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Ralf Heskamp im Interview Hallesher FC: Ralf Heskamp über Transferpläne und Vertragsverlängerungen

Von Christoph Lesk und Fabian Wölfling 07.12.2019, 10:35
HFC-Sportchef Ralf Heskamp.
HFC-Sportchef Ralf Heskamp. www.imago-images.de

Halle (Saale) - Der Hallesche FC tritt am Samstag (14 Uhr im Liveticker) in der dritten Fußball-Liga beim 1. FC Kaiserslautern an. Vor dem Duell sprach HFC-Sportdirektor Ralf Heskamp mit den MZ-Reportern Christoph Lesk und Fabian Wölfling über die Partie, die Form des HFC und die personellen Planungen des Vereins.

Herr Heskamp, ärgern Sie sich, dass der 1. FC Kaiserslautern mit nun drei Siegen in Serie auf einmal in Form scheint?

Ralf Heskamp: Ich finde die Konstellation eher spannend und sogar besser, als wären sie in Lautern nicht gut drauf. Denn auch Negativ-Serien reißen irgendwann. Es wird ein interessantes Spiel und eine große Herausforderung. Zumal es immer wieder etwas Besonderes ist, auf dem Betzenberg zu spielen.

Wie schätzen Sie die Form Ihres HFC ein?

Wir sind wieder auf dem richtigen Weg. Von dem waren wir etwas abgekommen. Wir haben zuletzt nicht so spektakulär gespielt. Aber wenn die Mannschaft stabil steht und gewinnt, gibt das mehr Selbstvertrauen, als wenn es andersherum läuft wie beim 0:1 zum Auftakt gegen Uerdingen. Durch den zurück erkämpften Glauben an die eigene Stärke werden wir auch spielerisch wieder zulegen.

Hat Sie das Tief überrascht?

Es zeichnete sich nicht ab. Der Bruch kam beim 3:3 gegen Meppen. Die Mannschaft spielte nach der 2:0-Führung nicht mehr so organisiert und hat in Überzahl den Sieg aus der Hand gegeben. Das war der Knackpunkt. Wir haben eine charakterlich intakte Mannschaft, aber die Spieler sind auch nur Menschen und haben sich von der Euphorie wohl verleiten lassen. Aber wir sind noch nicht so gut, wie wir mitunter von Außen gemacht werden. Ausgerechnet in Magdeburg hatten wir eine Phase, in der Spieler nicht die gewohnte Leistung abgerufen haben. Vielleicht machen sie sich manchmal zu viele Gedanken, so dass die Lockerheit fehlt. Dadurch sind wir in einen kurzen Strudel geraten und haben auch gegen 1860 verloren.

Was ist dann passiert?

Die Trainer haben lange diskutiert, wie der Turnaround zu schaffen ist. Die Mannschaft brauchte erst einmal wieder Sicherheit, deshalb haben wir gegen Jena defensiver agiert. Und die Vorgabe haben die Spieler sehr gut umgesetzt. Zwischenzeitlich wirkte das wohl etwas zu passiv, was nicht unserer Art entspricht. Aber die Ergebnisse zuletzt haben wieder gestimmt.

Hat das Team zu viel Angst davor, etwas zu verlieren und kann noch nicht mit der Rolle des Gejagten umgehen?

Immer, wenn wir oben gestanden haben, wollten die Spieler es unbedingt erzwingen und dann wohl zu viel. Das ist ein Lernprozess, der noch andauert. Aber wenn die Jungs oben bleiben wollen, müssen dies verinnerlichen. Das ist der nächste Schritt. Wir haben zweifellos eine gute Mannschaft und stehen nicht zufällig soweit vorn. Aber dafür muss bei uns alles passen. Der Druck, Erfolg zu bestätigen, ist ungleich höher als eine Überraschungssaison zu spielen. In der schwierigen Phase fehlte zudem ein Sebastian Mai. Auch Jan Washausen kann eine Führungsrolle übernehmen, war aber lange verletzt und hatte noch nicht die nötige Form.

