Baustellen beim Aufsteiger Nicht nur Sebastian Mai: Viele Verletzungen bereiten Dynamo Dresden Sorgen
Der vierte Aufstieg in die 2. Bundesliga soll auch der letzte gewesen sein. Dynamo Dresden will sich endlich etablieren, ohne dafür groß aufzurüsten.

Dresden/Heilbad Heiligenstadt/dpa - Die Vorbereitung auf die neue Saison in der 2. Fußball-Bundesliga hat für Aufsteiger Dynamo Dresden noch gar nicht richtig begonnen, da gibt es gleich eine gehörige Anzahl offener Baustellen. Sportpolitisch sind die Aufarbeitung der Fanrandale beim Aufstiegsspiel gegen Türkgücü München noch längst nicht abgeschlossen, da machen Dynamo-Hooligans beim Testspiel von Chemie Leipzig gegen den FSV Zwickau schon wieder Negativ-Schlagzeilen.
Rein sportlich hat Dynamo im am Donnerstag bezogenen Trainingslager in Heilbad Heiligenstadt längst nicht die Spieler an Bord, die man haben will. Gleich mehrere Akteure mussten verletzungsbedingt in Dresden bleiben.
Sowohl die Langzeitverletzten Patrick Wiegers, Marco Hartmann und Robin Becker (alle Aufbautraining) als auch Sebastian Mai (Muskelfaserriss rechte Adduktoren), Kevin Ehlers (Muskelfaserriss rechter Hüftbeuger), Patrick Weihrauch (Muskelfaserriss rechter Oberschenkel), Agyemang Diawusie (Muskelfaserriss linker Oberschenkel) und Panagiotis Vlachodimos (Magen-Darm-Infekt) bleiben vorerst in der sächsischen Landeshauptstadt.
Dynamo Dresden: Nur 22 fitte Spieler im Trainingslager
Nur noch 22 Akteure sind fit. Auffällig ist vor allem die hohe Zahl an Muskelverletzungen, die sich die Spieler in den knapp zehn Tagen Training und in den bisher zwei Testspielen zuzogen. „Man kann es nicht immer genau erklären. Wir haben auf Trainingsdosierung geachtet“, erklärt Alexander Schmidt. Dynamos Trainer sagt aber auch: „Ich muss mich auf das Team drumherum verlassen. Ich kann auch nicht in die Spieler reinschauen. Wenn es irgendwo zwickt, müssen sie ein Zeichen geben und rausgehen, damit nicht noch mehr kaputt geht.“
Auch ohne die verletzten Spieler gilt es bis zum 9. Juli im beschaulichen Eichsfeld – wie bereits im Vorjahr – die Grundlagen für die kommenden Aufgaben in der 2. Bundesliga zu legen. Und auch das Ziel ist klar, wenn auch nicht offen kommuniziert: Mindestens drei Konkurrenten sollen nach dem 34. Spieltag hinter dem Aufsteiger stehen. Auf einen Platz will sich der Verein aber nicht festnageln lassen. Schmidt will es wie schon in der Aufstiegssaison handhaben. „Ich stelle mir da eine Fünf-Spiele-Bilanz mit einer gewissen Anzahl von Punkten vor. Wir wollen nicht zu demütig sein, einfach jedes Spiel versuchen zu gewinnen und die beste Leistung rauszuhauen“, erklärt der 52-Jährige.
An seiner Spielidee will Schmidt auch weiterhin festhalten. „Wir wollen nicht passiv spielen, wir wollen agieren, den Gegner unter Druck setzen, sehr intensiv spielen, gute Umschaltmomente haben“, erklärt er. „Einfach moderner Fußball, nicht reaktiv – das sind die Ziele. Da mache ich keine Kompromisse.“
Dynamo Dresden setzt auf Aufstiegskader und hoffnungsvolle Talente
Der Stamm der Aufstiegsmannschaft ist größtenteils zusammengeblieben. Lediglich die Abgänge von Jonathan Meier und Julius Kade müssen kompensiert werden. Als Ersatz wurden bisher vor allem junge, entwicklungsfähige Spieler verpflichtet. Luca Herrmann (SC Freiburg II), Michael Akoto (FSV Mainz 05 II) und Jong-min Seo (U19 Eintracht Frankfurt) sind bisher noch unbeschriebene Blätter. Neuzugang Morris Schröter vom FSV Zwickau ist dabei noch der prominenteste Name.
Es ist daher nicht ungewöhnlich, dass im grundsätzlich eher unruhigen Umfeld des sächsischen Traditionsclubs ganz andere Namen zumindest erhofft wurden. Auch, weil Konkurrenten wie Hansa Rostock oder SV Sandhausen kräftig aufrüsten. Doch Ralf Becker mahnt zu Ruhe.
„Manchmal dauert es eben etwas länger. Dann kommen Spieler auf den Markt, die sind jetzt noch gar nicht drauf. Wir tauschen uns regelmäßig aus, spüren aber keine Eile. Den Kern haben wir zusammen“, erklärt der Sportgeschäftsführer. „Wir haben Entwicklungspotenzial in der Truppe. Und es ist unsere Aufgabe, die Aufstiegsmannschaft weiterzuentwickeln.“
Dynamo Dresden bekommt Störenfriede unter seinen Fans nicht in den Griff
Es ist der Weg, den Dynamo in den kommenden Jahren gehen will und der langfristig auch in die 1. Bundesliga führen soll. Dafür muss sich der achtmalige DDR-Meister aber zunächst im Unterhaus etablieren.
Und auch die Störenfriede in den Fangruppen endlich irgendwie in den Griff bekommen. An Lösungsansätzen arbeitet man im Hintergrund, bekannt geworden ist noch nichts. Fakt ist aber, dass man auf der politischen Bühne in Dresden langsam die Geduld verliert. Und wenn das passiert, sieht es für den Verein schlecht aus.
Immerhin geht es um Millionen Euro an Zuschüssen, die dem Club helfen, konkurrenzfähig zu sein. Deshalb hat nicht nur die sportliche Führung in den kommenden Tagen alle Hände voll zu tun, auch der Vorstand ist zu schnellem Handeln gezwungen.