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40 Jahre Hallescher FC 40 Jahre Hallescher FC: Ein Verein zweiter Klasse

Von Klaus Blumtritt 12.01.2006, 21:33

Halle/MZ. - Warum hat es der HFC Chemie in seiner erfolgreichsten Periode ab Mitte der 70er Jahre nicht bis in den Uefa-Pokal geschafft? Für den damaligen Klubchef Richard Stoy (1977 - 1983) "waren die Spieler etwas zu brav. Wir hatten prima Jungs, die fußballerisch alles mitbrachten. Aber ihnen fehlte der letzte Biss". Im Nachhinein bereut Stoy, "nicht ein Stück konsequenter gewesen zu sein".

Auch Peter Kohl, Cheftrainer von 1976 bis Frühjahr 1982, gesteht heute: "Es ist uns nicht gelungen, das Letzte aus den Spielern herauszukitzeln." Ein anderer Weg, um erfolgreicher zu sein, war dem Klub objektiv verbaut. Denn Spielertransfers wurden zu DDR-Zeiten zentral gelenkt, fast ausnahmslos zu den Anfang der 70er Jahre installierten "Superklubs" BFC, Dresden, Jena, Lok Leipzig und FCM.

Die restlichen sechs Klubs, darunter der HFC Chemie, blieben dagegen nur eine Art "Bezirksauswahl", der in den Kinder- und Jugendsportschulen pro Jahrgang auch nur die Hälfte an Ausbildungsplätzen zur Verfügung stand. Die Oberliga als Drei-Klassen-Gesellschaft - "dritte Kraft" waren die jeweils in ihr vertretenen Betriebssportgemeinschaften (BSG) - wurde zementiert, als Ende er 70er Jahre sogar die besten 13-Jährigen delegiert werden mussten.

Akribische Sichtung

Beim HFC betraf das die Brüder Frank und Ulrich Mappes, die nur bei Lok Leipzig ihre Laufbahn fortsetzen durften, und den späteren Nationalspieler Jörg Stübner, der nach Dresden wechselte. Dass sich der HFC über Jahre in der oberen Tabellenhälfte etablieren konnte, verdankte er seiner vorbildlichen Nachwuchsabteilung, die von der akribischen Sichtung des Bezirkstrainers Walter Schmidt und seiner Helfer profitierte.

"Uns ist kein Talent entgangen", resümiert der ehemalige Meisterspieler der ZSG Union und BSG Turbine, der heute in Brück seinen Ruhestand genießt. "Natürlich gab es auch so genannte Spätentwickler", weiß Schmidt. Nationalspieler Werner Peter, der 1970 als 20-Jähriger aus Sandersdorf kam, gehörte ebenso dazu wie Torhüter Helmut Brade und Libero Manfred Fülle (beide Zeitz).

Vorstopper Giesbert Penneke (Buna Schkopau), die Linksverteidiger Jürgen Schliebe (Granschütz) und Volker Wawrzyniak (Wolfen) oder der Allrounder Uwe Lorenz (Ammendorf) wurden so ebenfalls Aktivposten. "Die beste Zusammenarbeit gab es mit Buna und den Vereinen aus der Bitterfelder und Mansfelder Region, wobei hier aber durch die Sportvereinigung Dynamo Grenzen gezogen waren", sagt Stoy-Nachfolger Bernd Bransch (1983 - 90).

Ärger mit Dynamo

Dynamo besaß in Halle und Eisleben dank großer finanzieller Möglichkeiten starke Trainingszentren, deren beste Talente nach Berlin oder Dresden kamen. Torhüter Werner Lihsa (Höhnstedt), der spätere Auswahlspieler Hendrik Herzog oder Torsten Böer (beide Halle) waren so verloren. Doch selbst im Bezirk waren die HFC-Möglichkeiten teilweise begrenzt. So scheiterte 1980 die Absicht, den talentierten Thalenser Ronald Wendler zum HFC zu holen. Den Tipp dazu hatte der Dessauer Vorwärts-Trainer Otto Fräßdorf gegeben, wo Wendler während seiner Armeezeit spielte. Man war sich zwar mit dem Spieler schnell einig, doch als der Trägerbetrieb von Stahl Thale dem Mittelfeldspieler über Nacht u.a. eine neue Wohnung und Ferienplätze offerierte, überlegte es sich Wendler anders.

Nächste Folge: Spielerrevolte im Trainingslager