DDR-Traditionsverein hat große Pläne BSV Sachsen Zwickau startet seine Erstliga-Mission mit Derby in Halle
Der Traditionsverein BSV Sachsen Zwickau ist nach dem Abstieg 1995 wieder erstklassig und startet als neue Nummer 1 im sächsischen Frauen-Handball in die Bundesliga. Das Team von Trainer Norman Rentsch muss zum Auftakt gleich im Ost-Derby gegen Halle ran.

Zwickau/dpa - Tradition verpflichtet: Der BSV Sachsen Zwickau bestreitet an diesem Samstag sein erstes Erstligaspiel seit gut 26 Jahren. Passend dazu kommt am Samstag (18 Uhr) mit dem SV Union Halle-Neustadt ein einstiger Rivale aus ehemaligen DDR-Oberligazeiten nach Neuplanitz. „Beide Mannschaften haben eine Drucksituation. Wir hoffen aber auf den Rückenwind unserer Fans“, sagte Cheftrainer und Geschäftsführer Norman Rentsch der Deutschen Presse-Agentur.
Rentsch betonte, dass sie „das Image der grauen Maus ablegen“ wollen. „Es geht darum, die Euphorie mitzunehmen. Wir wollen nicht agieren wie ein typischer Aufsteiger, sondern auf Sieg spielen, um mit unserer Mentalität hoffentlich die Klasse halten zu können.“
Die Generalprobe ging allerdings daneben. Der BSV unterlag dem tschechischen Serienmeister Banik Most mit 34:40. Das Team hatte sich am vergangenen Wochenende mehr ausgerechnet. „Wir können nicht zufrieden sein, weil wir in den ersten 15 bis 20 Minuten schlecht reingekommen sind. Da lagen wir dann schon so klar zurück, dass es schwer war, das wieder aufzuholen“, sagte Rückraumspielerin Petra Nagy.
Ex-Nationalspielerin Nele Kurzke steht beim BSV Sachsen Zwickau im Tor
In der Analyse der Liga sehe Rentsch schon Möglichkeiten, um zu punkten. „Wenn wir zu Hause einen guten Tag haben, dann können wir gegen einige Mannschaften gewinnen. Wichtig ist, dass das Team kompakt und geschlossen agiert. Das hat die Vorbereitung gezeigt“, erklärte der 41-Jährige.
Er kennt die höchste Liga schon von seinen Engagements beim HC Leipzig und später bei Borussia Dortmund, ehe er seit seiner Rückkehr nach Zwickau im Januar 2019 das Team zum Bundesligisten formte. Nach dem frühzeitig feststehenden Aufstieg gingen die Personalplanungen in die entscheidende Phase.

Mit der 30 Jahre alten Torhüterin Nele Kurzke kehrte eine ehemalige Nationalspielerin von Bayer Leverkusen nach Zwickau zurück. Sie spielte bereits zwischen 2012 und 2015 in Zwickau. Dazu kamen die slowenische Nationalspielerin Ema Hrvatin (21 Jahre) vom französischen Club AS Cannes Mandelieu sowie die Tschechin Anna Frankova. Die 24 Jahre alte Rechtsaußen-Spielerin war zuletzt bei Zweitliga-Absteiger HC Rödertal aktiv.
BSV Sachsen Zwickau formte einst Handball-Weltmeisterinnen
Neu im BSV-Team ist auch die Schweizer Nationalspielerin Chantal Wick. Die 27-Jährige spielte zuletzt für die Neckarsulmer Sport-Union. „Mit ihr haben wir eine erfahrene Spielerin für unser Team gewinnen können, die nicht nur in Neckarsulm ihre Spuren hinterlassen hat, sondern auch auf internationaler Ebene in der Schweizer Nationalmannschaft“, meinte Rentsch zur Verpflichtung der Rückraumspielerin und betonte: „Bei all ihren bisherigen Stationen war sie immer eine tragende Säule im Mannschaftsgefüge, sowohl im Abwehrverbund als auch im Angriff.“
Mit dem Aufstieg haben die Zwickauerinnen nicht nur die Vormachtstellung im sächsischen Frauen-Handball übernommen. Sie knüpfen auch an alte Traditionen an. Immerhin wurden beim BSV Nationalspielerinnen wie die dreifache Weltmeisterin Kristina Richter, die es als einzige Handballerin in die Hall of Fame des deutschen Sports schaffte, oder Torhüterin Michaela Schanze - Weltmeisterin 1993 - geformt.
BSV Sachsen Zwickau: Etat von 550.000 Euro für Frauen-Handball-Bundesliga
Neben der sportlichen Ausrichtung müssen nun vor allem die strukturellen Weichen gestellt werden. Für die kommende Bundesliga-Saison plant der BSV mit einem Etat von rund 550.000 Euro, der sich im unteren Bereich der Bundesliga bewegt. Ende Mai kamen positive Signale von der Stadt hinsichtlich des Neubaus eines Ballsportzentrums. Nun fehlt noch ein Puzzleteil: Kommt die Zusage der Förderung vom Freistaat Sachsen in der notwendigen Höhe, könnten die Baumaßnahmen 2022 beginnen. Die voraussichtlichen Kosten für das Ballsportzentrum belaufen sich auf rund 17,5 Millionen Euro.
Bis zur Fertigstellung werden die BSV-Handballerinnen ihre Heimspiele dank einer Sondergenehmigung durch den Ligaverband weiterhin in der Sporthalle Neuplanitz austragen. Die zu DDR-Zeiten errichtete Spielstätte entspricht allerdings nicht mehr den modernen Bundesliga-Standards.