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Rückschlag im Aufstiegsrennen Rückschlag im Aufstiegsrennen: Sandhausen tanzt Polonaise bei RB Leipzig

Von Ullrich Kroemer 16.04.2016, 09:45

Leipzig - Die Szenen ähnelten jenen des vergangenen Jahres. Die Spieler des SV Sandhausen ließen sich nach dem Abpfiff ausgepumpt, aber glücklich auf den Rasen plumpsen und streckten alle Viere von sich.

Die etwa 20 mitgereisten Fans, die den Fanboykott wie bereits im vergangenen Jahr boykottiert hatten, zogen mit einer Jubel-Polonaise durch den sonst verwaisten Gästeblock. Wieder hatte der kleine SV Sandhausen RB Leipzig an einem Freitagabend im eigenen Wohnzimmer geschlagen.

Zwar fiel die Niederlage diesmal mit 0:1 (0:0) nicht so drastisch aus wie das 0:4 vor Jahresfrist. Doch RB Leipzigs Spieler waren zunächst ebenso fassungslos wie 2015; trabten langsam zu einer traurigen Verabschiedungsrunde durch das Stadion. Fünf Spiele vor Saisonende kommt die dritte Heimpleite zur absoluten Unzeit. Statt gegen Nürnberg und Freiburg mit Punkten vorzulegen, geriet der Kick gegen Sandhausen zur Steilvorlage für die Konkurrenten. Statt den 20. Sieg der Spielzeit perfekt zu machen, muss der Aufstiegskandidat nun die sechste Niederlage verdauen.

Unterschiedliche Bewertungen im RB-Team

Die Bewertungen der Partie ging dann nach Spielschluss in den Stadionkatakomben deutlich auseinander – auch innerhalb der RB-Teams. Routinier Marvin Compper sah „ganz sicher kein schlechtes Spiel von uns – kein Vergleich zum 0:4 im vergangenen Jahr. Wir sind nur an uns selbst und der mangelnden Effektivität im Abschluss gescheitert.”

Sein sieben Jahre jüngerer Kollege Willi Orban ging mit seinem Team deutlich kritischer ins Gericht. „Wir haben heute nicht zu unserem Spiel gefunden, zu statisch und unpräzise gespielt, viele eigene Ballverluste gehabt”, sagte der Abwehrmann. „Wenn wir dann mal im letzten Drittel drin waren, haben wir zu zögerlich den Abschluss gesucht. Wenn wir zwei, drei Mal früher geschossen hätten, hätten wir bessere Möglichkeiten gehabt, das Tor zu treffen.”

Zwar hatte RB einige gute Gelegenheiten durch Yussuf Poulsen (10., 75.), Dominik Kaiser (37.), Davie Selke (54.) oder Massimo Bruno (74.) gehabt. Doch generell wirkten die Angriffsbemühungen gegen Sandhausens beweglich und unermüdlich verteidigenden Viererketten in Abwehr und Mittelfeld zu gehemmt, ideenlos und fahrig. „Wir haben uns schwer getan, unsere gefährlichen Spieler in Aktionen zu bringen, aus denen sie dann Torchancen kreieren”, sagte Kapitän Kaiser.

Rangnick frustriert: „Dann spiele ich halt mal 0:0”

Doch auch in den vergangenen Spielen hatten RB immer schlechte Halbzeiten oder Phasen dabeigehabt, aus denen sich das Team dann stets mit umso wuchtigerem Powerplay befreite. Doch gegen die unheimlich engagiert und taktisch clever verteidigenden Gäste aus der Kurpfalz konnte RB diese Druckphase nicht so zwingend und effizient gestalten wie zuletzt.

„Das hat auch etwas mit Frische zu tun, die wir heute nicht ganz so hatten. Das hat man in einigen Szenen auch von der Konzentration her bei dem ein oder anderen Spieler gemerkt”, sagte RBL-Trainer Ralf Rangnick.

Nach dem kräftezehrenden 3:1 im Montagsspiel in Düsseldorf war den „Roten Bullen” nur wenig Zeit zur Regeneration geblieben. „Ich glaube nicht, dass man jemandem vorwerfen kann, dass er nicht alles gegeben hätte. Aber dann spielt man halt so ein Spiel mal 0:0”, sagte Rangnick. „Was mich wirklich ärgert, ist, dass wir das Gegentor in der Entstehung am Flügel nicht verhindert haben.”

Rangnick kritisierte: „Wir lassen Aziz Bouhaddouz aus dem Stand wie bei einem Benefizspiel flanken. Dann springt der Ball wie beim Flipperautomat von Pete Gulacsi zu Korbinian Vollmans Kopf ins Tor.” Orban bezeichnete den unglücklichen Treffer als „lächerliches Slapstick-Tor”.

Fokus auf Spiel beim 1. FC Kaiserslautern

So war dem RBL-Lager der Ärger über die Niederlage deutlich anzumerken, die Stimmung war kurz nach dem Spiel wie auf einer Beerdigung. „Wir sind frustriert nach dem Spiel heute”, bekannte auch Rangnick. „Doch diese Niederlage wird uns nicht aus der Bahn werfen, wir werden die richtigen Schlüsse ziehen.” Noch immer, beschwört der RBL-Coach bereits seit Wochen beinahe mantrahaft, habe man im Kampf um den direkten Aufstieg alles in eigener Hand.

Und auch Orban richtete den Blick bereits nach vorn. „Das ist heute ärgerlich”, sagte der gebürtige Pfälzer. „Aber wir wollen jetzt wieder runterkommen und kommenden Montag nach Kaiserslautern fahren und drei Punkte holen.” Doch das wird angesichts der fanatischen Kulisse auf dem Betzenberg ungleich schwerer als das Spiel an diesem Freitag gegen den SV Sandhausen, dessen 20 Fans am Ende wieder Polonaise tanzten in Leipzig. (mz)