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Heaven-Shall-Burn-Gitarrist im Interview Heaven-Shall-Burn-Gitarrist im Interview: "Gegen Halle ist es immer hitzig"

Von Benjamin Binkle 27.01.2018, 10:03
Der HFC ist gewarnt: Im Hinspiel schoss Jenas Stürmer Timmy Thiele das 1:0.
Der HFC ist gewarnt: Im Hinspiel schoss Jenas Stürmer Timmy Thiele das 1:0. imago sportfotodienst

Jena/Halle (Saale) - Die Musiker der Metalcore-Band Heaven Shall Burn (neue CD bei Amazon kaufen) sind nicht nur Fans von Carl Zeiss Jena, sondern auch als Sponsoren für den Drittligisten aktiv. Im Interview mit MZ.de spricht Gitarrist Maik Weichert über die Saison seines Klubs, coole Trikots, Fußball in Mitteldeutschland und das anstehende Heimspiel gegen den Halleschen FC am Sonntag (14 Uhr im Liveticker).

Heaven Shall Burn ist ganz eng mit Carl Zeiss Jena verbunden. Als Sponsor unterstützt die Band den Klub auch finanziell. Wie fing das an?
Das begann 2015 mit unserem Trikotsponsoring, daraus wurden dann auch andere Maßnahmen. Die Mannschaft mal ein Konzert von uns besucht, das ging als Trainingseinheit durch: Wie lange halten die Spieler es aus in der Hitze und der Bewegung vor der Bühne? Und Trainer Marc Zimmermann ist ja selber auch tief verwurzelt in der Szene, den treffe ich auch immer mal bei Konzerten.

Mit Lieblingsvereinen ist das ja so eine Sache. Sind denn alle in der Band tatsächlich Jena-Fans?
Alle sind zumindest Jena-Sympathisanten. Alexander, unser anderer Gitarrist, kommt gebürtig aus Jena, unser Sänger Marcus ist großer Carl-Zeiss-Fan. Allerdings hat er auch eine etwas dunkle Seite und ist auch Bayern-Fan. Nur unser Drummer Christian fällt ein bisschen aus der Reihe, der ist Fan von Rot-Weiß Oberhausen. Aber er ist dort auch aufgewachsen.

Inzwischen steht der Bandname aber nicht mehr auf den Trikots. Warum eigentlich nicht?
Es geht uns ja darum, den Verein voranzubringen. Da ist es natürlich ein Mehrwert, wenn verschiedene coole Sponsoren auf den Trikots sind. Ob Sea-Shepherd in der Vorsaison oder jetzt die Wacken Foundation – das hat ein riesiges Medien-Echo ausgelöst. Und wir sind auch nicht so eitel, dass wir immer vorne aufs Trikot müssen. Wir haben unseren Totenkopf auf dem Ärmel, das reicht.

Aber das coolste Trikot der 3. Liga hat Carl Zeiss Jena noch immer…
Das hört man zumindest oft. So ein schwarzes Trikot mit Totenkopf und „Wacken“ vorne drauf, das macht natürlich etwas her. Das kaufen auch Leute, die nicht unbedingt Jena-Fans sind, sondern die Aktion oder unsere Band gut finden. Aber darum geht es ja auch. Bei uns im Osten stehen die Sponsoren für Drittliga-Teams nicht Schlange, da muss man clevere andere Konzepte finden, um für den Verein Geld ranzuholen.

Als Aufsteiger hat Jena bislang eine beachtliche Saison gespielt. Platz 14 mit 24 Punkten ist das Ergebnis. Wie ist die Stimmung momentan in Jena?
Ganz positiv. Als Manko wird die große Auswärtsschwäche wahrgenommen. Aber darüber wird sachlich und angenehm im Verein diskutiert. Mit den 24 Punkten sind alle zufrieden. Mehr als der Klassenerhalt ist bei Jenas Etat sowieso nicht dran, da ist das Team total im Soll. Die Saison macht richtig Spaß. Es sind coole junge Spieler im Kader, man sieht bei den Fans auch wieder mehr Trikots mit Spielernamen auf dem Rücken. Die Identifikation nimmt wieder zu. Es war in Jena jahrelang sehr schwer, sich überhaupt mit einem Trainer oder einer Mannschaft zu identifizieren, weil die Fluktuation so hoch war.

Das Hinspiel in Halle ging mit 2:0 an Jena. Es war der erste Sieg nach dem Aufstieg…
Aber bei unserem Auswärtssieg ist das schon komisch gelaufen. Halle hatte sehr viel Pech. Das war so ein Spiel, wie wir es in Jena zuvor auch schon oft erlebt haben. Man hatte das Gefühl, die Gastmannschaft kommt vor Lachen gar nicht in den Schlaf. Aber da kann man nicht wählerisch sein, solche Siege nimmt man natürlich mit. Man kann das dann aber schon realistisch einschätzen.

