1. Bundesliga 1. Bundesliga: Abstiegskampf als Nervenspiel

Stuttgart/dpa. - Neue Hoffnung beim SC Freiburg, Zittern beim 1.FC Nürnberg, Aufbäumen beim 1. FC Köln, Resignation beim FC St. Pauli: Am vorletzten Bundesliga-Spieltag gerät der Abstiegskampf zurNervensache. Vor allem die Freiburger wittern nach dem 3:1-Sieg gegenden 1. FC Kaiserslautern wieder Morgenluft und dürfen auch dieHistorie als gutes Omen werten: 1994 fing die Mannschaft von TrainerVolker Finke mit drei Siegen zum Saisonende noch die Nürnberger ab.«Das ist für uns wie ein echtes Finale», fiebert SC-MittelfeldspielerWladimir But nun der mit 30 000 Zuschauern ausverkauften Partie amSamstag beim Mitkonkurrenten aus Köln entgegen. «Jetzt haben wir esin der Hand, den großen Schritt zu machen.»
Mit sechs Punkten Rückstand auf den rettende 15. Platz hat St.Pauli nur noch theoretische Chancen auf den Klassenerhalt. «Wirwollen uns würdig verabschieden», meint Coach Dietmar Demuth vor demGang nach Bremen. Die Kölner dagegen (5 Punkte zurück) haben sichnoch nicht aufgegeben. «Natürlich haben wir nur noch eine geringeChance», sagt Alexander Voigt. «Aber wir werden bis zum Schluss allesgeben und bedingungslos kämpfen.» Und Kapitän Dirk Lottnerverspricht: «Wir wollen gegen Freiburg wieder mit der nötigenSiegermentalität ins Spiel gehen und die Partie gewinnen.»
Friedhelm Funkel macht sich aber nichts vor: Der Klassenverbleib,so der Coach, wäre wie «ein Sechser im Lotto». Kölns Manager AndreasRettig, der bis März noch an Finkes Seite in Freiburg tätig war undnun vielleicht sogar als «Doppelabsteiger» in die Sommerpause geht,wird sich die brisante Partie nicht antun und auf Spielerbeobachtunggehen: «Ich will nicht ein Tor gegen den SC beklatschen müssen.»
In einer Zwickmühle steckt auch Nürnbergs Torjäger Paulo Rink amSamstag gegen seinen früheren Arbeitgeber Bayer 04 Leverkusen. BisNovember stand der gebürtige Brasilianer noch beim Tabellenführerunter Vertrag, sein Ex-Club zahlt ihm auch noch einen Teil seinesGehalts. «Ich gebe alles für den Club», verspricht Rink jedoch undhofft, dass die Franken ihren einen Punkt Vorsprung auch noch nachdem letzten Spiel beim FC St. Pauli haben.
Der Kampf ums Überleben in der Eliteklasse kann sich bereits amSamstag entscheiden, wenn Nürnberg gewinnt und Freiburg verliert.Theoretisch könnten der «Club» und die Freiburger am 4. Mai aber auchpunkt- und torgleich dastehen. Da es im direkten Vergleich der beidenRivalen ebenso Remis steht (beide gewannen ihr Heimspiel 2:0), wärein diesem Fall ein Entscheidungsspiel auf neutralem Platz fällig.
«Leider haben wir es nicht selbst in der Hand. Wir müssen einbisschen hoffen, dass Leverkusen noch Meister werden will», weißFreiburgs verletzter Torwart Richard Golz. «Unsere Chancen stehen 50zu 50.» Die finanziell gesunden Schwarzwälder wären für einen zweitenAbstieg nach 1997 jedenfalls gewappnet. Alle Spielerverträge geltenauch für die 2. Liga. «Einen brutalen Schnitt wird es diesmal nichtgeben», verspricht Rettig-Nachfolger Andreas Bornemann.