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Sport-Großevent in Sachsen Wirtschaftsfaktor und DNA: Wie die Motorrad-WM der gesamten Region hilft

Nach zwei deprimierenden Jahren finden die Rennen auf dem Sachsenring wieder mit Publikum statt - was wirtschaftlich enorm wichtig ist.

Aktualisiert: 15.06.2022, 09:55
Der Spanier Pol Espargaro fährt 2021 an den leeren Tribünen vorbei.
Der Spanier Pol Espargaro fährt 2021 an den leeren Tribünen vorbei. (Foto: Imago/Gora)

Hohenstein-Ernstthal/dpa - Wer für dieses Wochenende noch ein Zimmer in Hohenstein-Ernstthal und Umgebung sucht, hat schlechte Karten. „Wir bekommen jeden Tag noch Anfragen, sind aber schon seit Langem ausgebucht“, erzählt Bernd Frank, Chef des altehrwürdigen Hotels „Drei Schwanen“ mit 36 Zimmern im Herzen der Stadt.

Das gehe allen Häusern im Umkreis von etwa 30 Kilometern so - trotz mitunter saftigen Preisaufschlägen. Nicht nur Frank und sein Team sind froh, dass diesmal wieder erwartungsgemäß rund 200.000 Gäste die Rennen auf dem Sachsenring live erleben können. „Die Situation in den vergangenen beiden Jahren war sehr deprimierend für alle“, sagt er.

Motorrad-WM auf dem Sachsenring: 23 Millionen Euro Umsatz

Die Motorrad-WM gehört zu den größten Sportveranstaltungen im Osten Deutschlands. Sie lockt alljährlich nicht nur die weltbesten Fahrer nach Sachsen, sondern auch Massen von Motorsport-Fans und Partyhungrigen. Mehr als 201.000 Besucher waren es 2019. Danach versetzte die Corona-Pandemie dem ganzen Spektakel einen herben Dämpfer: 2020 fiel der Grand Prix in Deutschland ganz aus, 2021 fand er ohne Zuschauer statt.

Für die Menschen der Region brach nicht nur ein Identifikationspunkt weg, sondern auch eine Einnahmequelle. Und von den Besuchern profitieren nicht nur Gaststätten und Hotels, sondern auch Handel, Tankstellen, die Veranstaltungsbranche, Sicherheitsdienste und Taxibetriebe.

Der ADAC als Veranstalter verweist auf eine Studie der TU Chemnitz, wonach die Besucher 2012 bis 2016 jährlich mehr als 23 Millionen Euro an dem jeweiligen Rennwochenende ausgegeben haben; knapp 11,3 Millionen Euro davon haben den Forschern zufolge „wertvolle wirtschaftliche Impulse“ für die Region. Diese Beträge dürften seither noch deutlich gestiegen sein, schätzt ADAC-Sprecher Oliver Runschke.

MotoGP hilft der gesamten Region wirtschaftlich

„Die MotoGP ist einer unserer Leuchttürme“, sagt Sandra Loos, kommissarische Geschäftsführerin der Tourismusregion Zwickau. „Wir sind landkreisweit ausgebucht.“ Das betreffe nicht nur Hotels, sondern auch Pensionen, Ferienwohnungen oder Zeltplätze. „Manche Bauernhöfe funktionieren ihre Wiese kurzerhand zum Campingplatz um.“

So einen Motor brauche der Tourismus nach den vielen schwierigen Monaten, betont Loos. Allgemein leide das Gastgewerbe zudem unter dem Trend, dass immer kurzfristiger gebucht werde. Eine lange im Voraus feststehende Großveranstaltung sei dagegen fest planbar und sehr hilfreich für die Betriebe.

Für die Stadt Hohenstein-Ernstthal mit gut 14.000 Einwohnern und den Landkreis Zwickau sind der Motorrad-Grand-Prix und der Sachsenring mit seinem Verkehrssicherheitszentrum zudem wichtige Imagefaktoren. ADAC-Sprecher Runschke spricht von einem „weltweiten Werbewert für die Region und den Freistaat“. Nicht nur, dass das Rennen in vielen Ländern live im Fernsehen übertragen wird; es kommen auch Hunderte Journalisten aus dem In- und Ausland, um darüber zu berichten.

Früher verlief die Rennstrecke sogar durch die Stadt

Jenseits des Rennbetriebs auf dem Sachsenring, wo 1927 das erste Motorrad-Rennen ausgetragen wurde, herrscht am Grand-Prix-Wochenende ebenfalls reges Treiben - allen voran auf dem Ankerberg-Gelände. Dort zelten nicht nur viele Besucher. Auch DJs und Bands sorgen für eine große Party. Aber auch direkt in der Stadt - etwa auf dem Markt - kommen an den Tagen Fans zum Feiern zusammen.

So gehört der Motorsport für viele Menschen in der Region fest zur DNA. Früher verlief die Rennstrecke sogar durch die Stadt, erzählt Oberbürgermeister Lars Kluge (CDU). „Ich erinnere mich noch gut an den Geruch von Rennbenzin, wenn ich als Kind in den Kindergarten gegangen bin“, sagt der 45-Jährige.

Er freue sich nun auf die vielen Fans, die das Stadtbild prägen werden. Der Grand Prix sei für die Menschen und Gewerbetreibenden hier immens wichtig, betont Kluge. „Überall in der Stadt war ein Aufatmen zu spüren, als klar war, dass die MotoGP wieder mit Publikum möglich ist.“

ServusTV überträgt Training und Rennen (Sonntag ab 11 Uhr) in den drei Klassen live.