Am 11. Februar gab Backes per E-Mail auch die Telefonnummer eines vermeintlichen Ohrenzeugen an die Lions-Managerin weiter. Die verzichtete aber auf einen Anruf. "Ein Fehler, wie ich jetzt weiß", sagt sie. Denn der Verdacht, Demuth habe den Vorfall unter den Teppich kehren wollen, steht im Raum. Sie räumt ein: "Ich hätte öffentlich scharf gegen die Unterstellung vorgehen müssen, damit unser Klub nicht in Verruf gerät."

Demuth kündigte am Sonnabend im Gespräch mit der MZ eine genaue Untersuchung des Falls an. "Falls bei uns auf der Tribüne jemand mit diskriminierenden Äußerungen auffiele, würden wir sofort reagieren und ein Hausverbot aussprechen", stellt sie klar. Der Vorwurf rüttelt am Selbstverständnis des Klubs. "Unser Verein steht ja geradezu für Integration von Ausländern. Wir haben seit Jahren farbige Spielerinnen im Team. Sie waren und sind Publikumslieblinge. Und Sherida Triggs, die auch bei uns spielte, ist beim Marburg-Spiel von unseren Fans mit extra viel Applaus begrüßt worden." Gleichwohl weiß auch die Managerin: "Für jeden einzelnen Zuschauer zu garantieren, ist unmöglich."

1. Basketball Bundesliga; SV Halle Lions gg TV Saarlouis Royals; Lions Managerin Cornelia Demuth fiebert mit. (Foto: Andreas Löffler)
1. Basketball Bundesliga; SV Halle Lions gg TV Saarlouis Royals; Lions Managerin Cornelia Demuth fiebert mit. (Foto: Andreas Löffler)
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