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Davie Selke im Interview Davie Selke über RB Leipzig, mögliche Wechsel und seinen Ex-Verein Werder Bremen

Von Ullrich Kroemer 15.03.2017, 18:00

Leipzig - Seine Kollegen waren schon seit einer halben Stunde in der Akademie von RB Leipzig verschwunden, da stand Davie Selke noch immer auf dem Trainingsplatz – und redete. Der Stürmer unterhielt sich eindringlich mit Leipzigs Co-Trainer Zsolt Löw – darüber, weshalb er in den Planungen von Trainer Ralph Hasenhüttl kaum eine Rolle spielt und wie er mit der schwierigen Situation umgehen könne.

Bei der jüngsten 0:1-Niederlage von RB gegen den VfL Wolfsburg war Selke trotz Rückstands wieder einmal nicht zum Zuge gekommen. Überhaupt hat der 22-Jährige in dieser Saison nur 349 Minuten auf dem Platz gestanden; mal sechs Minuten, mal eine halbe Stunde – in neun Spielen wurde er gar nicht berücksichtigt.

Ralph Hasenhüttl: "Davie Selke tut sich schwer"

Trainer Ralph Hasenhüttl betont zwar auf Nachfrage immer wieder pflichtbewusst Selkes Qualitäten: „Im Torabschluss ist er wahrscheinlich unser Bester, da müssen wir ihn hinbekommen”, sagt der Coach. Gleichwohl ist Selke auch aufgrund der Spielanlage des Red-Bull-Teams keine wirkliche Alternative.

„Das Spiel ist momentan etwas anders gelagert, da tut er sich schwerer”, gibt Hasenhüttl zu. Mit anderen Worten: Eigentlich ist im System von RB Leipzig kein Platz für Davie Selke vorgesehen. Bei seinen wenigen längeren Bewährungschancen fand der gebürtige Schwabe nicht ins Spiel.

Bei vielen Fans ist er trotz der wenigen Einsatzzeiten äußerst beliebt, etwa 50 Anhänger – darunter viele Kinder und Frauen – warten am Sonntagmittag für ein Autogramm und ein Selfie mit ihm. Vor der Rückkehr mit RB Leipzig zu seinem Ex-Klub Werder Bremen am Wochenende spricht Selke mit der MZ über Enttäuschungen, Hoffnungen und seine Zukunft. 

Davie Selke: "Es steht ein besonderes Spiel an"

Davie, tut Ihnen die Unterstützung der Fans gut oder sind die Fotos und Autogramme in Ihrer derzeitigen Situation eher unangenehm?
Davie Selke: Der Zuspruch tut mir eher gut, weil die Fans mir Mut machen. Sie haben ja lange auf die Selfies und Autogramme warten müssen ... 

Ein so langes Gespräch mit dem Co-Trainer auf dem Trainingsplatz ist eher ungewöhnlich. Was genau haben Sie besprochen?
Selke: Wir haben über meine Situation geredet und er hat mir Mut zugesprochen, hat gesagt: „Hey Davie, du trainierst gut, gib weiter Gas. Du weißt, dass jetzt ein wichtiges Spiel für Dich ansteht.” Ich habe nach dem Gespräch mit ihm ein gutes Gefühl. 

Haben Sie sich erklären lassen, warum Sie so wenige Einsatzzeiten haben?
Selke: Zsolt hat erklärt, warum die Entscheidungen so getroffen wurden. Klar ist, dass der Trainer der Boss ist. Das muss ich akzeptieren. Ich kann nur das beeinflussen, was ich selbst in der Hand habe. Das heißt, mir auf dem Trainingsplatz den Hintern aufzureißen, um mich anzubieten. Das hat in der vergangenen Woche auch gut geklappt. Ich habe Vollgas im Training gegeben, und das hat das Trainerteam auch gesehen. Leider hat es für einen Einsatz dennoch nicht gereicht, was ärgerlich ist. Bei einem 0:1-Rückstand ins Spiel zu kommen, ist eigentlich perfekt für einen Stürmer. Aber ich kann nur wieder aufs Neue versuchen, mich anzubieten. Es steht ein besonderes Spiel an. Nicht nur deswegen werde ich mich diese Woche wieder voll ’reinhauen. 

