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Ex-RBL-Fanbeauftragter RB Leipzig: Was hinter der Kündigung des Fanbeauftragten Enrico Hommel steckt

Von Ullrich Kroemer 12.12.2017, 12:33

Leipzig - Am 20. November wäre Enrico Hommel normalerweise nach Monaco geflogen, um die Ankunft der Fans von RB Leipzig vor dem letzten Auswärts-Gruppenspiel in der Champions League vorzubereiten. Am Abend hätte er im Fürstentum vielleicht mit Vereinsvertretern und Journalisten beim Essen zusammengesessen, wie das sein Vertreter tat, und am Tag darauf die RB-Anhänger beim Fanmarsch in Nizza empfangen und nach Monaco begleitet. 

Doch der langjährige Fanbeauftragte von RB Leipzig, der seit 2012 bei RB angestellt und seitdem als Schnittstelle zwischen Klub und Fanszene nicht wegzudenken war, ist schon seit einigen Monaten nicht mehr dabei. Bereits seit dem 30. September ist Urgestein Hommel nicht mehr Mitarbeiter bei RBL – fristlos gekündigt.

RBL-Fanbeauftragter Enrico Hommel war bei den Fans sehr beliebt

Auf Nachfrage hieß es bislang, dass Hommel krank sei, was wohl allerdings Folge, nicht Ursache seines Fehlens war. Erst bei einer Fanklub-Versammlung am 5. Dezember vermeldete RB Leipzig offiziell, dass Hommel nicht mehr Mitarbeiter ist.

Der einstige Bundeswehr-Soldat, Jahrgang 1971, und selbst RB-Fan der ersten Stunde ist überaus beliebt in der Fanszene. Der Mann mit der Kappe hatte den Anspruch, möglichst jeden der inzwischen etwa 100 RB-Fanclubs persönlich zu besuchen. In einem seiner wenigen Interviews sagte Hommel in dem RB-Buch Aufstieg ohne Grenzen: „Die vielen unterschiedlichen Leute und Fanklubs zu einer Einheit zusammenzuschweißen, war und ist die große Aufgabe für mich.” Als Mittler zwischen Klubführung und Fanszene rieb er sich nicht selten auch persönlich auf.

Am 20. November jedoch waren Hommels unbestrittene Verdienste kein Thema. An jenem Tag fand zwischen seinem Anwalt Stefan Costabel und dem RB-Justiziar Johann Plenge ein öffentlicher Gütetermin am Leipziger Arbeitsgericht statt. Darüber hatte die Leipziger Internet-Zeitung berichtet. Zum Inhalt des Verfahrens mit dem Aktenzeichen AZ/13CA3379/17 sagte der Gerichtssprecher nur: „Es kam dort nicht zu einer Einigung.” Genaueres über den Inhalt des Gütetermins steht ebenso nicht im Protokoll wie die Begründung der fristlosen Kündigung. 

Kündigung um Enrico Hommel: Es geht um interne Aussagen

Über die Gründe für die Trennung nach fünf Jahren Zusammenarbeit wollen sich derzeit mit Hinweis auf das laufende Verfahren und Persönlichkeitsrechte weder der Verein, noch Hommel selbst oder sein Anwalt, noch das Fanprojekt oder der Fanverband öffentlich äußern. Es gehe dabei auch um „Opferschutz”, wie einer sagt. Und um Hommels Glaubwürdigkeit auf der einen, sowie die seines Kollegen auf der anderen Seite. 

Laut MZ-Recherchen soll sich Hommel bei einer internen Beratung in der Sommerpause mit seinem Kollegen, der laut Xing-Profil seit Juli 2017 Hommels Chef ist, ebenso unangemessen und deplatziert geäußert haben wie gegenüber dem Fanprojekt und einem weiteren Fanclub.

Doch wie Hommels Anwalt bei dem Gütetermin deutlich machte, soll sein Mandant den ursächlichen Satz scherzhaft geäußert haben. Warum die Klubführung erst am 18. September – zwei Monate nach dem Gespräch – darüber Kenntnis erhalten haben soll, blieb unklar. Auch über den genauen Wortlaut soll es verschiedene Varianten eines internen Protokolls geben.

RB Leipzig und Enrico Hommel: Gibt es noch eine gütliche Einigung?

Falls es vorher keine außergerichtliche Einigung gibt, treffen sich die Parteien am 7. März 2018 erneut wieder – diesmal zu einem „streitigen Termin”, wie es vom Arbeitsgericht heißt. Auch dort könne es noch zu einer gütlichen Einigung kommen. Doch dafür müsste RB wohl mehr anbieten als die Auszahlung des Jahresbonus’.

Geschieht das nicht, wird das Urteil des Richters entscheiden, ob Hommels Äußerungen eine Kündigung rechtfertigen oder eine Abmahnung angemessen gewesen wäre. Hommel, so heißt es, wolle seinen Stelle und seinen Status bei RB nicht verlieren.

RBL-Fans starten Online-Petition für Enrico Hommel

Bis dahin wird das plötzliche Ausscheiden des Fanbeauftragten in den Fanklubs und der Kurve im Stadion weiter diskutiert. Eine Online-Petition fordert Hommels Rückkehr in seinen Job. „Er ist ein absolut sozialer, loyaler und aufrichtiger Mensch. Enrico setzt sich für jeden ein, der seine Unterstützung braucht”, heißt es dort. Und: „Ich kann absolut nicht nachvollziehen, was hier gespielt wird!”

Doch seit dem Start in der vergangenen Woche haben dort erst knapp 350 Unterstützerinnen (Stand: 12.12.) unterzeichnet. Nicht gerade der große Aufschrei.

Vielen Anhängern geht es offenbar so wie einem, der im Forum bei rb-fans.de schreibt: „Der Fall von Enrico Hommel wird vor Gericht verhandelt. Ich und wohl die meisten anderen Fans auch, können nicht beurteilen, ob die Kündigung berechtigt war, insofern ist es sehr schwierig sich hier mit Bannern oder anderen Sachen auf seine Seite zu stellen. Es gilt natürlich erstmal die Unschuldsvermutung.”

Und: „Bewerten kann man ihn über Jahre als Fanbetreuer und da stimme ich absolut zu, dass er toll war und für Probleme immer ein offenes Ohr hatte, insofern ist das natürlich keine gute Entwicklung.” (mz)