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Ansturm auf Kurzarbeit in Hessen: Freie Intensivbetten

31.03.2020, 14:31
Ein Mann geht an dem Logo der Agentur für Arbeit vorbei. Foto: Sebastian Kahnert/dpa-Zentralbild/dpa/Symbolbild
Ein Mann geht an dem Logo der Agentur für Arbeit vorbei. Foto: Sebastian Kahnert/dpa-Zentralbild/dpa/Symbolbild dpa-Zentralbild

Frankfurt/Wiesbaden - Während die Arbeitsagenturen in Hessen in der Corona-Krise einen Ansturm auf Kurzarbeit verzeichnen, steigt die Zahl der Infizierten weiter und Kriminelle erneuern ihre Betrugsmaschen. Doch es gibt auch positive Nachrichten. Die wichtigsten Themen des Tages zu Covid-19 im Überblick:

KURZARBEIT

Der von der Corona-Krise ausgelöste Ansturm auf Kurzarbeit ist in Hessen deutlich stärker als in der Finanz- und Wirtschaftskrise 2008/2009. Allein in den beiden vergangenen Wochen seien bei den Agenturen in Hessen rund 32 000 Anzeigen eingegangen, berichtete die Regionaldirektion in Frankfurt. Dahinter steckt mutmaßlich ein Vielfaches von Beschäftigten, die mit der Sozialleistung über die corona-bedingte Zwangspause kommen müssen. Die Gewerkschaften verlangten erneut eine einheitliche Aufstockung des Kurzarbeitergelds durch die jeweiligen Arbeitgeber. In der von der Lehman-Pleite ausgelösten Wirtschaftskrise 2009 betrug der Höchstwert in einem Monat gerade einmal 1470 Anzeigen. Im Unterschied zu 2009 seien Unternehmen fast aller Branchen und Größenklassen betroffen.

ZAHLEN STEIGEN WEITER

Die Zahl der bestätigten Infektionen mit dem Coronavirus steigt in Hessen weiter an. Am Dienstag meldete das Sozialministerium bis 14.00 Uhr 3301 Fälle, 201 mehr als noch am Vortag. Die Zahl der Todesfälle, die auf den Erreger Sars-CoV-2 zurückgeführt werden, stieg in der Statistik des Ministeriums um 4 auf 18. Bei den Zahlen sind jedoch nur solche Fälle erfasst, die von den Kommunen bis zu einem bestimmten Zeitpunkt in eine elektronische Datenbank eingepflegt werden. Für die Stadt Frankfurt wurden am Dienstag mit 396 Fällen nach wie vor die meisten Infizierten gemeldet. Die wenigsten Fälle gibt es mit 21 im nordhessischen Werra-Meißner-Kreis.

NEUE BETRUGSMASCHEN

Kriminelle haben bekannte Betrugsmaschen seit der Ausbreitung des Coronavirus an die neue Lage angepasst. Seit Beginn der Krise erhielten Senioren etwa Anrufe mit der Nachricht, dass ein angeblich naher Verwandter im Krankenhaus liege und dringend Geld für die medizinische Behandlung benötige, sagte eine Sprecherin des Hessischen Landeskriminalamts (LKA). Dies sei eine neue Version des sogenannten Enkeltricks, mit dem Betrüger vor allem ältere Menschen mit Berichten über angebliche Notlagen naher Angehöriger um ihr Geld zu bringen versuchen. Bei einer anderen Betrugsvariante wird erzählt, Verwandte säßen im Ausland fest, könnten nicht mehr zurückfliegen und benötigten deshalb dringend Geld.

FREIE INTENSIVBETTEN

Fast alle hessischen Krankenhäuser können auf den Intensivstationen noch Corona-Patienten aufnehmen. Landesweit sind in lediglich drei Kliniken die Beatmungsbetten belegt, wie aus dem Online-Register der Deutschen Interdisziplinären Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin (DIVI) hervorgeht. 7 weitere der insgesamt 51 darin aufgeführten Krankenhäuser melden begrenzte Kapazitäten an Betten mit invasiven Beatmungsmöglichkeiten. Auch der Gesundheitskonzern Fresenius sprach von einer relativ entspannten Corona-Situation in seinen deutschen Kliniken.