Davie Selke: "Ich will mich jetzt anbieten und hoffen, dass das Trainerteam am Wochenende nicht an mir vorbeikommt"

Können Sie die Argumente der Trainer nachvollziehen, weshalb nicht Sie, sondern U23-Stürmer Federico Palacios und der formschwache Oliver Burke ins Spiel gekommen sind?
Selke: Klar, habe ich mir meine Gedanken darüber gemacht, als ich nach Hause gegangen bin. Natürlich hätte ich gern gespielt. Aber aus welchen Gründen auch immer haben sie sich gegen meinen Einsatz entschieden. Das habe ich zu akzeptieren. Es bringt mir nichts, mich darüber aufzuregen. Dann würde ich mir selber im Weg stehen. Ich habe das schon abgehakt. Ich will mich jetzt anbieten und hoffen, dass das Trainerteam am Wochenende nicht an mir vorbeikommt. 

Der Trainer hat moniert, dass Sie Ihre Einsatzchancen, die Sie erhalten haben, nicht gut genug genutzt haben. Wie selbstkritisch sind Sie selbst mit Ihrer Form und Fitness?
Selke: Es waren recht schwere Spiele, in denen ich zum Einsatz kam. In Dortmund ist es nicht so leicht zu spielen und gegen Hamburg war es auch nicht einfach, bei einem 0:2-Rückstand ins Spiel zu kommen. Aber klar, das waren meine Chancen, und das waren sicher nicht meine besten Spiele. Ich kann nur hoffen, dass ich weiterhin Gelegenheiten bekomme und vielleicht mal einen Lucky Punch setze. Dafür arbeite ich. 

Davie Selke:  "Ein Tor würde mein Selbstbewusstsein natürlich deutlich steigern"

Liegt Ihnen die Rolle als Einwechsler oder brauchen Sie für Ihren Spielrhythmus Einsätze von Anfang an.
Selke: Für den Spielrhythmus wäre es natürlich nicht schlecht, wenn ich auch mal ein paar Spiele von Anfang an bestreiten dürfte. Das ist schon ein anderes Gefühl, als nur immer von der Bank zu kommen und in zehn, 15 Minuten Argumente dafür liefern zu müssen, dass es im nächsten Spiel vielleicht von Anfang an reicht. Aber auch das ist möglich. In der Phase, in der ich jetzt bin, muss ich einfach hoffen und dafür arbeiten, dass ich in meinen kurzen Einsatzzeiten die ein oder andere richtig gute Szene habe. 

Liegt Ihre Krise auch am mangelnden Selbstvertrauen oder gibt es andere Ursachen, wie die verpasste Vorbereitung im Sommer aufgrund der Olympia-Teilnahme?
Selke: Olympia können wir jetzt nicht mehr heranziehen, weil ich ja die Wintervorbereitung komplett mitgemacht habe. Ich habe mich im Winter eigentlich gut gefühlt, war mit meiner Vorbereitung zufrieden. Natürlich ist es wichtig für einen Stürmer, Selbstbewusstsein zu haben – durch gute Minuten, durch positives Feedback. Daran sollte man sich hochziehen. Ein Assist oder ein Tor würde mein Selbstbewusstsein natürlich deutlich steigern.

Davie Selke: "Ich freue mich auf die Rückkehr nach Bremen"

Sie passen offenbar nicht perfekt in das Spielsystem von RB Leipzig. Beeinflusst das Ihre Überlegungen, ob Sie entweder in Leipzig bleiben und im nächsten Jahr möglicherweise international spielen können, oder lieber bei einem anderen Verein regelmäßige Einsatzzeiten vorziehen?
Selke: Es ist gerade nicht der richtige Zeitpunkt in der Saison, um darüber zu reden. Das werden wir dann später zu gegebener Zeit besprechen. 

Haben Sie Hoffnung, bei Ihrer Rückkehr zum Ex-Klub nach Bremen zu spielen?
Selke: Wenn ich so gut trainiere wie in der vergangenen Woche, habe ich Hoffnung. Ich freue mich auf die Rückkehr nach Bremen. (mz)