Kehrt ein Eigengewächs zurück? Umfassende Veränderungen: Beim Halleschen FC stehen erste Entscheidungen bevor
Sportchef Daniel Meyer bereitet den Halleschen FC nach dem Abstieg auf die Regionalliga vor. Welche Spieler er jagt, welche Schwierigkeiten es gibt.
Halle/MZ - In Daniel Meyers Büro in der Geschäftsstelle des Halleschen FC steht ein Flipchart. Hier, in der ersten Etage des Leuna-Chemie-Stadions, plant der neue Sportchef auf großen, weißen Blättern Papier die Zukunft des Noch-Fußball-Drittligisten – und tat das bereits vor dem seit Samstag feststehenden Abstieg „ausschließlich für die Regionalliga“, berichtet der 44-Jährige, der vor einer Woche als Nachfolger des gefeuerten Thomas Sobotzik präsentiert wurde.
Das Szenario, das der HFC nach zwölf Jahren Drittklassigkeit in diesem Sommer den Profifußball würde verlassen müssen, erschien für Meyer nach seinem Amtsantritt realistischer als der Klassenerhalt – und vor allem war es das dringlichere Thema. Mit Lucas Halangk hat nur ein Spieler des aktuellen Kaders einen gültigen Vertrag für die Regionalliga, dazu kommt ein Jugendspieler.
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„Es gibt genug schlechte Beispiele“
Auf Meyer, dessen Anstellung erst einmal bis 31. August befristet ist, der aber erklärt hat, langfristig beim Klub in seiner Heimatstadt Halle arbeiten zu wollen, warten arbeitsreiche Tage und Wochen. Er muss eine nahezu komplett neue Mannschaft zusammenstellen, mit welcher der HFC die Rückkehr in die dritte Liga angehen kann, obgleich der Sportchef wie auch Präsident Jürgen Fox betonen, dass der direkte Wiederaufstieg nicht geplant werden könne.
„Es gibt genug schlechte Beispiele“, sagt Meyer und meint damit Klubs vom Profil des HFC, mit großem Namen und noch größerer Vergangenheit, die sich am Vorhaben, direkt wieder aufzusteigen, finanziell übernommen haben. Zum Beispiel der FC Rot-Weiß Erfurt, der zwischenzeitlich Insolvenz anmelden und in die Oberliga zwangsabsteigen musste.
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Halle plant für die neue Saison mit einem Gesamtetat von vier bis 4,5 Millionen Euro, was für Regionalligaverhältnisse gute Rahmenbedingungen wären, die aber nicht bedeuten, dass sich der HFC eine überqualifizierte Mannschaft zusammenstellen kann. „Wir müssen sehr vorsichtig sein, wenn wir Angebote machen“, warnt Meyer, der versuchen will, Identifikationsfiguren des aktuellen Kaders, wie die Anführer Jonas Nietfeld, Niklas Kreuzer und Niklas Landgraf, zu halten. Auch Trainer Stefan Reisinger soll bleiben.
Erste Verlängerung in Sicht?
Noch in dieser Woche, vor dem finalen Saisonspiel gegen Borussia Dortmund II am Samstagnachmittag, sollen Gespräche stattfinden. Angesichts der finanziellen Unterschiede zwischen der dritten und vierten Liga macht Meyer jedoch auch deutlich: „Das wird den Spielern richtig wehtun.“ Die Gehälter werden sich wohl mindestens halbieren. Leistungsbezogene Verträge inklusive Prämien könnten Teil der Lösung sein. Meyer versprüht aber Zuversicht, schon in den nächsten Tagen einen personellen Erfolg verkünden zu können. „Ich habe auch von den Spielern vernommen, dass sie das gerne schnell geklärt hätten“, sagt er. „Es wäre schön, unseren Fans noch etwas mitgeben zu können.“
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Weil die Regionalliga Ende Juli und damit eine Woche vor der dritten Liga startet, gerät die Pause in diesem Jahr etwas kürzer. Meyer hat also einen gewissen Zeitdruck, zumindest den Kern des neuen Kaders zügig zu finden. Bis zum Trainingsauftakt, der wird Mitte Juni sein, sollte das Gerüst stehen.
Weit über 100 Spieler hat der einstige Leiter des Nachwuchsleistungszentrums des HFC auf seinen Blättern, darunter befinden sich auch bekannte Namen. „Wir wollen Jungs integrieren, die hier eine Vergangenheit haben“, sagt der Planer. Unter anderem Abwehrspieler Niklas Kastenhofer, der beim HFC ausgebildet wurde und 2022 zum VfB Lübeck ging, ist ein Kandidat, verrät Meyer. Kastenhofers Vertrag bei Lübeck, das wie Halle aus der dritten Liga absteigen wird, läuft aus.
Drittliga-Konkurrent SC Verl hat am Sonntag mit Kreativspieler Joscha Wosz, Neffe der HFC-Legende Dariusz Wosz, und Torwart Tom Müller zwei Spieler mit Vergangenheit in Halle verabschiedet, die ebenfalls auf der Liste stehen könnten.
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„Wenig Raum für Fehler“
Der Hallesche FC der Zukunft soll eine gesunde Mischung darstellen. „Wir brauchen Jungs, die wissen, wie die Regionalliga Nordost funktioniert, die uns Stabilität bringen. Wir wollen aber auch Spieler entwickeln und welche holen, die den Durchbruch bisher nicht geschafft haben“, skizziert Meyer die Pläne, die auch ein Stück weit Drahtseilakt sind. „Wir haben wenig Spielraum für Fehleinschätzungen.“