1. MZ.de
  2. >
  3. Sport
  4. >
  5. RB Leipzig
  6. >
  7. Von den Engländern lernen: RB Leipzig: Ralf Rangnick lässt bei RBL Standards trainieren

Von den Engländern lernen RB Leipzig: Ralf Rangnick lässt bei RBL Standards trainieren

Von Martin Henkel Und Ullrich Kroemer 19.07.2018, 07:23
Mit Tricks zum Erfolg: Die Englänger stellen sich vor dem Eckstoß in einer Reihe auf, schwärmen dann aus.
Mit Tricks zum Erfolg: Die Englänger stellen sich vor dem Eckstoß in einer Reihe auf, schwärmen dann aus. imago sportfotodienst

Leipzig - Frankreich ist Weltmeister. Verdient sogar. Aber doch ist es „Les Bleus“ auch beim 4:2 im Finale gegen Kroatien nicht gelungen, die zentrale Frage des Turniers für sich zu entscheiden. Die nämlich nach den Stars der WM.

Das erste Tor der Equipe Tricolore: folgte auf einen Freistoß. Ihr zweites: war ein Elfmeter. Zwei Treffer also aus dem Repertoire der „ruhenden Bälle“, was vorigen Sonntag niemanden verwunderte, sondern alle nur bestätigte, die vor dem Endspiel in Moskau schon ihre Wahl getroffen hatten. Die Stars des Turniers, das waren die Treffer nach Standards.

WM hat gezeigt, wie wichtig Standardsituationen sind

73 sind es in 64 Spielen gewesen. Rekord! Ein Narr, wer daraus keine Schlüsse zieht, und weil Ralf Rangnick für Torheiten nicht zu haben ist, segelten auf Geheiß des Interimstrainers von RB Leipzig in dieser zweiten Vorbereitungswoche erstmals vermehrt Eckbälle zwischen Gummipuppengegner und jene Spieler, an denen noch immer der Ruch vom Frühjahr klebt, verlernt zu haben, wie man Standards verwertet – und: wie man sie verteidigt.

Rangnick ist das natürlich nicht entgangen. Als der 60-Jährige vor zehn Tagen von dem sprach, was mit ihm als Übergangscoach anders werden soll im Vergleich zur Vorsaison, ging es auch um Standard-Tore und den WM-Vierten England, der neun seiner zwölf WM-Treffer nach ruhenden Bällen erzielt hat. Die Briten, so Rangnick, hätten ihm vorgeführt „wie wichtig die Standards mittlerweile sind.“

RB Leipzig war zuletzt extrem anfällig bei Standardsituationen

Also rein damit ins RB-Arsenal, um sie dort zu den alten Waffen wie Gegenpressing oder Restverteidigung zu gesellen, letztere im Übrigen unter Ex-Trainer Ralph Hasenhüttl derart lausig ausgeführt, dass unzählige Fouls in eigener Strafraumnähe und Angstbälle ins Seiten- bzw. Toraus die Folge waren. Und eine Flut von Gegentoren nach ruhenden Bällen die Konsequenz.

So jedenfalls hatte es sich angefühlt. Jeder zweite Gegner-Standard schien im Leipziger Tornetz zu enden. O Graus, eine neue Schwäche, die enttarnte Achillesferse von RB! Und das, obwohl die Zahlen nicht schlechter waren als die vieler Ligakonkurrenten, und auch nicht schlechter als im Jahr zuvor.

18 Standard-Gegentore sind es gewesen, das war nur einer mehr als 2016/2017, zudem Ligaschnitt und keine Tragödie weit weg vom Spitzentiefstwert, den die Bayern mit zehn Toren erzielt haben. Auch bei Toren nach eigenen Standards lagen die Sachsen im Mittelfeld. RB hatte 17 Tore nach Ecken, Freistößen, Einwürfen und vom Elfmeterpunkt erzielt, ein Jahr zuvor waren es 19.

Schalke 04 hat Erfolg mit guten Standards

Aber Durchschnitt ist am Cottaweg nun mal kein Maßstab, also ran an das Thema! Es gibt bei den Standards vor allem ja Einiges zu gewinnen, wie sich an den Briten und auch in der Liga zeigte, in der Rangnicks Ex-Klub Schalke 04 nicht zuletzt durch 27 Toren nach liegenden Bällen die Sachsen als Vizemeister abgelöst hat.

Rangnick würde das nur allzu gern wieder ändern, deshalb waren zu Wochenbeginn Hand-Kopfball-Spiele ebenso Teil des Trainings wie von Bruma, Kampl, Sabitzer oder Zugang Saracchi getretene Eckstöße. Scharenweise flogen im Schlussdrittel der Vormittagseinheiten Bälle auf die Kollegen herab, die sich mal klassisch verteilten, mal in Quarterback-Formation hintereinander Stellung bezogen, wie die Briten es vorgemacht haben.

Dass dabei der kleinste Leipziger Diego Demme zu einigen Toren kam, war entweder ein Versehen oder aber Finesse. Rangnick hat ja aller Welt verraten, dass er „30 Prozent des Trainings“ künftig für das Einstudieren von Standards verwenden wird. Originelle Kniffe müssen her, um die Gegner zu überraschen. Die WM haben die Leipziger schließlich nicht allein geguckt.

(mz)