Ägypten Ägypten: Mindestens 83 Tote bei Anschlägen in Scharm el Scheich
Scharm el Scheich/dpa. - Mindestens 136 Menschen seienzum Teil schwer verletzt worden, teilte das Innenministerium in Kairoam Samstag weiter mit. Zu dem Blutbad bekannte sich eine angeblichmit dem Terrornetz El Kaida verbundene Gruppe. Der ägyptischeStaatspräsident Husni Mubarak informierte sich vor Ort über dasGeschehen.
In einer Erklärung von Bundeskanzler Gerhard Schröder hieß es,nach gegenwärtigem Kenntnisstand befänden sich unter den Verletztenauch deutsche Urlauber. Das Auswärtige Amt ergänzte, es gebeweiterhin keine konkreten Hinweise auf deutsche Schwerverletzte oderTodesopfer. Dies sei aber eine vorläufige Bilanz, da dieAufklärungsarbeiten noch liefen. Nicht bestätigen konnte dasAuswärtige Amt Berichte, wonach unter den Toten zwei Deutsche seinsollen. Dies sei weder vom Internationalen Krankenhaus in Scharm elScheich noch von den ägyptischen Behörden bestätigt worden. Im Gebietvon Scharm el Scheich machen gegenwärtig mehrere tausend DeutscheUrlaub. Mehrere große deutsche Reiseveranstalter teilten mit, ihreGäste in Ägypten seien wohlauf.
Die drei Bomben gingen in der Nacht zum Samstag in Scharm elScheich und dem benachbarten Touristenzentrum Naama Bay hoch. Dieerste Explosion ereignete sich um 1.15 Uhr Ortszeit (0.15 Uhr MESZ)auf einem belebten Basar der Stadt, als eine Autobombe explodierte.Der US-Nachrichtensender CNN berichtete, es habe sich dabei um einSelbstmordattentat gehandelt.
Wenige Minuten später raste nach Angaben von Augenzeugen bei demschwersten der drei Anschläge offenbar ein zweiterSelbstmordattentäter mit einem Auto in die Eingangshalle des Ghazala-Garden-Hotels in Naama Bay. Ein Wachmann, der ihn aufhalten wollte,wurde getötet. Ein Teil des Hotels stürzte ein. Die dritte Bombe, dievermutlich in einer Tasche versteckt war, explodierte auf einemParkplatz vor einem Café, das vor allem von ägyptischenHotelangestellten besucht wird. Nach Augenzeugenberichten rannten dieMenschen nach den Explosionen in Panik auf die Straße.
Es war der schwerste Anschlag in Ägypten seit dem 17. November1997. Damals töteten islamistische Attentäter in der oberägyptischenStadt Luxor 58 Urlauber, darunter vier Deutsche, sowie vier Ägypter.
Die Bundesregierung wie auch die USA, Frankreich, Italien,Russland und andere Länder verurteilten die Anschläge. «In ihremblinden und fanatischen Hass wollen die Terroristen Angst undSchrecken an die Stelle von friedlichem Zusammenleben undMenschlichkeit setzen. Diese Rechnung darf nicht aufgehen», erklärteBundesaußenminister Joschka Fischer. Bundeskanzler Gerhard Schröderbetonte: «Wir dürfen im Kampf gegen den internationalen Terrorismusnicht nachlassen.» Bundespräsident Horst Köhler sprach StaatschefMubarak sein Beileid aus. CDU-Chefin Angela Merkel nannte dieAnschläge «hinterhältig und feige». Papst Benedikt XVI. forderte dieAttentäter auf, «nicht mehr den Weg der Gewalt einzuschlagen».
Mubarak sagte im ägyptischen Fernsehen: «Dieser Zwischenfall wirdnur unsere Entschlossenheit stärken, den Terrorismus aufzuhalten undauszumerzen.» Der ägyptische Innenminister Habib el-Adli sprach voneiner «Bande von Kriminellen», die nichts mit dem Islam zu tunhätten. Er brachte die Anschläge mit den Attentaten vom Sinai-BadeortTaba sowie auf zwei Touristencamps bei Nuweiba vom vergangenenOktober in Verbindung, bei denen 34 Menschen - zumeist Israelis -starben.
In einer auf einer Internetseite veröffentlichten Botschafterklärte eine Terrorgruppe namens «Brigaden des Märtyrers AbdullahAssam der El-Kaida-Organisation in Groß-Syrien und Ägypten» amSamstag, die Attentate seien ein Schlag gegen «Kreuzfahrer, Zionistenund das abtrünnige ägyptische Regime». Die Echtheit der Botschaft warzunächst nicht festzustellen.
Die Deutsche Botschaft in Kairo richtete einen Krisenstabeingerichtet ein und entsandte zur Betreuung möglicher deutscherBetroffener ein Krisenteam nach Scharm el Scheich. In Berlin wurdedas Krisenreaktionszentrum des Auswärtigen Amtes personell verstärkt.Es koordiniert seine Arbeit mit den deutschen Reiseveranstaltern.Reiseveranstalter boten Urlaubern unterdessen Umbuchungen an.
Scharm el Scheich an der Südspitze der Sinai-Halbinsel ist ein vorallem bei italienischen und deutschen Touristen beliebter Badeort.Das ehemalige Fischerdorf hat als Tagungsort für mehrere Nahost-Konferenzen auch symbolische Bedeutung.