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Ski Alpin Ski Alpin: Felix Neureuther gewinnt WM-Silber im Slalom

17.02.2013, 13:57
Felix Neureuther macht auf der Piste alles richtig.
Felix Neureuther macht auf der Piste alles richtig. dpa Lizenz

Schladming/dpa - Es war ein Tag an der „absoluten Schmerzgrenze“ für Felix Neureuther. Mit viel Risiko und bemerkenswerter Nervenstärke feierte das Slalom-Ass seine erste Einzelmedaille - und beendete eine quälend lange Durststrecke der Alpin-Herren: Zwölf Jahre ohne Edelmetall.

Langsam schritt ein tief bewegter Felix Neureuther nach WM-Silber auf den völlig überwältigten Marcel Hirscher zu. Der Österreicher hüpfte im Zielraum umher, warf sich in den Schnee und ließ sich von über 40 000 Fans feiern. Sein erster Gratulant war Kumpel Neureuther, der den Schlusstag der Weltmeisterschaften an der „absoluten Schmerzgrenze“ empfand. „Es ist gewaltig, es sind gerade so die Emotionen hochgekommen“, gestand Neureuther und musste sich nach dem Slalom-Krimi auch eine Träne aus dem Augenwinkel wischen. Die Siegerehrung bei Gänsehautatmosphäre genoss er auch auf dem Silberrang.

„Ich weiß, dass viele auch im Vorfeld gezweifelt haben, dass es der Neureuther wieder nicht schafft. Von dem her ist das heute eine Riesen-Genugtuung, dass ich das heute geschafft habe“, sagte der 28-Jährige über die langersehnte Einzelmedaille gut zehn Jahre nach seinem ersten Weltcup-Start. „Meinem Papa ist das beispielsweise immer verwehrt geblieben, eine Einzelmedaille bei einem Großereignis zu gewinnen. Für die Familie Neureuther, kann man sagen, konnte ich jetzt was komplettieren. Und das ist doch auch schon was sehr, sehr Schönes.“

Team-Gold 2005, Team-Bronze 2013 hatte er bereits gewonnen, doch der Erfolg im Slalom genießt einen ganz besonderen Stellenwert. Nicht nur für ihn, sondern auch für den Verband. Erstmals seit Florian Eckert 2001 durfte er wieder die Plakette eines deutschen Alpin- Herren bejubeln. „Das ist für uns historisch, ich bin extrem stolz auf diese Jungs“, sagte Sportdirektor Wolfgang Maier, der Neureuther herzlich umarmte. „Das war eine Topleistung von Felix. Wenn man schaut, wo wir herkommen und wie lange wir gebraucht haben, können wir auch mit einer Silbermedaille gut leben.“

Dass es trotz kurzzeitiger Führung nicht zur Bestzeit reichte, lag am überragenden Hirscher. Österreichs Alpin-Superstar sicherte sich nach Team-Gold und Riesenslalom-Silber die dritte Medaille in Schladming. Bronze ging an Landsmann Mario Matt. „Marcel hat es wieder einmal sehr gut gemacht und verdient gewonnen. Aber das nächste Mal wird er es wieder schwerer haben“, erklärte Neureuther und scherzte trotz aller Gefühle. „Die Revanche von Cordoba ist mir nicht ganz gelungen, aber nahezu.“

Welch ein Triumph nach reichlich Rückschlägen für Neureuther, der im Dezember 2009 kurz davor war, die Wettkampf-Ski in die Ecke zu stellen. Danach kamen die ersten Weltcup-Siege, mehr und mehr wurde er nicht mehr nur als Sohn der Ski-Heroen Rosi Mittermaier und Christian Neureuther wahr genommen, doch der ersehnte Coup 2011 in Garmisch-Partenkirchen blieb dem WM-Vierten von 2009 verwehrt. Er zerbrach förmlich am Druck der Heim-WM. Schladming dagegen wird ihm in Erinnerung bleiben als die ersten Weltmeisterschaften, „die ich richtig genießen“ konnte. „Das war schon lange fällig und jetzt hat er es endlich. Das tut jedem gut, speziell dem Felix“, sagte Herren-Cheftrainer Karlheinz Waibel.

Im Moment des größten sportlichen Erfolges dankte der viermalige Weltcup-Sieger Neureuther am Sonntag seinen Eltern, „die in erster Linie“ Anteil am Erfolg haben. „Aber es sind auch ganz viele andere. Jetzt kommen die Emotionen hoch. Ich bin ein Kämpfer und habe so lange gekämpft“, sagte der 28-Jährige.

Dopfers Fahrt auf Rang sieben ging im Trubel um Neureuther ein bisschen unter. Schon als er nach Rang fünf im ersten Durchgang ins Ziel kam, war eine Medaille außer Reichweite - enttäuscht lehnte sich der für den SC Garmisch startende Skirennfahrer auf die Stöcke und schüttelte den Kopf. Stefan Luitz fuhr bei seiner zweiten WM als 21. sein bestes Titelkampf-Ergebnis ein. „Ich bin froh, zwei Läufe runtergebracht zu haben“, sagte der 20-Jährige. Philipp Schmid schied dagegen im ersten Lauf aus.