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Hallescher FC Hallescher FC: Zeit für Sorgenfalten beim HFC

Von Christoph Karpe 04.12.2017, 07:00
Kurz nach Beginn der zweiten Halbzeit zündeten Hansa-Fans eine Pyro-Show.
Kurz nach Beginn der zweiten Halbzeit zündeten Hansa-Fans eine Pyro-Show. Eckehard Schulz

Halle (Saale) - Fröhlich ging es am Sonnabend in der Erdgas Arena von Halle-Neustadt nun so gar nicht zu. Der Hallesche FC hatte seine 1.582 Mitglieder zur Jahreshauptversammlung in die schmucke Sporthalle eingeladen. Lediglich 235 kamen, um unter anderem am Ende eine neue Satzung abzusegnen.

Die Stimmung unter dem Häuflein Aufrechter war gedrückt, weil am Vorabend das Fußball-Duell gegen Hansa Rostock in der dritten Liga 0:2 verloren gegangen war. Die zweite Pleite in Serie nach dem 1:2 in der Vorwoche im Derby beim 1. FC Magdeburg stürzte den rot-weißen Klub in dieser verletzungstechnisch so vermaledeiten sechsten Drittliga-Saison wieder in Abstiegs-Ängste. „Wir treten auf der Stelle“, hatte Trainer Rico Schmitt schon am Freitagabend beklagt. Stefan Kleineheismann, der unglückliche Eigentorschütze formulierte es sogar etwas schärfer: „Wir müssen wach und auf der Hut sein.“

HFC: „Negatives Eigenkapital“ in Höhe von über 500.000 Euro

Eine Aussage, die durchaus übertragbar auf die finanzielle Situation ist. Präsident Michael Schädlich konnte am Folgetag zwar einen Rekordumsatz von 6,853 Millionen Euro vermelden. Er musste der Mitglieder-Gemeinschaft allerdings auch Rote Zahlen verkünden. 64.311,17 Euro fehlten dem HFC zum 30. Juni, um die Bilanz des letzten Geschäftsjahres auszugleichen. Und das, obwohl der Verein nicht einkalkulierte wie geschätzte 250.000 Euro durch den DFB-Pokal einnahm.

Das „negative Eigenkapital“, so die Umschreibung der Vereinsschulden, beläuft sich nun auf 513.245,26 Euro. Nicht existenzbedrohend, wie etwa die rund 6,5 Millionen Euro bei Mit-Wettbewerber Rot-Weiß Erfurt, aber besorgniserregend. Bedenklich, dass Mitglieder 25.000 Euro Beitragsschulden haben

Zumal seit dem 30. Juni weitere Verluste hinzukommen sind. Etwa 80.000 Euro gingen an Ex-Sportdirektor Stefan Böger drauf. Die Leihgebühr für Profi Erik Zenga an Zweitligist Sandhausen kommt hinzu, an DFB-Strafen wegen Vorfällen mit den Fans hat der Klub in dieser Saison bislang 13 000 Euro bezahlt. Für die Pyro-Shows am Freitag - erst im HFC, dann im Hansa-Block - wird eine weitere Strafzahlung fällig.

Spiel gegen Rostock: Rund 2.000 Fans kamen erst weit nach Spielbeginn auf den Tribünen an

Und auch die Nebenkosten für das Trainingszentrum am Sandanger - etwa durch Miete der Container, die nach der Flut 2013 angeschafft werden mussten - schlagen wie in den letzten Jahren ins Kontor. Die halbe Million Euro Minus hat sich also keineswegs durch Misswirtschaft aufgehäuft.

Und in der Außendarstellung hat der Verein zuletzt eher Pluspunkte gesammelt - wenn er es am Freitag aber wieder geschafft hat, Zuschauer zu vergraulen. Von den 10.067 Menschen, die im Stadion waren, kamen rund 2.000 erst weit nach Spielbeginn auf den Tribünen an. Zu wenig geöffnete Kassenschalter für Kurzentschlossene, zu wenig Personal bei den schleppenden Sicherheitskontrollen.

Allerdings ist der Klub zum Sparzwang verdonnert. Neue Spieler, etwa, um den Ausfall von Petar Sliskovic bis Saisonende kompensieren zu können, kann sich der Verein nicht leisten. HFC-Präsident Schädlich erteilte allen Überlegungen bereits eine Absage. Dabei könnte sich die Verletzten-Misere wieder dramatisieren. Offen ist nämlich, ob es eventuell Abwehr-Durchstarter Tobias Müller im Hansa-Spiel schwerer erwischt hat.

Er musste mit einer Knieverletzung vom Platz. Eine MRT-Untersuchung wird Aufschluss darüber geben, wie lange der 23-Jährige ausfällt. Weil auch Fabian Franke und Max Barnofsky nicht einsatzfähig sind und Hendrik Starostzik wohl noch bis zur Winterpause ausfällt, hat der HFC derzeit einen Mangel an Innenverteidigern.

„Der Erhalt der dritten Liga für Halle steht über allem“

Was ein schweres Handicap für das letzte Hinrundenspiel in Zwickau und den Rückrundenauftakt danach in Paderborn ist. Und sollten diese beiden Partien tatsächlich verloren gehen, steht Trainer Rico Schmitt zur Disposition. Obwohl sich der HFC beim Blick auf das Konto dessen Rauswurf eigentlich nicht leisten kann. Die Maxime lautet natürlich: „Der Erhalt der dritten Liga für Halle steht über allem.“ Zu den dafür nötigen 44 Punkten fehlen aktuell aber noch stattliche 24.

Schmitt ist also in Sachsen zum Siegen verdammt, wie es so schön heißt. Doch geht es nach einer besonderen Statistik, gibt es beim FSV nichts zu holen. Der Hallesche FC hat nämlich eine desaströse Bilanz in Ost-Duellen. (mz)