Doppelpack-Experte DFB-Pokal: Timo Werner entscheidet Pokal-Duell RB Leipzig gegen Hoffenheim

Leipzig - Dass Julian Nagelsmann auch das zweite Duell der Trilogie gegen seinen künftigen Chef - Verzeihung: Vorgesetzten - Ralf Rangnick verloren hat, steckte der 31-Jährige äußerlich gelassen weg.
Mit einem verdienten 2:0-Sieg gegen müde und wenig inspirierte Hoffenheimer war RB Leipzig am Mittwoch zum zweiten Mal in der erst knapp zehnjährigen Vereinsgeschichte ins Achtelfinale des DFB-Pokals eingezogen.
Hernach besprachen Nagelsmann und Rangnick betont sachlich die Partie. Nagelsmann wurmten vor allem „sehr, sehr schwache 20 Minuten“ nach der Pause, als sein Team nicht wirklich anwesend gewesen sei.
Timo Werner entscheidet Spiel RB Leipzig gegen Hoffenheim
In der Zeit entschied Timo Werner das Spiel. Nagelsmann, der Jungstar der Branche, analysierte mit dem Vokabular eines Taktik-Bloggers, dass der „ballferne Achter“ nicht gesichert wurde und RB beim Kontern so viel Zeit und Platz hatte, dass sie sogar „abkappen, neu aufziehen und einen Spieler mehr in die Box holen“ konnten.
RB-Trainer Rangnick hörte sich die Ausführungen interessiert an und bezeichnete die zweite Hälfte dann schlicht als „das Beste, was wir in dieser Saison gespielt haben“.
Werner sollte eigentlich noch gar nicht auf dem Feld sein
Kurios war, dass Werner seinen dritten Doppelpack (48., 56.) in dieser Spielzeit erzielte, als er eigentlich noch gar nicht auf dem Feld hätte sein sollen. Ursprünglich war geplant, dass er erst in der 60. oder 65. Minute ins Spiel kommt.
Doch wegen Adduktorenproblemen von Jean-Kévin Augustin brachte Rangnick den Nationalstürmer bereits zu Beginn der zweiten Hälfte.
Das zahlte sich aus: Werner agierte nach seinem Treffer zum 1:0 wie aufgezogen und hochmotiviert. „Es hat mich geärgert, dass ich nicht von Beginn an gespielt habe“, sagte er. Wie gut ihm und der gesamten Mannschaft der erste Treffer nach zwei torlosen Begegnungen tat, war deutlich zu sehen. „Das war wieder RB-like“, sagte der 22-Jährige.
Rangnick lobt Timo Werner
„Einfache Tore gibt’s bei ihm nicht. Entweder er trifft doppelt oder gar nicht“, bemerkte Rangnick. Auch ein Indiz dafür, wie abhängig Werner von Selbstvertrauen ist. Denn noch hat der Schwabe keine Konstanz in seinen Leistungen und muss sich das Selbstvertrauen jedes Spiel aufs Neue erarbeiten.
Zwischen den doppelten Torerfolgen lagen je drei torlose Partien. Nun kündigte Werner voller Elan an: „Wir haben noch viel vor im Pokal.“
Stefan Ilsanker als heimlicher Star des Abends
Übrigens: Der heimliche Star des Abends war Stefan Ilsanker, der nach einer gelungenen Grätsche in höchster Not die Becker-Faust ballte. Der Abwehrroutinier stand sinnbildlich für die von Rangnick vielgepriesene „Mentalität im Spiel gegen den Ball“.
Nach der Partie fand Ilsanker auch noch die passenden Worte dazu: „Timo Werner lebt dafür, dass er den Ball ins Netz drischt. Und ich lebe dafür, dass wir hinten zu Null spielen.“ Besser kann man Leipzigs neue Hingabe in der Defensive nicht ausdrücken. Gegen Hoffenheim stand zum fünften Mal in Folge die Null.
Verfolgerduell bei Hertha
Vor dem wichtigen Bundesliga-Verfolgerduell bei Hertha BSC schwor Rangnick sein Team darauf ein, genauso leidenschaftlich weiter zu verteidigen. Darüber, ob Werner & Co. anders als in den beiden vergangenen Ligaspielen wieder treffen, macht sich der 60-Jährige keine Sorgen.
„Wenn ich mir unsere nächsten Gegner anschaue, ist nicht zu befürchten, dass die so spielen wie Augsburg oder Schalke“, sagte Rangnick. Hertha erwartet Rangnick ebenso eher spielerisch wie Celtic und Leverkusen.
Hertha-Coach Pal Dardai kündigte bereits geheimnisvoll Überraschungen an: „Wir werden etwas anders machen“, sagte er und schob kämpferisch hinterher: „Das sollen sie auf der eigenen Haut spüren.“ (mz)