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1. Bundesliga 1. Bundesliga: Ingo Hertzsch in Doppelrolle

Von Franko Koitzsch 20.05.2003, 15:21

Hamburg/dpa. - Der Hamburger SV stürmt Richtung UEFA-Cup, sein Verteidiger Ingo Hertzsch hat Angst vor dem Abstieg. So paradox es klingt: Der 25 Jahre alte zweimalige Nationalspieler dürfte am Samstag beim Bundesliga-Finale mehr mit seinem wahrscheinlichen neuen Verein Bayer Leverkusen um den Verbleib in der Eliteliga bangen als mit dem HSV um die Verteidigung des vierten Tabellenplatzes. Denn nur wenn Leverkusen die Klasse hält, darf Hertzsch - wie schon vor zwei Jahren bekundet - bei Bayer anheuern. Sollte die Mannschaft von Trainer Klaus Augenthaler das Klassenziel verfehlen, ist die Zukunft des aus Meerane stammenden Sachsen noch unklar.

Trainer Jurt Jara möchte den früheren U-21-Auswahlkapitän, den Berti Vogts einst als «eines der wenigen deutschen Abwehrtalente» bezeichnete, gern für die angepeilte Europacup-Saison behalten. «Aber ich befürchte, dass er schon weg ist», bedauert Jara. Neben Leverkusen gebe es auch andere interessierte Vereine. In der Beurteilung von Hertzsch' Leistungsvermögen sind sich HSV-Vorstand und Trainer nicht ganz einig. «An ihm weiß ich, was ich habe», versichert Jara. Der Vorstand sieht einen Wechsel des Abwehrspielers nicht unbedingt als Verlust, zumal mit U-21-Nationalspieler Björn Schlicke von der SpVgg Greuther Fürth schon eine Alternative mit Perspektive verpflichtet worden ist.

«Wenn wir Klarheit über den UEFA-Cup-Startplatz haben, dann können wir auch über Ingo Hertzsch sprechen», sagt Sportchef Dietmar Beiersdorfer. Da den Verein im laufenden Geschäftsjahr aber ein Defizit von mindestens 12,5 Millionen Euro plagt und bislang kein neuer Hauptsponsor als Nachfolger für den scheidenden Milchstraßen- Verlag gefunden wurde, muss gespart werden. Das heißt auch: Personalkosten runter. Hertzsch hatte im Vorjahr zwei Angebote des HSV ausgeschlagen. Mit dem zuletzt von Beiersdorfer offerierten 700 000 Euro Jahressalär konnte er sich offenbar nicht anfreunden.

Die angespannte wirtschaftliche Situation im Verein erschwert ein erfolgreiches UEFA-Cup-Comeback des HSV. «Man darf», fordert Jara, «nicht nur die Finanzen sehen, sondern muss sich klar darüber werden, welche Ansprüche das Team erfüllen soll und welche Bedingungen dafür notwendig sind. Wir dürfen beim Kader nicht schlechter werden als in dieser Saison.» Neben Schlicke steht bisher erst Stefan Beinlich (Hertha BSC) als Neuzugang fest. Dagegen sollen acht Spieler gehen, darunter Erik Meijer (Aachen), Roda Antar (Tadamon Sur Club/Libanon), Christian Rahn, der bei Hansa Rostock und dem SC Freiburg im Gespräch ist, sowie die Österreicher Michael Baur und Richard Kitzbichler.