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Gegnervorschau Rot-Weiß Erfurt Gegnervorschau Rot-Weiß Erfurt: "Auswärtsmisere trifft auf Heimschwäche"

Von Oliver Leiste 01.10.2014, 07:57
Freytag: "Keine nennenswerten Qualitätseinbußen im Offensivbereich". Erfurt konnte Leistungsträger wie Carsten Kammlott (links, im Spiel gegen Mainz II) halten.
Freytag: "Keine nennenswerten Qualitätseinbußen im Offensivbereich". Erfurt konnte Leistungsträger wie Carsten Kammlott (links, im Spiel gegen Mainz II) halten. imago/Karina Hessland Lizenz

Halle (Saale) - Was hat sich bei Rot-Weiß Erfurt im Sommer verändert?

Freytag: Zunächst ist bemerkenswert, was sich nicht verändert hat: Aufgrund der Vertragssituation mussten wir - zum ersten Mal seit langem - keine nennenswerten Qualitätseinbußen im Offensivbereich hinnehmen. Simon Brandstetter und Carsten Kammlott hatten noch einen Vertrag, Andreas Wiegels Leihe konnte in einen regulären Vertrag umgewandelt werden. Damit sind die effektivsten Offensivspieler der letzten Saison auch weiterhin im Kader. Wie wichtig das war, hat der Saisonbeginn bereits gezeigt.

Welche Spieler sind die wichtigsten Neuzugänge?

Freytag: Das ist eine erfreulich lange Liste. Sebastian Tyrala und Christoph Menz haben sich im zentralen Mittelfeld etabliert. Trotz einiger unglücklicher Aktionen - er hat zwei unnötige Elfmeter verschuldet - bin ich auch mit der Leistung von Juri Judt zufrieden. Okan Aydin hat bei seinen ersten Einsätzen bereits unter Beweis gestellt, dass er ein großartiger Techniker und ein Standardspezialist von hohen Graden ist. Harvis Bukva ist der nominell teuerste Spieler des Kaders, muss diese Wertzuschreibung aber noch rechtfertigen. Der einzige Neuzugang bei dem ich skeptisch bin, ist Christian Falk, der in seinen bisherigen Spielen sehr unglücklich agierte und von dem man sich nicht vorstellen kann, dass er Carsten Kammlott oder Simon Brandstetter den Stammplatz streitig zu machen in der Lage wäre.

Nach dem verlorenen WM-Finale 1970 spielte ein Achtjähriger das Spiel immer wieder im Garten seiner Großeltern nach. Im Garten gewannen, na klar, die Deutschen. Die Fußballleidenschaft des kleinen Fedor war geboren. Der Blogger Fedor Freytag ist als gebürtiger Erfurter eng verbunden mit Rot-Weiß Erfurt. Schon sein Vater war Erfurt-Fan, der Sohn trat in die Fußstapfen und betreibt seit 2011 den Blog stellungsfehler.de.

Welcher Abgang schmerzt womöglich immer noch?

Freytag: Mir tut schon sehr leid, dass sich unsere Talente Göbel, Nietfeld, Bergmann und Robrecht nicht in der 3. Liga durchsetzen konnten. Jedenfalls nicht hier und nicht jetzt. Und ich bin immer wehmütig, wenn jemand wie Nils Pfingsten-Reddig, der hier immerhin vier Jahre überwiegend gute Leistungen gezeigt hat, den Verein verlässt. Auch wenn ich die Entscheidung verstehe, den Vertrag nicht zu verlängern. Wohlgemerkt den sportlichen Aspekt davon. Das man einen Spieler wie Pfingsten-Reddig dann ohne offizielle Verabschiedung nicht entsprechend zu würdigen weiß, ist mit dem Wort stillos nur unzureichend beschrieben.

Was war los mit Marco Engelhardt?

