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Turn-Skandal um Gabi Frehse Turn-Skandal um Gabi Frehse: Chemnitzer Stützpunkt geht selbst in die Offensive

18.03.2021, 12:47
Wurde Turnerin Sophie Scheder nicht unvoreingenommen zu den Trainingsmethoden von Gabi Frehse befragt?
Wurde Turnerin Sophie Scheder nicht unvoreingenommen zu den Trainingsmethoden von Gabi Frehse befragt? www.imago-images.de

Chemnitz - Es ist kein Ende in Sicht, im Gegenteil: Der Streit um die suspendierte Chemnitzer Kunstturntrainerin Gabi Frehse eskaliert weiter und geht in eine neue Runde. Der Olympiastützpunkt hat mit einer Gegenexpertise einen Kontrapunkt und mehrere Fragezeichen hinter den vom Deutschen Turner-Bund (DTB) initiierten Untersuchungsbericht gesetzt.

Die ehemalige Schwebebalken-Weltmeisterin Pauline Schäfer und weitere Athletinnen werfen ihrer früheren Betreuerin Beschimpfungen, überhartes Training und die Verabreichung von Medikamenten ohne ärztliche Absprache vor. Der DTB fordert daher vom Olympiastützpunkt Chemnitz die Entlassung Frehses und will seine Athletinnen nicht mehr von der 60-Jährigen betreuen lassen.

Chemnitzer Gutachten zweifelt Ergebnisse des DTB an

Autor der Chemnitzer Expertise ist Udo Rudolph, Professor für Allgemeine und Biopsychologie am Institut für Psychologie der TU Chemnitz. „Es gibt eine Vielzahl von Indikatoren, die für deutliche Mängel in der Durchführung der Untersuchung sprechen“, heißt es in Rudolphs Schlussfolgerungen.

Verwiesen wird in diesem Zusammenhang auf fehlende Begleitung der Befragungen durch psychologisch geschulte Fachkräfte. Auch die Wahrung der zugesicherten Anonymität sei nicht konsistent eingehalten worden. Rudolph will auch erkannt haben, „dass eine unvoreingenommene Gesprächsführung nicht mehr möglich gewesen sei“.

Eine These, die von Sophie Scheder bereits mehrfach gestützt wurde. Die Olympiadritte von 2016 am Stufenbarren, die sich nach wie vor hinter Frehse und deren Trainingsmethoden stellt, empfand bei den Befragungen im Zusammenhang mit dem DTB-Bericht eine Voreingenommenheit. „Ich hatte das Gefühl, mir wird nicht geglaubt und man wollte meine Meinung nicht wirklich hören“, sagte die 24-Jährige.

Turntrainerin Gabi Frehse „als Monster dargestellt, das sie nicht ist“?

Einen ähnlichen Verdacht hegt Frank Munzer. Der Präsident des TuS Chemnitz-Altendorf, dem nahezu alle Chemnitzer Kunstturnerinnen angehören, kann deren Beschuldigungen an die Adresse Frehses nicht so recht folgen: „Sie wird als Monster dargestellt, das sie nicht ist. Sie ist eine autoritäre Trainerin und ein sehr resoluter Mensch.“

Mit den Vorfällen im Chemnitz wird sich der Sportausschuss des Deutschen Bundestages am 5. Mai in Berlin erneut beschäftigen. Dann ist eine öffentliche Anhörung mit dem Thema „Physische, psychische oder sexualisierte Gewalt gegen Sportlerinnen und Sportler“ geplant. (sid)