Apropos Sebastian Mai: Kann der HFC noch einen Typen wie ihn in der Winter-Transferperiode verpflichten?

Das hängt von mehreren Faktoren ab. Wir haben mehrfach zusammengesessen und besprochen, dass wir die restlichen Spiele bis zur Winterpause abwarten: Kommen noch Verletzungen dazu? Oder möchte uns ein Spieler verlassen? In der Winterpause ist es gemeinhin schwieriger, einen solchen Spieler zu bekommen, der uns sofort besser macht. Sie sind meist auch teurer.

Hätte der Verein die finanziellen Möglichkeiten?

Durchaus, aber wir können keinen Ronaldo holen. Wir schwimmen eben nicht im Geld. Es gibt auch arbeitslose Spieler, die charakterlich passen könnten. Denen fehlt aber die Wettkampfpraxis. Und wichtige Stützen lassen andere Vereine nicht gehen. Deshalb ist es ein Drahtseilakt.

Aber das Hauptaugenmerk liegt auf einem Führungsspieler, wenn keine Verletzungen dazwischenkommen?

Es ist nichts entschieden, wir werden aber nichts ausschließen. Der Spieler muss uns weiterbringen und vom Profil exakt passen. Es ist ein komplexes Thema. Wir wollen auch nicht junge Spieler, die sich aktuell gut entwickeln, durch einen Neuzugang ausbremsen, weil sie dann wieder in die zweite Reihe rutschen. Auch Aspekte wie Klima in der Kabine, Struktur des Kaders, Hierarchie im Team sind enorm wichtig. Mit zu vielen Alpha-Tieren kann es auch schiefgehen.

Hat sich schon ein Spieler gemeldet, der im Winter gehen will?

Nein. Dass der eine oder andere gern mehr Einsatzzeiten hätte, liegt auf der Hand. Wir wollen auch keinen Spieler konkret loswerden.

Im Sommer laufen die Verträge von einigen Stammspielern aus. Besteht die Möglichkeit, dass es schon vor Weihnachten Verlängerungen gibt?

Das würde mich wundern. Wir haben erste lose Gespräche geführt. Dann kam die Leistungsdelle, deshalb wollten wir das Ende des Jahres noch abwarten und uns auf die Spiele konzentrieren. Ins Detail gegangen sind wir folglich noch nicht. Bis Weihnachten wird demnach kaum etwas zu verkünden sein. Die Leistungsträger wissen um unser Interesse.

Auch im Falle eines Aufstiegs?

Wir werden mit den Spielern über beide Ligen sprechen, wollen das Gros auch im Falle des Aufstiegs halten und müssen zweigleisig planen. Und wir wollen das Gerüst der Mannschaft halten und dann punktuell reagieren. Das hängt natürlich davon ab, in welcher Liga wir 2020/21 spielen. Es ist elementar wichtig, den Teamgeist und alles, was aufgebaut wurde seit Sommer 2018, als größtes Pfund zu behalten.

Gab es schon Gespräche mit externen Spielern bezüglich der kommenden Saison?

Es gibt immer mal Kontakt, auch weil wir von Beratern einige Spieler angeboten bekommen. Aber da geht es vornehmlich um den Winter, nicht um den Sommer 2020. Die Angebote per E-Mail, Anruf und Whats-App-Nachricht werden immer mehr. Da sind Spieler von der ersten bis zur vierten Liga, sowie aus dem Ausland dabei. Wir versuchen, dieses sehr komplexe Thema zu strukturieren. Weil wir eben kein Großraumbüro voller Scouts haben, können wir uns nicht mit allen Spielern auf dem Markt beschäftigen. Das Ausland fällt für uns meist aus, denn ohne Live-Sichtung holen wir niemanden. Womöglich wird uns somit auch mal einer durch die Lappen gehen. Aber das können wir personell nicht leisten. Denkbar ist, dass wir interessante Spieler im Januar in die Türkei ins Trainingslager mitnehmen. (mz)