1. Bundesliga 1. Bundesliga: Arminia-Torwart Hain wittert Manipulation
Leverkusen/Nürnberg/dpa. - Der Bundesliga-Abstiegskampf hat durch den Manipulations-Vorwurf von Arminia Bielefelds Torwart Mathias Hain zusätzliche Brisanz und Dramatik erhalten. Vor dem Saisonfinale erhob Hain die schwere Anschuldigung, dass bei den Verhandlungen über den Wechsel von Trainer Klaus Augenthaler vom «Club» zu Bayer Leverkusen die anstehende Partie der beiden Clubs ein Thema gewesen sei. «Ich glaube, dass über das Ergebnis am Samstag gesprochen wurde. Davon bin ich 100 Prozent überzeugt. Spieler und Trainer klammere ich ausdrücklich aus», erklärte der Arminia-Keeper in einem Interview mit dem Sportmagazin «kicker». Beide Vereine wiesen am Donnerstag Mutmaßungen über etwaige Absprachen vehement zurück.
Obwohl Hain nicht direkt den Vorwurf der Schiebung formulierte, fürchtet er Nachteile für sein Team, das gegen Hannover 96 antritt und im Falle eines Punktverlustes der Leverkusener in Nürnberg den Klassenverbleib sichern kann. Gleichwohl deutet er unzulässige Absprachen an: «An die Spieler glaube ich - an die Verantwortlichen, die den Augenthaler-Wechsel bewerkstelligt haben, nicht.»
Bayer-Manager Reiner Calmund hält dieses «Nebengeplänkel» für abwegig. «Es geht über den Rahmen der verträglichen Argumentation hinaus», kommentierte er den Vorwurf, «ich will ihn aber nicht auf die Goldwaage legen.» In dem Gespräch zwischen dem «Club» und Bayer sei über das Spiel beider Vereine gesprochen worden, «aber nur darüber, dass durch den Augenthaler-Wechsel 15 000 Zuschauer mehr kommen werden». Empört reagierte Nürnbergs Trainer Wolfgang Wolf auf die Attacke aus Ostwestfalen: «Es ist eine absolute Frechheit, was da aus Bielefeld kommt. Ich verwahre mich ganz deutlich dagegen. Ich stehe für Ehrlichkeit - als Spieler und Trainer.»
Genährt wurden Hains Spekulationen über unlautere Machenschaften durch Äußerungen des «Club»-Präsidenten Michael A. Roth. «Wenn Bayer in der Bundesliga bleibt, hätten wir im nächsten Jahr einen Konkurrenten um den Aufstieg weniger», sagte er in Interviews. Auch sein Trainer und Manager Wolfgang Wolf erweckte zunächst nicht den Eindruck, als wolle er mit seinem Team auf Biegen und Brechen der Werkself Paroli bieten. «Was soll Leverkusen schon erwarten? Wir sind abgestiegen und mir fallen immer mehr Leute aus», sagte er Anfang der Woche und fügte an: «Und sie haben psychologisch alle Vorteile, weil sie alles gewinnen können und wir nichts.»
Womöglich verlieren die Nürnberger auch noch ihren tschechischen Spielmacher David Jarolim an Bayer, was vor dem Duell der Diskussion um eine Wettbewerbsverzerrung weiteren Stoff liefert. «So lange ich beim Club bin, werde ich immer versuchen, mein Bestes zu geben», sieht der 24-Jährige keinen Interessenkonflikt. Zumal Bayer bisher nicht über einen Jarolim-Transfer mit den Franken verhandelt habe, wie Calmund berichtete.
Fast in den Hintergrund gedrängt wurde durch die Mutmaßungen über krumme Dinger die pikante wie Emotionen schürende Rückkehr von Klaus Augenthaler nach Nürnberg - nur 25 Tage nach dem Rauswurf. «Für mich macht es keinen Unterschied, ob ich zum HSV, Wolfsburg oder Nürnberg fahre», sagte Augenthaler, «für mich zählen nur die drei Punkte.»
Ausschlaggebend für Zu- und Abneigung könnte sein, wie die «Club»- Anhänger die Umstände des Wechsels zu Bayer beurteilen. Hat der 45- Jährige tatsächlich erst nach der Trennung am 30. April ernsthaft mit Leverkusen verhandelt? Die Vereinsoberen in Nürnberg weinen ihm und seinem ebenfalls geschassten Mitstreiter und Ex-Manager Edgar Geenen keine Träne mehr nach. Von «drei sportlich verlorenen Jahren» mit dem Gespann sprach gar Chef Roth. Sein Vizepräsident Siegfried Schneider glaubt deshalb nicht, dass Augenthaler noch viel Sympathie zu erwarten hat: «Die meisten haben erkannt, dass er eine desolate Mannschaft hinterlassen hat, und dass seine Strukturen reinster Klüngel waren.» Augenthaler selbst wollte von diesem «Nachspiel» nichts mehr wissen. «Ich habe nichts gesehen, gehört und gelesen.»