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Argentinien Argentinien: Maradona will Trainer-Posten zurück

26.09.2010, 15:10

Buenos Aires/dpa. - Aber dem Ex-Star, der sonst immer im Rampenlicht stand, widerfuhr das Unfassbare: niemand reagierte, sein Vorstoß verpuffte ohne Echo. Und das, obwohl in den nächsten Wochen die Entscheidung darüber fallen soll, wer Argentinien zur nächsten WM 2014 in Brasilien führt.

Der allmächtige Präsident des nationalen Fußballverbandes AFA, Julio Grondona, den Maradona in dem Interview mit Fox Sports nur als «Patron» bezeichnet hatte, hüllte sich in Schweigen. «Diego träumt und wartet auf den Anruf von Grondona», lästerte die Sportzeitung «Olé» stattdessen. Nach dem 0:4-Debakel der Argentinier gegen Deutschland bei der WM in Südafrika hatte Grondona Maradona geschickt ausgebootet. Und niemand scheint der Ära Maradona so richtig nachzutrauern. Außer Maradona selbst.

Auch seinem erfolgreichen Nachfolger auf dem Stuhl des Cheftrainers, Sergio Batista, kam keine Silbe über die Lippen. Über Batista hatte sich Maradona lustig gemacht: «Wenn Batista auch nur nach Uruguay fährt, dann kennt den doch schon keiner mehr». Bei Maradona hört aber offenbar auch kaum noch jemand hin. In den Sportkommentaren vom Wochenende kam die Offensive des bald 50- Jährigen - wenn überhaupt - dann nur mit ironischem Unterton vor.

So wies die Zeitung «Clarín» hämisch darauf hin, dass Diego nun sogar bereit sei, auf seine Assistenztrainer zu verzichten, nur um wieder Nationalcoach zu werden. Vor zwei Monaten hatte er noch getönt: «Wenn man mir auch nur einen Balljungen nimmt, dann bin ich weg». Am schlimmsten aber muss für Maradona das Schweigen seiner Spieler sein. Keiner sprang für ihn ein, niemand unterstützte ihn. Maradona selbst räumte in dem Interview ein, dass er sich mehr Zuspruch von den Spielern gewünscht hätte. «Aber gut, so ist das heute eben», sagte er.

Maradona hatte sogar den einflussreichsten Politiker des Landes, den früheren Präsidenten Néstor Kirchner und dessen Frau, die amtierende Präsidentin Cristina Kirchner, vereinnahmt. Beide hätten ihm signalisiert, dass sie seine Rückkehr auf den Trainerposten befürworteten. «Er (Néstor) hat mir zur WM gratuliert und gesagt, dass die Menschen überall, wo er hinkomme, ihn auf meine Mannschaft ansprächen», sagte Maradona, der sich vergangene Woche mit Kirchner getroffen hatte. Kirchner sei sogar etwas «verärgert» gewesen, dass sein Trainervertrag noch immer nicht verlängert worden sei. Aber auch hier: Fehlanzeige. Keine Reaktion des Präsidentenapparates.

Interimstrainer Batista konnte seine Position inzwischen erheblich festigen. Für ihn sprechen erste Erfolge auf dem Rasen, vor allem ein 4:1-Sieg in einem Freundschaftsspiel gegen Weltmeister Spanien. Aber auch eine Reihe von Spielern äußerten sich sehr zufrieden mit Batista. Maradona lästerte jedoch: «Wenn Batista auch nur nach Uruguay fährt, dann kennt den doch schon keiner mehr».

Grondona ist nach Einschätzung argentinischer Medien seit langem nicht gut auf Maradona zu sprechen. Er hatte ihm zwar eine Vertragsverlängerung angeboten, aber wohl nur pro forma. Chancen werden Maradona in Argentinien nur noch für den eher unwahrscheinlichen Fall eingeräumt, dass die Nationalelf unter Batista schweren Schiffbruch erleidet.