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Nächster Ausrichter 2029 World Games: Welche Herausforderungen auf Karlsruhe warten

Bei den World Games in China gab es Medaillen im Lifesaving und Tauziehen, viele auch für deutsche Athleten. Karlsruhe trägt die exotischen Spiele 2029 aus - es gibt aber noch Fragezeichen.

Von Maximilian Wendl, dpa 16.08.2025, 10:25
Tauziehen gehört bei den World Games zum Wettkampfprogramm.
Tauziehen gehört bei den World Games zum Wettkampfprogramm. Li Bo/XinHua/dpa

Karlsruhe - Ob Aerobic, Faustball, Tauziehen oder Rettungsschwimmen – bei den World Games stehen Sportarten im Rampenlicht, die bei Olympia nicht zum Wettkampfprogramm gehören. Während die Athleten in Chengdu derzeit noch um Medaillen kämpfen, spürt Karlsruhe schon jetzt Rückenwind: 2029 richtet die Stadt nach 1989 zum zweiten Mal das Großereignis aus.

Dabei profitiert der Veranstalter von den vielen Erfolgen der deutschen Delegation: Platz zwei im Medaillenspiegel, nur Gastgeber China ist noch besser. Eine Bilanz, von der deutsche Athleten bei Olympischen Sommerspielen weit entfernt sind.

Die Triumphe bei den außergewöhnlichen Wettkämpfen in Chengdu bringen zusätzlichen Schwung, wie ein Sprecher der Stadt Karlsruhe im dpa-Gespräch bestätigt: „Jede positive Entwicklung bei den World Games, wie der aktuelle Stand im Medaillenspiegel, bringt auch das große Sportevent in Karlsruhe weiter voran. Wir können auf diesem Effekt aufbauen, aber werden zusätzlich eigene Impulse setzen.“

Ethikkommission untersucht Vergabeprozess

Bislang verlief allerdings nicht alles reibungslos. Eine Ethikkommission hatte den Vergabeprozess als „unprofessionell“ und „nicht gerecht“ bezeichnet, nachdem die Stadt Hannover als Mitbewerber heftige Kritik geäußert hatte. „Der DOSB hat die Ergebnisse des Berichtes der DOSB-Ethikkommission sehr ernst genommen“, erklärt Olaf Tabor, Vorstand Leistungssport. „Aus diesem Grund ist er der Empfehlung der Ethikkommission gefolgt und hat sich bei der Stadt und der Region Hannover sowie beim Landessportbund und dem Land Niedersachsen entschuldigt.“

Nach Angaben des Funktionärs konnte der Konflikt dank vertrauensvoller Gespräche ausgeräumt werden. Zudem habe der DOSB Lehren aus der Situation gezogen. „Wir haben die notwendigen Schritte eingeleitet, um eine bessere Verzahnung der Arbeit zwischen Ehren- und Hauptamt zu gewährleisten“, sagt Tabor. „Im Prozess auf dem Weg zu einer deutschen Olympia-Bewerbung wurde etwa eine Steuerungsgruppe mit klaren Zuständigkeiten eingerichtet.“

Ein offener Punkt ist auch die weiter nicht endgültig gesicherte Finanzierung des Events. „Noch ist der Bundeshaushalt 2026 nicht beschlossen. Die finanzielle Unterstützung der World Games ist dort aber hinterlegt“, teilt das Presse- und Informationsamt der Stadt Karlsruhe auf Nachfrage mit. Dies gelte auch für die Zuwendung im Haushalt des Landes Baden-Württemberg.

Von getrübter Vorfreude kann trotz offener Fragen keine Rede sein. Das gilt auch für die in Chengdu erfolgreichen Sportler, die sich darauf freuen, sich und ihre Sportart im eigenen Land zu präsentieren. Beachhandballerin Amelie Möllmann sagt: „Ich glaube, es ist der Traum jedes Sportlers, ein Großturnier vor heimischer Kulisse zu bestreiten. Der Gedanke, die World Games mit deutschen Fans, meiner Familie und meinen Freunden zu erleben, gibt mir Gänsehaut.“ In China gewann die 24-Jährige mit der Nationalmannschaft Silber. Die World Games seien eine Bühne, unbekanntere Sportarten populärer zu machen, meint sie. „Das ist eine Riesenchance, die wir nutzen wollen.“

Kaum Rückschlüsse möglich

Rückschlüsse aus der fast zweiwöchigen Medaillenjagd in China lassen sich für das Großevent in Karlsruhe jedoch kaum ziehen, meint Tabor. „Es lässt sich sicher feststellen, dass die beiden Städte schon allein wegen ihrer vollkommen unterschiedlichen Größendimension und Infrastrukturvoraussetzungen nicht miteinander zu vergleichen sind“, sagt er. „Auch der enorme personelle Aufwand, mit dem die lokalen Organisatoren in Chengdu bei Hilfskräften und Volunteers wuchern können, ist bemerkenswert und in Deutschland in vergleichbarer Form weder umsetzbar noch notwendig.“

In Karlsruhe wollen die Organisatoren mit einem kompakten Programm, kurzen Wegen und den Erfahrungen der World-Games-Premiere vor mehr als 30 Jahren punkten. Allerdings müssten sie sich Gedanken machen, wie die Wettkämpfe terminiert werden, meint Tabor.

In Chengdu überschattete der Tod des Orientierungsläufers Mattia Debertolis die World Games. Der 29-jährige Italiener war während eines Rennens bewusstlos zusammengebrochen und trotz sofortiger medizinischer Versorgung in einer Klinik vier Tage später verstorben. Die Organisatoren sprachen ihre Betroffenheit aus. Tabor bezeichnet die Wetterbedingungen vor Ort als „mindestens grenzwertig“ – bisweilen seien sie „über die Grenzen des Erträglichen hinaus“ gegangen.