MIETERBUND WILL SICHERUNGSFOND

Der Deutsche Mieterbund in Hessen hat angesichts drohender Zahlungsschwierigkeiten von Mietern in der Corona-Krise einen Sicherungsfonds „Wohnen” gefordert. Viele Mieter würden aufgrund von Arbeitslosigkeit und Kurzarbeit befürchten, dass sie demnächst ihre Miete nicht mehr zahlen können, teilte der Vorsitzende des Deutschen Mieterbundes in Hessen, Gert Reeh, am Dienstag mit. „Wir wissen aber auch, dass insbesondere Kleinvermieter wegen ihrer finanziellen Einbußen in Schwierigkeiten geraten könnten.” Mit einem aus dem vom Land geschnürten Rettungspaket geschaffenen Sicherungsfonds „Wohnen” solle der Fortbestand aller Mietverhältnisse gewährleisten werden.

MEHR MUNDSCHUTZ

Hanaus Oberbürgermeister Claus Kaminsky (SPD) bittet die Bevölkerung der Stadt, während der Corona-Krise in der Öffentlichkeit Schutzmasken für Mund und Nase zu tragen. Damit soll ein Ansteckungsrisiko mit dem Virus verringert und die Verbreitung verlangsamt werden. „Wenn jeder eine Maske trägt, ist allen geholfen”, sagte Kaminsky. Damit sich die Menschen selbst versorgen können, erarbeitet die Stadt eine Nähanleitung, die bald veröffentlicht werden soll. Wer der Devise „Do it yourself” nicht folgen könne, für den bemühe sich die Stadt, Lösungen zu finden.

SCHNELLERE TESTS

Frankfurter Forscher haben einen Test zur schnelleren und großflächigeren Analyse von Infektionen mit dem Coronavirus entwickelt. „Damit wird es möglich, die von allen Wissenschaftlern und auch Politikern geforderte Ausweitung der Testung in weitere Bevölkerungsgruppen auch bei den begrenzten Testkit-Ressourcen früher umzusetzen, als bisher angenommen wurde”, erklärte Erhard Seifried, Professor an der Frankfurter Goethe-Universität. Wissenschaftler des Blutspendedienstes des Deutschen Roten Kreuzes und der Uniklinik haben ein Verfahren entwickelt, bei dem Abstriche von mehreren Testpersonen zusammen untersucht werden. Die Proben werden in einem „Mini-Pool” zusammengeführt und mit Hilfe eines Genomnachweises untersucht. Bei einem negativen Ergebnis haben alle enthaltenen Proben ein zuverlässig negatives Ergebnis. Bei einem positiven Befund werden Einzeltests der ursprünglichen Probe gemacht, die positive Probe könne so innerhalb von vier Stunden identifiziert werden.

GEMEINSCHAFTSGEFÜHL STÄRKT ZUFRIEDENHEIT

Die Corona-Krise könnte nach Ansicht des Soziologen Martin Schröder bei vielen Menschen sogar zu einer höheren Lebenszufriedenheit führen, weil sie sich plötzlich als Teil einer Gemeinschaft sehen. „In dem Maße, wie Menschen das Gefühl haben, Teil einer Gemeinschaft zu sein, fühlen sie sich besser”, sagte der Marburger Professor der Deutschen Presse-Agentur. Dieses Gemeinschaftsgefühl könne gar noch gestärkt werden, „wenn man daran appelliert und klarmacht, dass wir diese Herausforderung nur gemeinsam bewältigen können”. Kontaktverbote und Ausgangsbeschränkungen haben nach Darstellung des Wissenschaftlers hingegen nur geringe Auswirkungen auf den Gemütszustand. (dpa/lhe)