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Armin Veh Armin Veh: «Es wäre gut, wenn Sammer käme»

Von Wolfgang Hettfleisch und Jan Christian Müller 20.01.2011, 18:12

HAMBURG/MZ. - Armin Veh und der Hamburger SV besitzen eine beidseitige Ausstiegsoption aus dem Trainervertragzum 31. Mai. Die wenigsten Beobachter erwarten, dass der 41-Jährige auch in der kommenden Saison noch HSV-Chefcoach sein wird.

Bei den Hamburger Medien hat der kommunikative und umgängliche Veh ein hervorragendes Standing, nicht nur, weil er die Reporter auf dem Weihnachtsmarkt zum gemeinsamen Glühweinabend einlud.

Frankfurter Rundschau: Herr Veh, es ist eine Menge los bei Ihnen. Die Themen der Woche beim HSV heißen eindeutig Sammer und van Nistelrooy. Wie steht´s eigentlich mit dem Thema Eintracht Frankfurt?

Armin Veh: Gute Frage. Bei uns in der Trainerkabine und innerhalb der Mannschaft ist das Spiel das Hauptthema. Zeitung lesen wir natürlich auch, aber ich habe nicht den Eindruck, dass wir uns in irgendeiner Weise beeinflussen lassen. Denn sonst würden wir wahrscheinlich ganz unten in der Tabelle herumkrebsen. Weil bei uns immer was los ist.

Momentan wuselt eine ganze Armada spanischer Reporter um sie herum, die Ruud van Nistelrooy am liebsten gleich mit nach Madrid nehmen würden. Reichen da Ihre Spanischkenntnisse aus, um die Kollegen abzuwimmeln?

Veh: Ich kann leider nicht spanisch sprechen. In diesem Fall hilft es mir, weil ich keine Interviews geben muss.

Sind denn noch alle spanischen Medienvertreter da? Es waren ja mal ein volles Dutzend.

Veh: Es werden täglichweniger. Jeden Tag verlassen uns zwei.

Was sagt Ihnen das?

Veh: Das sagt mir gar nichts.

Van Nistelrooy will unbedingt weg!

Veh: Ich habe ja auch Verständnis dafür, zumal er nach seiner Karriere ohnehin nach Madrid übersiedeln will. Aber wir können ihn nicht gehen lassen, und dementsprechend gehe ich davon aus, dass er hier bleibt.

Die Hamburger Zeitungen schreiben jetzt schon, dass nun ein "Luxusproblem" auf Sie zukommt, weil Mladen Petric sich gesund zurückgemeldet hat. Sie könnten das Problem leicht loswerden, indem Sie van Nistelrooy abgeben unddabei noch fast zwei Millionen Euro Gehalt sparen.

Veh: Genau diejenigen, die das jetzt sagen, die würden hier die Bude abreißen, wenn wir das machen würden. Wir können uns auf solche Spielchen nicht einlassen, sondern müssen das tun, was wir für richtig halten.

Was erwarten Sie jetzt von Ruud van Nistelrooy, nachdem Sie ihm seinen Herzenswunsch verwehrt haben, mit Real Madrid das Champions League-Finale im Wembleystadion anzupeilen?

Veh: Wenn er es schafft, sich dennoch hundertprozentig auf seinen Job hier in Hamburg zu konzentrieren, dann hat er in seinem Leben schon wieder viel dazu gewonnen.

Van Nistelrooys Zukunft in Hamburg dürfte spätestens am Saisonende vorbei sein. Uns interessiert nun brennend: Was geschieht mit Ihnen?

Veh: Mit mir? Ach, der Trainer ist auch noch wichtig hier (lacht)?

Klingt nach Galgenhumor, Herr Veh.

Veh: Schauen Sie: Hier sind sehr viele Dinge ungeklärt, ich weiß überhaupt nicht, was hier auf mich zukommt, also werde ich aus meiner Sicht nicht frühzeitig etwas tun oder sagen, was ich dann später bereue.

Im Trainingslager in Dubai haben Sie neulich erstdem Abendblatt gesagt, Sie würden gern "mehr Macht" bekommen.

Veh: Ich bin jetzt seit mehr als 20 Jahre in diesem Job. Vielleicht weiß ich nicht immer hundertprozentig, wie es geht, aber eines kann ich Ihnen versichern: Ich weiß sehr genau, wie es nicht geht! Wenn ich also sehe, dass etwas auf keinen Fall funktionieren kann, dann sage ich: Hört doch bitte auf jemanden, der den Job schon etwas länger macht und ein bisschen Ahnung hat.

