Augenkrankheiten Augenkrankheiten: Den Durchblick behalten
Halle (Saale)/MZ. - Hildegard L., Bitterfeld-Wolfen: Bei mir wurde ein Ansatz zum Grauen Star festgestellt. Zu welchem Zeitpunkt müsste operiert werden?
Antwort: Der Graue Star ist eine normale Altersveränderung, bei der sich die Augenlinse eintrübt und man beginnt, schlechter zu sehen. Der Zeitpunkt einer Operation (OP) ist abhängig davon, welche Sehleistung gebraucht wird. Für das Autofahren beispielsweise ist eine Mindest-Sehschärfe von 60 Prozent vorgeschrieben. Ansonsten sollte bei einer Sehschärfe von weniger als 50 bis 60 Prozent an eine OP gedacht werden, abhängig von der individuellen Situation. Die OP wird ambulant durchgeführt und dauert eine halbe Stunde. Bereits am nächsten Tag kann wieder gut gesehen werden. Die Schonzeit beträgt vier Wochen.
Rosemarie L., Teutschenthal: Bei mir liegt erhöhter Augeninnendruck vor, aber ich muss nicht tropfen. Meine Ärztin empfahl mir eine Hornhaut-Dicken-Messung. Sie muss privat bezahlt werden. Ist sie sinnvoll?
Antwort: Die Hornhautdicke sollte bei jedem Erwachsenen einmal gemessen werden. Liegt sie bei 540 bis 560 Mikrometer, stimmen die gemessenen Werte des Augeninnendruckes. Anders gesagt: Eine Hornhautdicke-Messung ist die Grundlage für eine stimmige Augeninnendruckmessung. Sie kostet etwa 40 Euro.
Marlis S., Bad Suderode: Ich habe seit drei Jahren Grünen Star und nehme Tropfen mit dem Wirkstoff Brimonidin, die bei mir starkes Brennen und Entzündungen hervorrufen. Wissen Sie Rat? Mein Druckwert liegt bei 19 Millimeter Quecksilbersäule (mmHG).
Antwort: Bei einer Reihe von Patienten zeigen sich besonders Unverträglichkeiten bei der Einnahme von Medikamenten, die Konservierungsstoffe enthalten, wie das bei Brimonidin der Fall ist. Eine Möglichkeit wäre es, es mit Tropfen ohne Konservierungsstoffe zu versuchen. Eventuell bieten sich auch Medikamenten-Kombinaten an. Zudem sollte gesehen werden, ob Sie eventuell ein trockenes Auge haben und entsprechend tropfen sollten. Weglassen dürfen Sie die Tropfen auf keinen Fall, damit der Augeninnendruck nicht wieder steigt. Sollte es keinerlei Tropfen-Alternative geben, könnte als weiteres Mittel eine Operation in Erwägung gezogen werden, um den Augeninnendruck zu senken.
Achim A., Dessau-Bitterfeld: Ich sehe seit einigen Tagen im rechten Auge in der Mitte dunkle Punkte. Was ist das?
Antwort: Es handelt sich um eine Glaskörpertrübung. Dabei löst sich der gallertartige Glaskörper an einer Stelle von der Netzhaut und es erscheinen dunkle Punkte, die sich bei der Bewegung des Auges zeitverzögert mitbewegen und zur Seite wegschwimmen. Diese "fliegenden Mücken" (mouches volantes) sind ungefährlich und vor allem auf hellem Hintergrund besonders sichtbar. Es gibt kein Mittel dagegen. Mit der Zeit verblassen die Punkte. Gefährlich sind plötzlich auftretende Lichtblitze. In dem Fall müssten Sie sofort zum Augenarzt, da eine Netzhautablösung droht.
Helga H., Großkayna: Ich wurde wegen Grauem Star an beiden Augen operiert. Weshalb muss ich trotzdem eine Brille tragen?
Antwort: Bei der Operation des Grauen Star werden Kunstlinsen eingesetzt, die einen Großteil der Weit- und Kurzsichtigkeit ausgleichen. In der Regel verwendet man Einstärkenlinsen, bei denen die Kosten von Linse und Operation von der gesetzlichen Krankenkasse übernommen werden. Mit ihnen lässt es sich gut in der Ferne sehen, aber für die Nähe ist eine Brille notwendig. Möchten Patienten nach der Grauen-Star-Operation gänzlich auf eine Brille verzichten, so müssten Mehrstärkenlinsen eingesetzt werden, die privat zu bezahlen sind. Bei einigen gesetzlichen Kassen müssen in diesem Fall auch die Operationskosten und die ambulante Nachsorge privat bezahlt werden.
