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WM-Qualifikation WM-Qualifikation: Deutschland feiert Torfestival gegen Norwegen

Von Frank Nägele 04.09.2017, 20:44
Ließen gegen Norwegen nichts anbrennen: die deutsche Nationalmannschaft.
Ließen gegen Norwegen nichts anbrennen: die deutsche Nationalmannschaft. AP

Stuttgart - Die deutsche Fußball-Nationalmannschaft hat der düsteren Nacht von Prag ein fußballerisches Lustspiel folgen lassen und Norwegen in Stuttgart mit 6:0 (4:0) Toren geschlagen. 72 Stunden nach dem unverdienten und von Zuschauerskandalen begleiteten 2:1-Sieg über Tschechien wurde der Abend am Neckar vor mehr als 53 814 Zuschauern zu einem Fest des Frohsinns. Das Ticket für die WM 2018 in Russland ist Deutschland praktisch nicht zu nehmen, auch wenn der nordirische Sieg über Tschechien die theoretisch sichere Qualifikation noch verhindert hat.

Früh entschieden

Elf Minuten benötigte die Mannschaft, um dieses offenbar schon vor Spielbeginn in den Köpfen der Norweger entschiedene Spiel auch auf dem Rasen zu entscheiden. Es war dies die Zeitspanne von der 10. bis zur 21. Minute, in der dem Team von Joachim Löw drei wunderschöne Tore gelangen. Das 1:0 erzielte Mesut Özil nach präzisem Pass des Kölners Jonas Hector mit einem ansatzlosen Linksschuss (10.). Das 2:0 in der 17. Minute war die Vorführung des Körpergefühls von Julian Draxler, der im Strafraum eine 270-Grad-Drehung um die eigene Achse zeigte und dann mit dem linken Fuß präzise einschoss. Das 3:0 bereitete Thomas Müller mit der Hacke vor. Timo Werner vollstreckte reaktionsschnell (21.).

Danach wurde die Partie zu einem reinen Schaulaufen gegen einen der passivsten Gegner, die man bei einem Qualifikationsspiel gegen eine ernsthafte Sportnation in Deutschland je gesehen hat. Wenn es sich bei den Spielern in den roten Trikots nicht nachweislich um Profifußballer gehalten hätte – Namen wie Nordtveit, Möller Daehli und Jarstein sind ja bekannt – hätte man auf die Idee kommen können, die Norweger hätten ihre Skispringer oder Biathleten geschickt. Keine Minute verging ohne fußballerischen Elfenstaub der DFB-Elf, die zur Halbzeit ihre Trickkiste schon bis zum Grund leergeräumt hatte. Und Timo Werner, der bis Montag offizielle Fan-Buhmann des deutschen Fußballs, erzielte per Kopf sein zweites Tor zum 4:0 (40.). Und das Stadion rief seinen Namen, ohne ihn zu verhöhnen.

In der Halbzeit wurde die Trickkiste wieder aufgefüllt. Julian Draxler griff hinein, warf dem gerade für Thomas Müller eingewechselten Leon Goretzka einen Zauberpass im Strafraum zu, und der Schalker vollende entschlossen per Kopf (50.). Danach war auch der letzte Hauch von Wettkampfcharakter aus diesem Spiel entschwunden. Es waren nur noch persönliche Meriten zu holen.

Ein weiteres Tor, oder eine Ehrenauswechslung, wie sie Timo Werner in der 65. Minute zuteilwurde, als er seinem schwäbischen Landsmann und Torjäger-Vorgänger Mario Gomez Platz machen durfte – einem Mann, der es ja ebenfalls nicht immer leicht gehabt hat als deutscher Nationalspieler. Doch auch Gomez wurde spontan besungen, ohne einen Ball berührt zu haben. Und wie eben alles funktionierte an diesem Abend, durfte er in der 79. Minute nach Flanke von Kimmich per Kopf das 6:0 erzielen. Schließlich wurde sogar Schwäbisches besungen, das gar nicht auf dem Platz stand, und die berüchtigte Cannstatter Kurve feierte ihren VfB.

Seelenmassage für Bundestrainer Joachim Löw

Der Bundestrainer durfte Seelenmassage betreiben und regionale Gefühle berücksichtigen. Er hätte sogar deutsche Skispringer und Biathleten einwechseln können, es hätte nichts geändert. Der Abend war gelaufen, und es schien, als hätte der deutsche Fußball nie ein Problem gehabt.