1. MZ.de
  2. >
  3. Sport
  4. >
  5. Sportmix
  6. >
  7. Lage „außer Kontrolle“: Probleme vor Paralympics-Start werden immer größer

Steigende Corona-Zahlen Lage „außer Kontrolle“: Probleme vor Paralympics-Start werden immer größer

Aktualisiert: 16.08.2021, 10:45

Tokio/SID - Die Stimmungslage bei den deutschen Para-Leichtathleten war nach der Landung in Tokio trotz 30 Stunden Anreise und eines fünfstündigen Einreise-Marathons sonnig. Doch die Schatten über den Paralympics werden immer größer. Gut eine Woche vor dem Start ihrer Spiele bereiten die steigenden Corona-Zahlen in Japan arge Sorgen.

Eine Zulassung von Fans, über die das Internationale Paralympische Komitee (IPC) am Montag entscheiden will, scheint angesichts der alarmierenden Lage wie bei den Olympischen Spielen ausgeschlossen. Aus Regierungskreisen hieß es bereits, dass die Situation „außer Kontrolle“ sei. Am Wochenende gab es in Japan erstmals über 20.000 Neuinfektionen, in Tokio allein über 5.000. Der Notstand gilt derzeit noch bis 31. August.

Paralympics in Tokio: Angst vor der Quarantäne

Karl Quade, Chef de Mission des Team D Paralympics, ist ebenfalls besorgt und sprach „von einer ganz besonderen Herausforderung“. Er muss es wissen: Quade trägt zum 13. Mal die Verantwortung für die deutsche Mannschaft. Diesmal habe er „einige schlaflose Nächte“ gehabt. Man mache sich „viele Gedanken“, bestätigte er. „Der worst case wäre, wenn eine Sportlerin oder ein Sportler aus unserem Team in Quarantäne müsste.“

Auch für Leichtathletin und Gold-Hoffnung Irmgard Bensusan wäre das die „Horrorvorstellung. Das ist meine größte Angst, dass man sich fünf Jahre auf die Wettkämpfe vorbereitet, und dann wird man kurz vorher positiv getestet“, sagte die 30-Jährige von Bayer Leverkusen. Sie gehe deshalb „überhaupt kein Risiko“ ein und treffe „extreme Vorsorge“.

Insgesamt seien, das teilte der Deutsche Behindertensportverband mit, 95 Prozent des Teams D geimpft. Beim Betreuerteam war eine Impfung sogar Nominierungsvoraussetzung.

„Die Spiele werden anders, aber schön werden“

IPC-Präsident Andrew Parsons hatte erst am Freitag noch einmal eindringlich darauf hingewiesen, in Bezug auf die Corona-Pandemie „sehr wachsam“ zu sein. „Wir können die aktuellen Fallzahlen in Japan und Tokio nicht ignorieren, und ich fordere jeden einzelnen Stakeholder der Paralympics auf, alle im Playbook beschriebenen Maßnahmen zu befolgen“, forderte Parsons. Nur so seien „sichere“ Paralympics möglich.

Deutschlands Para-Star Markus Rehm kennt „die vielen Horrorszenarien“. Er habe aber „nicht so die Bedenken. Die Spiele werden anders, aber schön werden“, sagte der Weitsprung-Weltrekordler.

Die Olympischen Spiele hätten der Welt gezeigt, meinte auch Parsons, „dass ein großes globales Sportereignis sicher durchgeführt werden kann“. Man habe der Welt „einen dringend benötigten moralischen Schub verliehen“.

Ganz so groß denken die deutschen Para-Leichtathleten nicht. Für Bensusan, Niko Kappel, Johannes Floors und ihre Mitstreiter geht es nach einer „ordentlichen Tortur“, wie Leon Schäfer die Anreise bezeichnete, in den Trainingsquartieren in Miyazaki und Shimabara erst einmal darum, „sich von der langen Reise zu erholen und sich an die Zeitumstellung und das Klima zu gewöhnen“.

Der größte Teil von Team D wird am Donnerstag von Frankfurt (Main) nach Tokio starten. Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier wird den Tross verabschieden. Er hoffe, sagte Quade vor der Abreise, „dass wir heil davonkommen, keine Quarantänefälle haben und gesund wieder nach Hause kommen“.