Renate M., Benndorf: Da ich vor sechs Wochen eine Bindehautentzündung hatte, nehme ich Augentropfen. Das Verklebte ist weg, dennoch habe ich das Gefühl entzündeter Augen?
Antwort: Das Gefühl, das etwas im Auge reibt und drückt, ist Ausdruck dafür, dass der Tränenfilm noch nicht so stabil ist. Dagegen helfen Tränenersatz-Tropfen, die Sie in der Apotheker erhalten. Sie sind nicht rezeptpflichtig und helfen generell bei trockenen Augen.
Bettina S., Burgenlandkreis: Bei mir soll wegen Glaukom eine HRT-Untersuchung stattfinden. Was ist das?
Antwort: Bei Glaukom sollte die Heidelberger Retina-Tomographie-Untersuchung (HRT) in regelmäßigen Abständen zur Verlaufskontrolle durchgeführt werden, um zu sehen, ob sich der Sehnerv verändert hat. Bei dem Verfahren wird der Sehnervenkopf mittels Laser genau ausgemessen und nach Auffälligkeiten geschaut. Ist der Sehnerv normal, kann man in gewissen Grenzen auch einen hohen Augeninnendruck tolerieren, ohne tropfen zu müssen. Die HRT-Untersuchung ist eine Privatleistung, die die gesetzlichen Kassen nicht bezahlen, und kostet 70 bis 80 Euro.
Christa H., Langendorf: Vor einem Jahr wurde bei mir eine trockene Makula festgestellt, gegen die ich Tabletten einnehme. Muss ich ein Implantat erhalten, wenn sich die Sehstärke verschlechtern sollte? Können Spritzen die trockene Makula verhindern?
Antwort: Die altersbedingte Makula-Degeneration (AMD) führt im Alter zu Veränderungen an der Makula, der Stelle des schärfsten Sehens, und damit zur Verringerung der Sehkraft. Unterschieden wird die "trockene" (langsam verlaufende Sehverschlechterung) und die "feuchte" AMD.
Bei der trockenen Makuladegeneration sollten Sie Nahrungsergänzungsmittel zu sich nehmen, die die Wirkstoffe Lutein und Zeaxanthin enthalten. Zusätzlich wäre für Sie eine regelmäßige Selbstkontrolle mit dem Amsler Gitter wichtig. Damit kann man häufig den Übergang von der trockenen zur feuchten Makuladegeneration erkennen. Nur bei einer feuchten Makuladegeneration ist eine Spritzenbehandlung in das Auge sinnvoll. Die von Ihnen angesprochenen Implantate werden nur bei Wasserablagerungen (Ödem) der Netzhaut eingesetzt, die aufgrund von Durchblutungsstörungen aufgetreten sind.
Petra M., Naumburg: Bei feuchter AMD soll eine Spritzentherapie helfen? Wie würde diese konkret aussehen?
Antwort: Im Abstand von vier bis sechs Wochen erfolgen in den Glaskörper des Auges Injektionen mit Medikamenten, sogenannten VEGF-Hemmern. Ziel der Spritzentherapie bei feuchter Makuladegeneration ist es, eine Stabiliserung der Sehschärfe zu erreichen und ihre Verschlechterung zu verhindern. Das für die Therapie zugelassene Medikament ist Lucentis. Dieses wird von der gesetzlichen Krankenkasse bezahlt. Es kann sein, dass Ihre Krankenkasse Ihnen ein OP-Zentrum vorgibt, wo Sie die Spritze erhalten werden. Bei Patienten mit Gefäßverschluss oder Diabetes kann auch nach Beantragung Avestin gespritzt werden.
Fragen und Antworten notierten Anne Böttger und Dorothea Reinert.
DAS FRAGTEN DIE CHATTER
"sven" fragte: Gibt es auch Kontaktlinsen für Leute, die kurz- und weitsichtig sind?
Antwort: Ja, es gibt Kontaktlinsen für Kurzsichtigkeit und für Weitsichtigkeit. Wenn bei Ihnen eine Kurzsichtigkeit besteht und jetzt zusätzlich eine Alters-Weitsichtigkeit (ab etwa 45 Jahre) dazu kommt, dann kann das mit Mehrstärken-Kontaktlinsen korrigiert werden. Sie sollten sich dazu an einen Augenarzt oder Optiker wenden, der in der Anpassung solcher Linsen Erfahrung hat.