Matthias Sammer hat bekanntermaßen ein bisschen Ahnung. Kann das mit Ihnen gemeinsam funktionieren beim HSV?

Veh: Das ist gut (lacht). Sie fragen mich nach Matthias Sammer, dabei ist er noch gar nicht da und es ist auch noch gar nicht klar, ob er überhaupt kommen wird.

Wir haben Sie und Sammer unter der Woche bei der DFB-Trainertagung gemeinsam herzhaft lachen sehen!

Veh: Ich schätze ihn als absoluten Fachmann, wenn ich seine Analysen so verfolge. Mehr kann ich nicht sagen, weil ich nicht weiß, wie er genau arbeitet. Es wäre also ziemlich oberflächlich,wenn ich mich jetzt dazu äußern würde. Was ich aber grundsätzlich sagen kann: Ich bin sicher, dass es für den Verein gut wäre, wenn er zu uns kommen würde.

Wie kann das dann aber zusammenkommen mit Ihnen, der mehr Einfluss haben möchte, und mit Sammer, der mehr Einfluss bekommen wird, wenn er denn kommt?

Veh: Das passt schon zusammen. Denn wenn Sie niemanden haben, dann macht es Sinn, dem Trainer mehr Macht zu geben. Wenn Sie aber jemanden finden, der das machen soll und kann, dann können Sie sich als Trainer auf Ihre Mannschaft konzentrieren. Das wäre dann das Allerbeste.

Sammer wird immer wieder als Alphatier bezeichnet. Sind Sie eigentlich auch ein Alphatier?

Veh: Ich bin sicherlich ein Teamplayer. Aber es gibt natürlich auch Teamplayer, die dennoch auch Alphatiere sind.

Sie haben in Stuttgart als späterer Meistertrainer ein unruhiges Umfeld beruhigen können. Dort gab es auch einen sehr starken Aufsichtsrat mit Arbeitgeberpräsident Dieter Hundt, der Sie zunächst etwas abschätzigals "Übergangstrainer" empfangen hatte.

Veh: Der Start war seinerzeit tatsächlich nicht günstig, aber ansonsten waren die in Stuttgart okay. Es war außerdem überschaubar. Dort haben vier Leute entschieden, und die waren vernünftig.

Und hier in Hamburg sind die Aufsichtsräte unvernünftig?

Veh: Das habe ich nicht gesagt. Aber eines ist doch klar: Mit zwölf Leuten im Aufsichtsrat kann es auch mal verschiedene Meinungen geben.

Herr Veh, wie wäre die Saison am Ende ein Erfolg für Sie?

Hmm.

Sagen Sie jetzt bitte nicht, Sie wollten nur von Spiel zu Spiel denken.

Veh: Ich kann diese Sprüche auch nicht mehr hören. Ich kann oft selber nicht ertragen, was ich so allesgesagt habe. Aber es ist auch ungeheuer schwierig, wenn Sie jede Woche über Fußball sprechen müssen (lacht).

Wäre die Europa League schon ein Erfolg oder nur die Champions Legaue-Teilnahme angesichts von nur sieben Punkten Rückstand auf Rang zwei?

Veh: Wenn wir den fünften Platz noch erreichen würden, wäre das sicher ein Erfolg. Aber ich kann das erst bewerten, wenn die Saison zu Ende ist. Wenn wir auch in der Rückrunde ein derartiges Verletzungspech haben sollten wie in der Hinrunde, fiele meine Analyse völlig anders aus, als wenn alle topfit dabei wären.

Die unbestritten vorhandene Qualität des Kaders bestimmt aber doch das Anspruchsdenken. Auch Ihr eigenes?

Veh: Ja natürlich. Glauben Sie bitte nicht, dass ich hier einfach nur so herum springe. Das ist ganz und gar nicht so.

Diesen Eindruck konnte man im Dezember tatsächlich gewinnen. Zumindest eine gewisse ironische Distanz zum Job glaubten wir daaus ihren Worten herausgehört zu haben.

Veh: Vielleicht kam dieser Eindruck zustande, weil ich eben ganz genau gesehen habe, wie es nicht funktionieren kann. Da war für mich klar: So kann es nicht weiter gehen, aber wenn man doch so weiter machen will, dann sollen es andere machen. Ich mache meinen Job sehr gerne. Aber ich mache ihn nicht gerne, wenn ich sehenden Auges in etwas hineinlaufe, in das ich sicher nicht hineinlaufen will.