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Alexandre Dumas Alexandre Dumas: 200. Geburtstag des Draufgängers

Von Sabine Glaubitz 23.07.2002, 20:34
Alexandre Dumas
Alexandre Dumas arte

Paris/dpa. - Als Krönung seiner nichtimmer unumstrittenen literarischen Karriere wird die Asche des Autorsanlässlich seines 200. Geburtstages in diesem Herbst ins Panthéonnach Paris überführt, den Ruhmestempel Frankreichs.

Bis zum Ende seines Lebens - er starb am 5. Dezember 1870 - warder Sohn eines Generals von Bonaparte gierig nach den Freuden desLebens. Im Wald von Saint-Germain-en-Laye, in der Nähe von Paris,ließ er sich das Schloss von Monte Cristo erbauen, eine extravaganteResidenz, in der er rauschende Feste und orgienhafte Maskenbälleorganisierte, und die ihn zu bunten und schillernden Erzählungeninspirierten. Der Autor von «Der Graf von Monte Cristo» verkehrte invornehmen Kreisen, die er mit seinem Charme und seiner stattlichenErscheinung bezauberte. Er hatte einen schwarzbraunen Teint undstruppiges Haar - ein Erbe seiner schwarzhäutigen Großmutter - undblieb in den Pariser Salons um 1820 nicht unbemerkt.

Dumas gehört heute zu den großen und anerkannten AutorenFrankreichs. Das war nicht immer so. Seine Abenteuerromane, zu denen«Die drei Musketiere» und «Die Mohikaner von Paris» zählen, wurdenvor allem vom breiten Publikum gefeiert. Die damaligenLiteraturkritiker und Autoren waren von den Helden voller Mut, Kraftund unersättlichem Lebenshunger weniger begeistert. Honoré de Balzacwollte nicht mit «diesem Neger» verglichen werden, und für VictorHugo und andere Schriftsteller der damaligen Zeit waren seine Werke«unrein und unregelmäßig». Dumas' Romane entsprechen nicht immer derhistorischen Wahrheit. «Die historische Wahrheit ist ein Mädchen, dasman vergewaltigen kann, vorausgesetzt, man macht ihr schöne Kinder»,pflegte der Intrigen- und Frauenheld einst scherzhaft zu sagen.

Außerdem wurden die Dialoge seiner Romane bemängelt. Sie seien zulebhaft und weniger literarisch, lautete die Kritik. Doch das istnicht sehr erstaunlich, denn Dumas war auch ein Autor vonTheaterstücken. Er machte vor allem mit dem Stück «Henrich III. undsein Hof» von sich reden, das 1829 aufgeführt wurde.

Dumas war ein besessener Arbeiter. Um seine Schulden zu bezahlen,schrieb er ohne Unterlass. Wie Balzac verfasste er für dieFeuilletons, die nur einen Hungerlohn zahlten, eine Geschichte nachder anderen. Außerdem ließ er einen oder mehrere «Ghostwriter» fürsich arbeiten. Der bekannteste unter ihnen war Auguste Maquet.

Dumas sorgte zu Lebzeiten ständig für Aufsehen und Schlagzeilen.Darum ist es auch nicht erstaunlich, dass sich daran 200 Jahre späternichts geändert hat. Am 26. März beschloss der französischeStaatspräsident Jacques Chirac, die Asche des Autors von seiner inNordfrankreich gelegenen Geburtsstadt Villers-Cotterêts ins Panthéonnach Paris überführen zu lassen.

Doch der Stadtrat leistete heftigen Widerstand. In einem in derPresse veröffentlichten Schreiben behauptete er, dies sei gegen denWillen des Schriftstellers, der in seinem Testament den Wunsch zumAusdruck brachte, in seiner Geburtsstadt beerdigt zu werden. Erst vorwenigen Wochen gab der Stadtrat unter dem Druck der Regierung kleinbei. «Damit geht uns eine wichtige Touristenattraktion verloren»,bedauerte er.