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Verteidiger vor Wechsel zu Icefighters Leipzig? Michal Schön ist vom Aus bei den Saale Bulls schwer getroffen

Nach neun Jahren hat Michal Schön bei den Saale Bulls keinen Vertrag mehr bekommen. Der Verteidiger kann das nicht verstehen.

Von Fabian Wölfling 05.06.2021, 08:01
Saale-Bulls-Urgestein Michal Schön, hier in der Saison 2018/19.
Saale-Bulls-Urgestein Michal Schön, hier in der Saison 2018/19. (Foto: imago/Eckehard Schulz)

Halle (Saale) - Griffbereit stehen zwei Paar Schlittschuhe neben der Terrassentür. Es sieht aus, als warteten sie nur auf den nächsten Einsatz. Gerade setzen sie aber Staub an. Der Sommer ist in Halle angekommen, die Sonne brennt auch auf das gemietete Haus samt Garten im Osten der Stadt. Gerade ist daher weit und breit kein Eis verfügbar, auf dem Michal Schön seine Schlittschuhe nutzen könnte.

Für Eishockeyspieler ist das erstmal der Normalzustand. Die Sonnenmonate sind die Zeit für Regeneration und Grundlagenarbeit im Fitnessbereich. Michal Schön kennt den Ablauf: Dauerstress im Winter, Erholung im Sommer. Jetzt könnte der gelernte Lebensrhythmus aber plötzlich enden. Der Grund: Nach neun Jahren bei den Saale Bulls hat Michal Schön keinen neuen Vertrag erhalten. Seine Zeit beim halleschen Oberligisten endet nach insgesamt 407?Ligaspielen, 43 Treffern und 143?Torvorlagen.

Saale Bulls verjüngen sich: Michal Schön muss gehen

Eine Entscheidung, so erklärten die Bulls am Mittwoch in einer Pressemitteilung, die den Verjüngungsprozess in der Defensivabteilung einläuten soll. „Der Klub muss sich sportlich weiterentwickeln“, führt der spielende Sportchef Kai Schmitz gegenüber der MZ aus. „Dafür muss sich das Gesicht des Teams verändern. Als nächsten Spieler wird es mich treffen und dann irgendwann auch Eric.“

Schmitz ist selbst 35, spielte gerade aber die wohl stärkste Saison im Bulls-Trikot. Eric Wunderlich ist 33. Der Vertrag des Verteidigers, der seit seit 2010 für Halle aufläuft, wurde diese Woche um eine Spielzeit verlängert.

Für Schön, 34, soll aber ein jüngerer Verteidiger kommen. Das habe die Sportliche Leitung inklusive Trainer Ryan Foster so entschieden, sagt Schmitz. „Das Michal mitzuteilen, war das schwerste Gespräch, das ich bisher als Sportchef führen musste. Weil ich mit ihm gut befreundet bin. Aber im Profisport musst du solche Entscheidungen treffen.“

Michal Schön kann Aus bei den Saale Bulls nicht verstehen

Den Deutsch-Tschechen hat das Bulls-Aus schwer getroffen. Auch wenn Schön seinen Frust, wie es immer seine Art war, eher leise und in wenigen Sätzen formuliert. „Ich kann die Entscheidung akzeptieren, aber nicht verstehen“, sagt er. „Ich bin überzeugt, dass ich der Mannschaft noch hätte helfen können. Natürlich werde ich mit dem Alter langsamer, aber das mache ich mit Erfahrung weg. Ich fand, dass ich gut drauf war und für den Verein habe ich sowieso immer alles gegeben.“

Tatsächlich war Halle für Schön weit mehr als nur eine Karrierestation. Die Saalestadt ist für ihn zur Heimat geworden. Hier hat er seine heutige Frau Christina kennengelernt, hier sind die Kinder Hannah und Lenny geboren worden. „Ich fühle mich in Halle sehr wohl, hatte hier sehr viele schöne Momente und hätte meine Karriere gern hier beendet“, sagt Schön.

Wie es für ihn jetzt weitergeht, ist offen. „Ich lasse mir dafür Zeit“, sagt Schön. Ein Karriereende, so sagt der als Verteidiger und Angreifer einsetzbare Profi, ist nicht ausgeschlossen. Deutlich wahrscheinlicher ist aber ein Wechsel. „Ich muss meine Familie ernähren, Geld verdienen“, sagt Schön, der einst für Hamburg für eine Saison in der DEL auflief.

Michal Schön will seiner Familie in Halle bleiben: Wechsel zu den Icefighters Leipzig oder Black Dragons Erfurt?

Der Radius bei der Klubsuche ist allerdings begrenzt. Die Familie will in Halle bleiben. Frau Christina betreibt hier ein Fotostudio, die Kinder gehen in den Kindergarten. „Wir haben auch viele Freunde und Bekannte hier“, sagt Schön. In Frage für einen Wechsel kommen daher vor allem die Bulls-Rivalen Icefighters Leipzig und Black Dragons Erfurt. Über einen möglichen Wechsel zum Team aus Sachsen wird bereits heftig spekuliert. Ein Engagement in Leipzig schließt Schön auch nicht aus. „Ich habe aber noch nirgendwo unterschrieben.“

Erstmal geht es für die Familie jetzt in Urlaub, Ziel ist Sumperk, Schöns tschechische Heimatstadt. Wegen der strikten Corona-Auflagen hat er die Verwandten dort über ein Jahr nicht mehr gesehen. Danach steht die Entscheidung über die Zukunft an. Wie die auch ausfällt, eines will Schön zum Abschied von den Bulls unbedingt übermitteln: „Ich möchte mich bei allen Sponsoren und Fans bedanken und hoffe, dass sie bald wieder in den Eisdom können.“ (mz)