Banovic, Kruse, Engelhardt Banovic, Kruse, Engelhardt: Fast 100 Jahre geballte Klasse beim HFC

Halle (Saale) - In Halles Erdgas Sportpark lief bereits die Nachspielzeit in der Drittliga-Partie zwischen dem Halleschen FC und dem VfL Osnabrück. Die in Unterzahl spielenden Gastgeber standen mächtig unter Druck. Da schnappte sich Ivica Banovic den Ball und setzte vom eigenen Strafraum aus zu einem 70-Meter-Sturmlauf bis weit in die gegnerische Hälfte an. Kurz darauf pfiff Schiedsrichter Tobias Reichel die packende Partie ab. 2:1 für den HFC. Der zweite Heimsieg der Saison war perfekt.
Banovics Aktion war ein Spiegelbild für das Spiel der Saalestädter an diesem Nachmittag. Die geballte Routine und Klasse von insgesamt 98 Jahren Lebensalter und kaum weniger Fußball-Erfahrung riss die Mannschaft mit. Mehr noch: Mit Marco Engelhardt (13.) und Tim Kruse (36.) sorgte diesmal die Ü-30-Generation für die entscheidenden HFC-Treffer.
Banovic (34 Jahre), Engelhardt (33) und Kruse (31), die es nach zwei bald anstehenden Geburtstagen ab Januar 2015 zusammen auf genau 100 Jahre bringen werden, spielten überragend und waren omnipräsent. Das freute auch Trainer Sven Köhler. „Wir hatten aus der letzten Saison die Lehre gezogen, dass unsere Mannschaft etwas mehr Erfahrung gebrauchen könnte. Deshalb haben wir zu Kruse erst Banovic und dann Engelhardt verpflichtet. Jetzt zahlt sich das aus“, sagte der Coach.
Viele Probleme im Vorfeld
Der Hallesche FC hat die beste Hinrunde seit dem Drittliga-Aufstieg gespielt. 25 Punkte hatte die Köhler-Elf bei Halbzeit noch nie.
Lange genug musste er allerdings darauf warten, dass der Plan aufging. Ivica Banovic stand Köhler wegen einer hartnäckigen Fußverletzung in den ersten 13 Spielen nicht zur Verfügung. Weil sich dieser Saisoneinstieg so lange verzögerte und zeitweilig unklar war, ob Banovic überhaupt wieder fit werden würde, holte der HFC überhaupt erst Ex-Nationalspieler Marco Engelhardt als zusätzliche Defensivkraft. Und gerade als der Erfurter Fuß zu fassen schien, erwischte es Kruse mit einer Verletzung. Als dann zu allem Überfluss keine Stabilität in die Innenverteidigung einkehrte, zog Köhler den eigentlich für das defensive Mittelfeld eingeplanten Engelhardt nach hinten. Mit Erfolg.
Seit dem Landespokalspiel bei Grün-Weiß Piesteritz vor zwei Wochen stehen nun sogar alle drei Routiniers von Beginn an auf dem Platz. Sie sprühen vor Spielfreude, geben den Kombinationen des HFC Struktur und übernehmen Verantwortung. Und eines ist offensichtlich: An der Seite der abgezockten Profis finden auch die jüngeren Spieler zu mehr Sicherheit und besseren Leistungen.
Marco Engelhardt allerdings wollte seinen Beitrag zum Erfolg gegen Osnabrück nicht überbewertet wissen. „Diese drei Punkte haben wir mit einer tollen Mannschaftsleistung geholt. Da hatte jeder einzelne Spieler seinen Anteil. Wenn wir unsere prima Konterchancen nicht so grandios schlecht ausspielen, wäre der Deckel früher zu gewesen und wir hätten es ruhiger gehabt.“
Diese Einschätzung traf es. Denn in keiner Partie dieser Saison konnte sich der HFC so viele Torchancen aus dem Spiel heraus erarbeiten. Doch die wurden entweder vergeben oder Beute des toll haltenden VfL-Keepers Daniel Heuer Fernandes. Und so mussten wieder einmal zwei Standards herhalten. Erst drückte Engelhardt einen Eckball von Gogia über die Linie, und dann verlängerte Kruse per Kopf eine Freistoßflanke des gebürtigen Georgiers zum 2:0.
Rau muss einmal zuschauen
Auch nach der Gelb-Roten Karte gegen Dominic Rau (64.) und dem Anschlusstor von Massimo Ornatelli per direkt verwandelten Freistoß direkt danach behielten die Haudegen im Abwehrgetümmel den Kopf oben - und starteten Konter. „Ich wusste gar nicht, dass ich alter Mann noch so rennen kann“, meinte Banovic grinsend. „Wenn mir jemand zuruft, dass der Keeper beinahe in unserer Hälfte und nicht im Tor steht, hätte ich den Ball von der Mitte versenkt und mich nicht so abrackern müssen“, sagte er zu seiner Sturmlauf-Szene.
