1. MZ.de
  2. >
  3. Varia
  4. >
  5. Alternativen zu Bethlehem: Alternativen zu Bethlehem: Neue Ziele für weihnachtliche Pilgerreisen

Alternativen zu Bethlehem Alternativen zu Bethlehem: Neue Ziele für weihnachtliche Pilgerreisen

Von Arnd Petry 19.11.2002, 10:28
Auf den Spuren biblischer Geschichte - Pilgerreisen an den Weihnachtsfeiertagen lassen sich bei den Veranstaltern unter anderem zum Berg Sinai in Ägypten buchen. (Foto: Ägyptisches Fremdenverkehrsamt/dpa/gms)
Auf den Spuren biblischer Geschichte - Pilgerreisen an den Weihnachtsfeiertagen lassen sich bei den Veranstaltern unter anderem zum Berg Sinai in Ägypten buchen. (Foto: Ägyptisches Fremdenverkehrsamt/dpa/gms) Ägyptisches Fremdenverkehrsamt

München/Stuttgart/dpa. - Für viele Christen gilt sie in der Weihnachtszeit als das Reiseziel schlechthin: die Geburtskirche in Bethlehem. Im Frühjahr 2002 wurde das im vierten Jahrhundert gebaute Gotteshaus, an dessen Ort nach christlichem Glauben Jesus Christus geboren wurde, jedoch zu einem der Brennpunkte des Nahost-Konfliktes. Weil sich gesuchte Palästinenser dort mit Geiseln verschanzt hatten, wurde die Kirche lange von der israelischen Armee belagert. Angesichts der Lage, die sich seitdem weiter zugespitzt hat, werden diesmal kaum Pilger zu Weihnachten ins «Heilige Land» reisen. Wer auf den Spuren der Bibel unterwegs sein will, dürfte sich diesmal eher nach Zielen in Ägypten, Jordanien, Syrien und der Türkei umschauen.

Die spezialisierten Reiseveranstalter haben sich darauf bereits eingestellt. Unter dem Titel «Exodus - Auf dem Weg des Volkes Israel von Ägypten ins Gelobte Land» bietet beispielsweise das Bayerische Pilgerbüro in München zum Jahreswechsel eine Reise an, die von den Pyramiden bei Kairo über das Katharinenkloster und den Mosesberg auf der Sinai-Halbinsel bis in die jordanische Hafenstadt Aqaba führt. Von dort aus geht es weiter in die Felsenstadt Petra und schließlich zum Berg Nebo, von wo Moses das «Gelobte Land» erstmals erblickte, sowie bis ans Tote Meer und in Jordaniens Hauptstadt Amman.

Biblische Reisen in Stuttgart hat die gleichen Ziele im Angebot. Michael Doll, stellvertretender Geschäftsführer des Veranstalters, empfiehlt zudem als «sichere Alternative» zu Bethlehem Reisen auf den Spuren des Apostel Paulus in der Türkei. In der Stadt Antakya im Osten des Landes etwa wurden die Jünger zum ersten Mal Christen genannt. In der Region Antiochien, in der ehemaligen Hafenstadt Seleuzia, begann Paulus auch seine erste Missionsreise, die ihn unter anderem nach Antalya führte. Nicht weit davon entfernt in Myra, wo der heilige Nikolaus einst Bischof war, kann die Nikolauskirche besichtigt werden. Im Westen der Türkei schließlich geben die Ruinen von Ephesos Zeugnis ab vom Wirken des Apostels.

Für die nahe Zukunft sind beim Bayerischen Pilgerbüro keine Fahrten auf den Spuren von Jesus Christis nach Bethlehem, Nazareth, zum See Genezareth und nach Jerusalem geplant. «Die Unterkünfte in Bethlehem sind zerstört», sagt Jürgen Neubarth, Vize-Geschäftsführer des Unternehmens. Zuletzt habe der Veranstalter nur noch Tagesfahrten von Jerusalem aus in die zehn Kilometer südlich im palästinensischen Westjordanland liegende Stadt angeboten. «Reisen, die bisher im Katalog standen, haben wir aus dem Angebot ausgenommen.» Es gebe aber momentan auch kaum Anfragen für Fahrten nach Israel, sagt Neubarth.

Auch bei Biblische Reisen in Stuttgart sind die Anfragen nach Israel-Touren um mehr als 90 Prozent zurückgegangen. «Wir fahren aber dennoch hin», sagt Michael Doll. Diejenigen, die jetzt noch in das «Heilige Land» wollten, hätten starke Bindungen in die Region und wüssten genau, worauf sie sich einlassen, argumentiert Doll. Wer Angst vor der Gewalt habe, sollte dagegen besser zu Hause bleiben - oder eben auf andere Ziele ausweichen.

Die Wahrscheinlichkeit, solche Reisen unbeschadet zu überstehen, lässt sich Doll zufolge mit etwas Umsicht erhöhen: Angesichts der regelmäßigen Selbstmordattentate sollten Reisende jüdische Zentren und Linienbusse in Israel meiden. «Man sollte sich besser in einem arabischen Umfeld aufhalten und Reisebusse oder Taxen nehmen», rät Doll. Wenn das israelische Militär mitspiele, sei es sogar möglich, in die palästinensischen Gebiete zu fahren und Bethlehem zu besuchen.

Auch dem Auswärtigen Amt in Berlin zufolge sind Reisen nach Israel «grundsätzlich weiterhin möglich». Das Ministerium weist aber darauf hin, «dass deutsche Staatsangehörige - insbesondere ortsunkundige Touristen - einem generell höheren Anschlagsrisiko ausgesetzt sind». Öffentliche Orte mit hohen Besucherzahlen sowie Restaurants und Discotheken sollten gemieden werden.

Nach Ansicht von Jürgen Neubarth sind europäische Wallfahrtsorte wie Fatima in Portugal, Santiago de Compostela in Spanien und Lourdes in Frankreich in der Wintersaison nicht zu empfehlen. Dort sei es in dieser Jahreszeit zu umgemütlich: «Nach Santiago müssen Sie eigentlich im Sommer fahren.» Und eine Fahrt zu den Stätten der Bibel und des frühen Christentums könne eine solche Wallfahrt auch nicht ersetzen, urteilt Neubarth.