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Vor der Basketball-EM „Zeit ist Geld“: Schröder als Kämpfer für Gerechtigkeit

Als Kapitän führte Dennis Schröder Deutschland zum WM-Titel. Nun setzt er sich für gerechte Prämien im Basketball ein. Die Aussagen eines NBA-Meisters lassen aufhorchen.

Von Patrick Reichardt und Lars Reinefeld, dpa 04.08.2025, 08:52
Dennis Schröder hat sich für gleiche Prämien für Männer und Frauen eingesetzt.
Dennis Schröder hat sich für gleiche Prämien für Männer und Frauen eingesetzt. Marcus Brandt/dpa

Malaga - Dieser Rollenwechsel dürfte Dennis Schröder bestens gefallen. Während der Aufbauspieler in der Superstar-Liga NBA seit geraumer Zeit von Club zu Club herumgereicht wird, ist seine Aufgabe in der Nationalmannschaft klar umrissen: Chef, Leistungsträger, Wortführer. Der Weltmeister-Kapitän von 2023 startet mit höchsten Ambitionen in seinen vierten aufeinanderfolgenden Sommer mit dem Nationalteam.

Und direkt zum Start des Trainingscamps, das die Weltmeister unter dem neuen Trainer Alex Mumbru im spanischen Malaga verbringen, machte Schröder (31) eine Ansage zum Thema Prämien. 

„Wir sind auf einen Nenner gekommen, und die Prämien sind jetzt ganz klar aufgeschrieben. Die sind fair von unserer Seite aus. Und es wird auch wertgeschätzt, dass wir jeden Tag zur Natio kommen und unsere Zeit opfern“, sagte Schröder der „Braunschweiger Zeitung“. „Jeder hat Familie. Zeit ist Geld am Ende des Tages.“

Schröder verlangt Gleichberechtigung

Weder der Kapitän noch der Deutsche Basketball Bund nannten konkrete Summen. Dafür führte Schröder in einem der seltenen Interviews mit ihm aus, was ihm an dem Deal besonders wichtig ist. „Wir Männer werden nicht bevorzugt. Wenn die Frauen Dritter, Zweiter oder Erster werden, sollten sie genau das bekommen, was wir auch bekommen“, sagte der Spielmacher, der Deutschland in Manila vor zwei Jahren zu WM-Gold und zuvor einem sensationellen Sieg gegen Topfavorit USA führte.

Wie heikel die Themen Geld und finanzielle Sicherheit bei Basketballern sind, zeigt das Beispiel von Isaiah Hartenstein. Der NBA-Meister von den Oklahoma City Thunder hat seine Teilnahme für die EM (27. August bis 14. September) abgesagt und dies mit dem „Auskurieren meiner Achillessehnenprobleme“ begründet.

„Nationalmannschaft füttert deine Familie nicht“

In einem ran-Interview erklärte der 27-Jährige nun aber auch in deutlichen Worten, was ihm die Teilnahme am Nationalteam zusätzlich erschwert. „Ich bin ehrlich: Nationalmannschaft füttert deine Familie nicht. Die NBA ist ein bisschen anders als Fußball. Ich glaube, wenn man im Fußball eine große WM spielt, kriegst du einen riesigen Vertrag. Das ist in der NBA anders“, sagte der Center der Thunder.

Hartenstein hatte bereits im Frühjahr gesagt, dass er bei Olympia 2028 in Los Angeles in jedem Fall spielen wolle. „Die anderen Sachen muss man halt sehen, wie sich mein Körper anfühlt.“ Der NBA-Profi hatte dafür Kritik abbekommen. Nun sagte er, es habe „viele Sachen“ gegeben, „bei denen ich die NBA in den Vordergrund stellen musste“.

Schröder wird also bei der EM im finnischen Tampere und in Lettlands Hauptstadt Riga ein Team ohne Hartenstein anführen - dafür ein eingespieltes Kollektiv. Nach EM-Bronze, WM-Gold und Platz vier bei Olympia ist die Zielsetzung eindeutig: eine Medaille. „Wir gehen mit höchsten Ambitionen rein. Die Erwartungen werden nie unter den von anderen sein“, sagte Co-Kapitän Johannes Voigtmann.

Neben Jungstar Franz Wagner wird dabei vor allem Schröder den Ton angeben. Der Kapitän, der eigene Schuhe und ein Kinderbuch veröffentlicht hat, wirkt in den Tagen von Malaga geradezu gelöst, wieder im Kreis der Kollegen zu sein. „Zurück mit den Jungs“, schrieb er auf Instagram zu Fotos, die ihn schwitzend und lächelnd im Training zeigten.

Livestream von der Bootstour

Seinen Fans verschaffte er Einblicke in sein Privatleben. So teilte er während des Trainingslagers ein stundenlanges Live-Video, wie er mit seinen Kindern auf einer Jacht über das Meer schipperte. Schröder ist erkennbar zurück in seiner Wohlfühlzone, nachdem er in der NBA zuletzt von Toronto über Brooklyn und die Golden State Warriors nach Detroit transferiert wurde. 

Die Wechselwirren kommentierte Schröder Anfang des Jahres mit markanten Worten: „Am Ende des Tages ist es moderne Sklaverei. Jeder kann entscheiden, wohin du gehst, auch wenn du einen Vertrag hast“, hatte der Profi dem Sender NBC gesagt. Nach dem Sommer geht es für Schröder nach Kalifornien, wo er bei den Sacramento Kings unterschrieben hat. Davor will er mit Deutschland noch eine EM-Medaille gewinnen.