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Auto-Legende Auto-Legende: Stromlinienförmig über die Piste

Von MICHAEL MAACK 17.09.2010, 16:39

Halle/MZ. - Ein Auto, von dem niemand wusste, dass es das überhaupt noch gibt: Ein Kaiser-Stromlinienfahrzeug, hergestellt 1935 in Oschersleben, wo an diesem Wochenende die Deutsche Tourenwagen Meisterschaft (DTM) gefahren wird.

Klaus Breitschuh ist Geschäftsmann und seit der Wende Antiquitätenhändler in Quedlinburg. Er hat schon viele alte Schätze gehoben und in seinen Versteigerungen verkauft. Doch dieses Auto ist so einmalig, dass er noch nicht mal den Wert beziffern kann. "Es gibt keine Vergleichswerte, so ein Fahrzeug war noch nie auf dem Markt."

Das Stromlinien-Auto galt schon vor 75 Jahren als technische Innovation, als es von dem Flugzeugingenieur Theodor Kaiser in Oschersleben entwickelt wurde. Ein schnelles Auto (120 km / h), extrem geringer Luftwiderstand, sehr niedriger Verbrauch (3,5 Liter auf 100 km). Und sogar ein Kurvenlicht war eingebaut, Scheinwerfer, die jede Lenkbewegung mitmachen. Entwickler Theodor Kaiser hatte seine Ideen aus dem Flugzeugbau, die Stromlinienform, die Beplankung mit Spezialsperrholz, die Karosseriebespannung. Das ganze Auto wog gerade mal 250 Kilogramm. Das Basismodell gab es für 1 000 Reichsmark.

Das Kaiser-Mobil war in Vergessenheit geraten, als die Firma ab 1939 für die Rüstung produzieren musste. Seit den 50er Jahren galt das innovative Auto als verschollen. Dass jetzt ein Exemplar wieder aufgetaucht ist, ist dem Gespür von Klaus Breitschuh zu verdanken, der bei einer Haushaltsauflösung in Ballenstedt die Einzelteile des Autos in einem Keller entdeckte.

Dann der Wiederaufbau. Für Autoschlosser Andreas Marscheider die größte Herausforderung seiner Karriere: "Wir mussten die alten Konstruktionstechniken wieder komplett neu lernen." Im Team mit Restaurator Karl-Heinz Eyserth bauten sie das Kaiser-Mobil in 13 Monaten wieder auf. "Wir haben Theo Kaiser damit ein Denkmal gesetzt und sein Lebenswerk vor dem Vergessen gerettet." Höhepunkt für das Trio war die erste Fahrt am vergangenen Wochenende auf einem Parkplatz in Quedlinburg. Eine Zitterpartie bis feststand: der Motor läuft auch nach Jahrzehnten rund, die alte Karosse hält den Belastungen immer noch stand.

An diesem Wochenende ist das Kaiser-Mobil zum ersten Mal wieder öffentlich zu sehen - am Sonntag bei den Deutschen Tourenwagen Meisterschaften (DTM) auf dem Oscherslebener Ring.