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Argentinien Argentinien: Der erfolgreichste Fußballclub der Welt ist 100

Von Jürgen Ramspeck 22.03.2005, 15:36
Die Vitrinen des argentinischen Fußballclubs «Club Atletico Independiente» im Vereinssitz in Avellaneda (Buenos Aires) sind prall gefüllt - links der Supercopa (1995), rechts der Weltpokal (1973). Mit 15 internationalen Titeln, die der Verein seit seiner Gründung im Januar 1905 gewonnen hat, ist er der weltweit erfolgreichste Fußballclub. (Foto: dpa)
Die Vitrinen des argentinischen Fußballclubs «Club Atletico Independiente» im Vereinssitz in Avellaneda (Buenos Aires) sind prall gefüllt - links der Supercopa (1995), rechts der Weltpokal (1973). Mit 15 internationalen Titeln, die der Verein seit seiner Gründung im Januar 1905 gewonnen hat, ist er der weltweit erfolgreichste Fußballclub. (Foto: dpa) dpa

Buenos Aires/dpa. - 15 Sterne umringen das rot-weiße Logo des«Club Atlético Independiente» aus Buenos Aires - einer für jedeninternationalen Titel, den der Verein seit seiner Gründung im Januar1905 gewonnen hat. Damit ist nicht etwa Real Madrid (14 Titel) oderder AC Mailand (11) der weltweit erfolgreichste Fußballclub, sondernes sind die «Roten Teufel» aus dem Stadtteil Avellaneda.

Im 99. Jahr ihres Bestehens trugen die Roten schwarz, aber nichtwegen des mäßigen Platzes 15 in der Liga. Trainer José Omar Pastorizastarb wenige Tage vor Saisonbeginn an einem Herzinfarkt. «El Pato»führte Independiente 1984 zur siebten und bisher letzten CopaLibertadores, dem südamerikanischen Äquivalent zur Champions League,und zum Weltpokal gegen den FC Liverpool.

Im April 1982 verlor Argentinien den Krieg gegen Großbritannien umdie Falkland-Inseln, der Nationalstolz war stark angekratzt. ZweiJahre später hebt José Percudani in der vierten Spielminute in Tokioden Ball über Liverpools Torhüter Bruce Grobbelaar hinweg zum 1:0.Argentinien feierte mit den Roten um Rekordspieler Ricardo Bochinieine späte Genugtuung.

Elf Jahre früher überwand Bochini am 28. November 1973 in Rom beimWeltpokalfinale Juventus Turins Dino Zoff zum entscheidenden 1:0.Dafür benannte der Verein nach «Bocha» einen Sektor im 57 000Zuschauer fassenden Stadion. Sein Mitspieler Daniel Bertoni, mitsieben internationalen Titeln ebenfalls rekordverdächtig, erinnertsich: «Nach dem Spiel tranken wir in der Kabine Mate und spieltenTruco», das typisch argentinische Kartenspiel.

Neben Bochini und Bertoni brachte Independiente weitere namhafteNationalspieler hervor. Die Deutschen erinnern sich noch schmerzvollan Jorge Burruchaga, der in der 84. Minute des WM-Endspiels 1986 inMexiko-Stadt nach dem 3:2-Siegtreffer gegen Toni Schumacher jubelndüber den Platz hüpfte. Vier Jahre später flog in Rom Pedro Monzónnach einem brutalen Foul an Jürgen Klinsmann vom Platz, Deutschlandsiegte 1:0.

An einen Nationalspieler der 50er, Ernesto Grillo, der zwischen1949 und 1957 «immer mit heruntergerollten Stutzen im roten Trikotden Ball verzauberte», erinnert sich der heutige Trainer César LuisMenotti besonders gerne. Aus der aktuellen Nationalelf lerntenGabriel Milito und Esteban Cambiasso das Kicken in Avellaneda, beidewechselten aber schon mit 22 Jahren nach Spanien.

«Das ist unser größtes Manko», sagt Menotti, ArgentiniensWeltmeister-Trainer von 1978. «Unsere jungen Spieler verlassen denVerein zu früh.» Im wirtschaftlich angeschlagenen Argentinienexistiert kein Markt für Fanartikel, potente Sponsoren gibt es kaumund nur die Transfererlöse halten den Club über Wasser.

Die «Liebe» zwischen Menotti, zum dritten Mal als Trainer beiIndependiente, und den Anhängern der Roten Teufel währt schon lange:«Ich wurde hier immer mit Beifall begrüßt, egal mit welchem Club ichher kam.» Die Fans haben ihm sogar verziehen, dass er in der Jugendein Jahr beim Lokalrivalen Racing gespielt hat.

Bei den organisierten Fans liegen die Roten mit 152 so genannten«Peñas», den Fanclubs auf Platz 1. Wirtschaftlich und sportlich stehtdagegen die Konkurrenz aus Buenos Aires - River Plate und BocaJuniors - besser da.

Menotti weiß, dass er bei Independiente unter Erfolgsdruck steht:«Wenn wir einen vernünftigen Präsidenten bekommen und Spieler, diesich langfristig an den Verein binden, dann können wir auch wiedereinen Titel holen.» Im April stehen die Präsidentschaftswahlen an -vielleicht eine erste Etappe auf dem Weg zum 16. Stern.