Freytag: Offenbar war es so, dass die sportliche Leitung des Vereins bereits zum Ende der letzten Saison beschlossen hatte, Engelhardt zu ersetzen, weil man mit ihm nicht zufrieden war. Eine Einschätzung, die ich persönlich nicht teile, die ich aber natürlich akzeptiere. Das eigentliche Problem begann danach. Man hat den Spieler nicht am Saisonende darüber informiert, dass man nicht mehr mit ihm plant. Dies tat man erst mehr als einen Monat später, als man sich mit Christoph Menz einig war. Das haben viele, auch ich, als äußerst unfaire Aktion gegenüber Marco Engelhardt empfunden. Am Ende der Chose gab es dann noch diese dubiose Mitteilung auf der Webseite des Vereins, in der der HFC aggressiv und ziemlich substanzlos beschuldigt wurde, statt den Transfer in aller Stille zu verhandeln. Ich jedenfalls wünsche Marco Engelhardt eine erfolgreiche Saison in Halle und ein würdiges Ende seine Karriere.

Auf der nächsten Seite: Blogger Freytag zieht Bilanz nach dem ersten Saison-Drittel und erklärt die Chancen auf einen Aufstieg bis 2016.

Wie lief das erste Drittel der Saison?

Freytag: Wir haben momentan 19 Punkte nach 12 Spielen. Nur einmal, in der letzten Saison, hatten wir in der 3. Liga zu diesem Spieltag einen Punkt mehr. Von daher bin ich zufrieden. Wir haben sehr gute Offensivspieler, die ihr individuelles Potenzial aber noch sehr viel besser miteinander in Szene setzen müssen. Auch bei der Gesamtbalance zwischen Offensive und Defensive und beim Pressing bleibt noch viel Arbeit für die Trainer. Gut finde ich, dass Kogler nicht mehr um jeden Preis am 4-4-2-System festhält, sondern situativ sogar während der Spiele umstellt.

Nach dem verlorenen WM-Finale 1970 spielte ein Achtjähriger das Spiel immer wieder im Garten seiner Großeltern nach. Im Garten gewannen, na klar, die Deutschen. Die Fußballleidenschaft des kleinen Fedor war geboren. Der Blogger Fedor Freytag ist als gebürtiger Erfurter eng verbunden mit Rot-Weiß Erfurt. Schon sein Vater war Erfurt-Fan, der Sohn trat in die Fußstapfen und betreibt seit 2011 den Blog stellungsfehler.de.

Wie sieht es aus beim Projekt 2016? Kommt der Verein voran, oder tritt er dabei auf der Stelle?

Freytag: Die Mission 2016 verbindet zwei Ziele. Ein gut planbares und eines, auf das dies nur sehr eingeschränkt zutrifft. Jedenfalls unter den Bedingungen, die hier in Erfurt und wohl auch beim HFC anzutreffen sind. Die neue Arena wird gebaut, hier ist der Point-of-no-Return erreicht. Das zweite Ziel, Aufstieg in die 2. Bundesliga, hat man ausgerufen, ohne die dafür erforderliche finanzielle Basis zu besitzen. Jeder Anhänger von Rot-Weiß Erfurt wünscht sich, dass der Verein so schnell wie irgend möglich aufsteigt. Und ich bin schon auch der Meinung, dass die Qualität des Kaders im Vergleich zur letzten Saison verbessert wurde. Aber ob dies ausreicht oben mitzuhalten, hängt von sehr vielen Faktoren ab und ist insofern ein fast schon chaotisch komplexes System. Fallen beispielsweise, wie in der letzten Spielzeit, mehrere Leistungsträger zeitgleich längere Zeit aus, hat dies sofort einen signifikanten Einfluss auf die Leistungen. Klingt banal, wächst sich aber sofort zu einem kaum lösbaren Problem aus, wenn dies beispielsweise auf Carsten Kammlott und Simon Brandstetter zuträfe.

Letzte Saison hat der HFC insgesamt mit 0:5 gegen RWE verloren. Wie geht es diesmal aus?

Freytag: Auswärtsmisere trifft auf Heimschwäche. Natürlich wünsche ich mir einen Erfolg der Rot-Weißen. Realistisch ist aber wohl ein tor- und chancenarmes Unentschieden. Damit könnte ich vom Ergebnis her gut leben.

Mittlerweile im HFC-Trikot: der langjährige Erfurter Marco Engelhardt.
Mittlerweile im HFC-Trikot: der langjährige Erfurter Marco Engelhardt.
imago/Karina Hessland Lizenz