HFC-Torhüter Fabian Bredlow HFC-Torhüter Fabian Bredlow: Held der Herzen wird beim Halleschen FC verabschiedet

Halle (Saale) - Dieses eine Banner mit nur drei Worten kam wie ein Schlag ins Gesicht daher. „Bredlow verpiss dich“, stand da. Aufgehängt hatten diese eindeutige Ablehnung HFC-Ultras. Geht ein Empfang bösartiger? Das „Verbrechen“ des Torwarts Fabian Bredlow: Der Hallesche FC hatte ihn aus der Kaderschmiede von RB Leipzig geholt. Dass er aus Österreich kam, wohin er ausgeliehen war, zählte nicht. Der blinde Hass gegen den angeblichen Retortenklub wurde am damals 20-Jährigen ausgelebt.
Fabian Bredlow vor Abschied beim HFC: „Und auch ich muss Danke sagen für tolle zwei Jahre“
Die Erinnerung an dieses Plakat ist mittlerweile verblasst. Genau wie die rabiaten Rufe einst vom Zaun hinter dem Tor wie „Chemie Halle braucht dich nicht“ - gepaart mit üblen Beleidigungen auch gegen die Familie. „Das tut schon weh“, gestand Fabian Bredlow im Juni 2015. Am Sonnabend werden ihm dieselben Fans zujubeln, ihn beim Drittliga-Heimspiel gegen Wehen Wiesbaden verabschieden. Dessen darf sich Bredlow sicher sein. „Ich werde es genießen. Und auch ich muss Danke sagen für tolle zwei Jahre“, sagt er.
Der Torwart hat beim Halleschen FC den nächsten Karriere-Sprung geschafft. Über die dritte Liga, die deutsche U-20-Auswahl hin zum 1. FC Nürnberg. Zu einem der Traditionsklubs in Deutschland, der gerade in der zweiten Liga herumdümpelt. Aber Erstliga-Ambitionen begleiten den Club natürlich immer. Und es gibt niemanden in der Mannschaft wie auf den Tribünen, der es Bredlow nicht gönnt, dass er jetzt bald ein wenig mehr im Fußball-Rampenlicht steht.
Als Ende Februar unmittelbar vor dem Spiel gegen Großaspach (0:1) sein Wechsel bekannt geworden war, „habe ich nur positive Resonanz von den Rängen bekommen. Davon war ich positiv überrascht. Ich kann es den Fans nur hoch anrechnen, dass es keine Pfiffe gab“, sagte Bredlow da.
Trainer Rico Schmitt zu Bredlow: „Fabian ist ein aufgeräumter junger Mann, der weiß, was er will.“
Der krasse Sinneswandel hat ganz einfache Gründe: Top-Leistung und sympathisches Wesen! Jeder im Umfeld weiß heute: Diesem jungen Mann verdankt der Klub so manchen Punkt - weil er ein wirklich außergewöhnlich guter Torwart ist. Als Trainer Rico Schmitt am Donnerstag kurz seinen Keeper charakterisieren soll, muss er nicht überlegen: „Fabian ist ein aufgeräumter junger Mann, der weiß, was er will. Er trägt einen für sein Alter nicht alltäglichen Leistungsgedanken mit sich und will auch immer noch dazu lernen“, sagt er.
Schmitt vertraute Bredlow auf Anhieb, als er vor gut einem Jahr als Coach bei den Rot-Weißen eingestiegen war. „Er hatte dieses Funkeln in den Augen“, erinnert er sich. Und mittlerweile glaubt er: „Jetzt macht er den nächsten Karriere-Schritt - und er kann es weit, sehr weit bringen.“ Heißt: bis in die erste Bundesliga.
Bredlow weiß gleichzeitig: „Ich habe dem HFC und den Trainern viel zu verdanken. Ohne das Vertrauen, mich als jungen Kerl ins Tor zu stellen, wäre ich noch nicht so weit“, sagt er bescheiden. Und er ist schon voller Vorfreude auf das Abenteuer, das er nach seinem USA-Urlaub mit den Stationen Charleston und Miami angehen wird. „In Nürnberg war die Rückrunde etwas turbulent. Torjäger Guido Burgstaller zu ersetzen, der im Winter ja nach Schalke gegangen ist, gelang nicht so richtig. Mal sehen, ob dafür Stefan Kutschke zurückkommt, der an Dresden ja nur ausgeliehen ist“, erzählt Bredlow.
Allein diese Kader-Überlegungen zeigen: Professionell - so, wie er eben ist - hat er sich auch auf seinen neuen Verein vorbereitet.
Das Verdienst von Fabian Bredlow beim HFC geht aber weit darüber hinaus, so manchen unhaltbaren Ball pariert zu haben. Er hat die Tür geöffnet auch für andere Spieler, die einmal bei RB Leipzig unter Vertrag waren. Als Abwehrrecke Fabian Franke im August 2016 nach Halle kam, störte sich schon niemand mehr daran, dass RB in seiner sportlichen Vita stand. Und als sich Anfang der Woche mit Alexander Vogel ein Spieler von RB zur Probe vorgestellt hatte, schrieben Fans bei Facebook schon voreilig: „Willkommen beim HFC!“
Sascha Pfeffer und Toni Lindenhahn fehlen gegen Wehen Wiesbaden
Fest steht: Sascha Pfeffer wird für das Punktspiel am Sonnabend gegen Wehen Wiesbaden nicht fit. „Er hat noch Schmerzen“, berichtete Trainer Rico Schmitt vom Zustand des linken Knies bei dem 30-Jährigen. Da Toni Lindenhahn eine Gelbsperre absitzt, stehen Schmitt nur noch 13 Feldspieler zur Verfügung. Deshalb wird er den Kader diesmal mit den Junioren Martin Ludwig, Justin Neumann, Pascal Pannier und Burim Halili auffüllen. Die trainierten am Donnerstag schon mit der Mannschaft. „Wir müssen perspektivisch denken und Fantasie haben. Mal sehen, wie sich das Spiel entwickelt. Dann gibt es vielleicht die Möglichkeit auf Einsatzminuten“, sagte der HFC-Coach. (mz)