Jetzt kommt der HFC nach Jena. Was erwarten Sie vom Spiel am Sonntag?
Gegen Halle ist es immer hitzig, zumal als Support auch immer Fans aus Erfurt rüberkommen. Jena wird sicher wieder mutig nach vorne spielen. Ich bin gespannt, wie Halle darauf reagiert – ob die mit offenem Visier dagegenhalten oder Beton anrühren. Jena hat in den Heimspielen bislang oft den Dosenöffner gefunden, aber es wurden auch einige Spiele mit Glück gewonnen. Der FCC ist ja schwach bei Standards – vielleicht sollte Halle den Tom Müller schon früher bei Ecken mit nach vorne nehmen (Torwart Müller hatte in Erfurt in der Schlussminute das 1:1 nach einer Ecke geköpft, d. Red)

Auf welche Spieler muss der HFC denn besonders aufpassen?
Wenn Timmy Thiele fit ist, ist er immer gefährlich. Er wird von Jan Löhmannsröben gerne mit langen Pässen gefüttert, da muss Halle entsprechend aufpassen. Auch Timo Mauer war im letzten Spiel offensiv stark auf der rechten Seite. Den muss der HFC auf dem Zettel haben.

Sören Eismann und Florian Brügmann haben aus dem aktuellen Jena-Kader eine HFC-Vergangenheit. Welchen Halle-Profi würden Sie denn gerne noch im FCC-Trikot sehen?
Oliver Schnitzler. Ich finde, das ist ein richtig guter Torhüter. Wir haben in Jena zwar kein Torwartproblem, aber ich finde Schnitzler zu schade für die Ersatzbank. Aber auch einen Benjamin Pintol würde ich für den Sturm nehmen. Die können gerne alle kommen!

Sind Sie selber im Stadion?
Ich habe Rückenprobleme und sollte mich wohl schonen, aber ich denke, ich bin am Sonntag im Stadion dabei. Ich habe ja eine Dauerkarte für die Südkurve, auch wenn ich oft mit der Band unterwegs bin.

Ihr Tipp für Sonntag?
Das wird ein 2:2. Jenas Serie wird halten, aber Halle wird sich schon viel vorgenommen haben – und ich bin beim Tippen ohnehin Zweckpessimist.

Und wo landet Carl Zeiss Jena am Saisonende?
In etwa da, wo es aktuell steht. Das Traumziel wäre, schon drei Spieltage vor Saisonende den Klassenerhalt gesichert zu haben. Wobei ich wie mein Vater denke: Ich bin zwar Jena-Fan, aber wenn ein anderes Ost-Team spielt, dann gönne ich denen auch die Punkte – wenn auch nicht gegen Jena. Ich will jedenfalls nicht, dass Erfurt oder Zwickau absteigen, das wäre schade für die 3. Liga. Ich bin insgesamt ein mitteldeutscher Fan!

Und wo sehen Sie Jena in drei Jahren?
Ganz ehrlich: Wenn das finanzielle Überleben in der 3. Liga für einen Verein leichter möglich wäre, wäre ich damit glücklich. Ich brauche Jena nicht zwingend in der 2. Bundesliga. Als Fußballfan bin ich zufrieden, wenn es geile Duelle und Derbys gibt – und die dritte Liga ist ja so ein bisschen eine mitteldeutsche Liga. Vielleicht kommt ja irgendwann noch Energie Cottbus oder der BFC Dynamo dazu, dann wäre ich richtig happy. Und man muss auch realistisch sein: Eventuell ist irgendwann mal ein Aufstieg möglich, aber Jena wäre dann eher ein Fahrstuhlverein. Sich in der zweiten Liga festzusetzen, das ist schon ein ganz dickes Brett.

Video: "Corium" von Heaven Shall Burn

Wie sehen die Pläne mit Heaven Shall Burn aus?
Wir sind im März auf großer Europa-Tour, da bereiten wir uns gerade vor. Wir haben unsere Proben natürlich so gelegt, dass wir immer ins Stadion gehen können.

Die Band spielt in Erfurt, aber nicht in Jena – wie kann das sein?
Das ist relativ schwierig für die Veranstalter. Wir spielen noch ein Festival in Leipzig und dann am 1. April direkt vor dem Steigerwaldstadion, in der Thüringenhalle in Erfurt. Als wir das letzte Mal in Erfurt gespielt haben, gab es Extra-Security, weil Erfurter Supporter vom Auswärtsspiel direkt zu unserem Konzert fahren wollten. Da gibt es immer ein paar Frotzeleien, aber bislang ist alles immer freundlich geblieben.

(mz)