HFC zieht DDR-Vergleich HFC zieht DDR-Vergleich: DFB hat Machtkampf in 3. Liga vorerst gewonnen

Magdeburg - Eine Machtdemonstration als Wirkungstreffer: Nachdem die Funktionäre des Deutschen Fußball-Bundes den Neustart der 3. Liga mit ebenso deutlicher wie erwartbarer Mehrheit durchgesetzt haben, ergeben sich die Kritiker ihrem Schicksal. Der Protest jener Vereine, die einen Abbruch der Saison befürwortet hatten, verstummt zwar nicht ganz - aber er wird leiser.
„Alle müssen die Unklarheiten der letzten Monate ausblenden. Wir gehen davon aus, dass am Samstag gegen Kaiserslautern gespielt wird“, sagte Magdeburgs Manager Mario Kallnik der „Bild“. Direkt nach der Entscheidung hatte der 45-Jährige allerdings auch betont, dass in der aktuellen Situation keine gleichen Wettbewerbsbedingungen herrschen.
So wollte Magdeburg erst am Dienstag ins erste Mannschaftstraining seit Mitte März einsteigen. Bereits am Wochenende soll der scharfe Start erfolgen, so hatten es auf dem DFB-Bundestag fast 95 Prozent der Delegierten entschieden.
3. Liga: FCM zieht Antrag auf Spielverlegung beim DFB zurück
Weil in Sachsen-Anhalt bis Mittwoch kein Teamtraining erlaubt ist, plante der FCM einen Umzug ins niedersächsische Schöningen. Morgens geht es zum gut 60 Kilometer entfernten Trainingsplatz, am Nachmittag wieder zurück ins Quarantäne-Hotel nach Magdeburg. Ab Donnerstag soll dann komplett in der Landeshauptstadt Sachsen-Anhalts trainiert werden. Die Genehmigung wurde für Dienstagnachmittag erwartet, zugleich gab es grünes Licht von der Landesregierung für Heimspiele in der MDCC-Arena.
Seinen Antrag auf eine Verlegung des Spiels gegen den 1. FC Kaiserslautern (Samstag, 14 Uhr im Liveticker) zog der FCM am Dienstag beim DFB zurück. Hintergrund ist, dass der DFB verlegte Spiele neu terminieren kann, wie er will - eine Pause von 72 Stunden zwischen zwei Pflichtspielen ist nicht mehr garantiert. Daher fürchtet der FCM eine zusätzliche Belastung seiner Spieler in den ohnehin schon anstrengenden anstehenden englischen Wochen.
Der Hallesche FC stichelte in einem Trainingslager-Tagebuch ein bisschen gegen den DFB die Art seiner Entscheidungsfindung, fühlt sich an DDR-Zeiten erinnert und bemängelt die fehlende Rücksicht auf die Gesundheit der Spieler. Zudem hatte der Klub über einen Anwalt Protest beim Verband eingereicht.
3. Liga startet wieder: HFC fühlt sich an DDR-Zeiten erinnert
„Ich bin zu jung um über Wahlergebnisse im Osten vor der Wende aus eigenem Erleben sprechen zu können. Aber meine Eltern haben mir schmunzelnd von Zustimmungen weit über 90 Prozent berichtet in der damaligen Demokratie. Und siehe da: Ähnlich ist es auch im Deutschen Fußball“, schreibt ein nicht namentlich genannter Spieler auf der Vereins-Homepage mit Blick auf den DFB-Bundestag am Montag. Dennoch bereitet sich der HFC fernab der Heimat auf den Restart am Sonntag bei Preußen Münster (14 Uhr im Liveticker) vor. Man wolle „nicht jammern“, heißt es in dem Text.
Schlusslicht Jena quartierte sich ebenfalls aus und zog nach Leipzig. Auf juristische Schritte will der FCC nun aber doch verzichten. „Wir sind zum Schluss gekommen, dass man Fairness nicht einklagen kann – jedenfalls nicht beim DFB. Der Verband ist laut seiner Satzung zwar zu einem fairen Wettbewerb verpflichtet, aber faire Bedingungen sind nicht gegeben“, sagte Geschäftsführer Chris Förster auf einer Videokonferenz am Dienstag.
Er verwies unter anderem auf den eng gestaffelten Zeitplan und die unterschiedlichen Vorbereitungszeiten für die einzelnen Clubs. Ein Antrag bei der Spielleitenden Stelle auf Verlegung der ersten beiden Spiele nach der Corona-Pause wurde abgelehnt. „Wir müssen uns dem fügen und werden den Kampf auf dem Rasen austragen“, so Förster.
Carl Zeiss Jena auf Stadionsuche beim Restart
Den Club aus Thüringen trifft es ohnehin am härtesten. Sportlich kann man bei 16 Punkten Rückstand auf die Nicht-Abstiegsplätze elf Spieltage vor Schluss für die Regionalliga planen. Zu allem Übel muss man für das Heimspiel gegen Chemnitz am Sonntag auch noch umziehen, weil im eigenen Bundesland bis 5. Juni nichts geht.
Jena will gern in den Westen, weil man am Mittwoch in Duisburg spielt. „Wir haben bisher Absagen unter anderem aus Köln, Münster, Duisburg und Meppen erhalten. Jetzt ist es am DFB, uns eine Spielstätte mitzuteilen. Es läuft vieles auf Würzburg hinaus“, sagte Förster. Die finale Entscheidung stehe allerdings noch aus.
Sobald das Stadion feststeht, wird Jena wohl erneut umziehen. „Wir haben vom DFB die Bestätigung, dass wir während des Quarantäne- Trainingslagers in ein anderes Hotel umziehen dürfen“, sagte Förster der „Thüringer Allgemeinen“ und stellte zum Thema Abbruch klar: „Wir waren nie gegen eine Entscheidung auf dem grünen Rasen unter realistischen Bedingungen.“ Allerdings betonte auch er, dass bei wenigen Tagen Mannschaftstraining keine gleichen Bedingungen herrschten.
Etwas besser sieht es bei Waldhof Mannheim aus. Der Tabellenzweite trainiert immerhin seit Dienstag mit der Mannschaft. Der Club zählt aufgrund eines Todesfalls im nahen Umfeld eines Spielers zu den schärfsten Kritikern des Neustarts. Zudem kritisierte man das Hygienekonzept, dessen Umsetzung für viele Drittligisten ein finanzieller Kraftakt wird.
Waldhof Mannheim und DFB streiten über eine Hotelrechnung
Das Ergebnis des Bundestages hat für Geschäftsführer Markus Kompp mit einer realitätsnahen Entscheidung wenig zu tun. „Das war eine indirekte Demokratie, eine Abstimmung durch Funktionäre. Sie geht allerdings an den Problemen vieler Drittligisten vorbei. Die Entscheidung wird aber von uns akzeptiert“, sagte Kompp der „Bild“.
Ein Streit mit dem Verband ist allerdings noch nicht beigelegt: Mannheim hatte dem DFB Rechnungen über 79.000 Euro zur Umsetzung des Hygienekonzepts weitergeleitet.
In einer Stellungnahme widerspricht das Ministerium für Kultus, Jugend und Sport Baden-Württembergs dem DFB. „Es gibt von Seiten des Sportministeriums keine Vorgabe, dass die Kosten für das Hygienekonzept und die damit verbundenen Maßnahmen die Vereine zu tragen haben“, stellte das Ministerium in der „Rheinpfalz“ klar.
Der Dachverband hatte am vergangenen Samstag erklärt: „Dem DFB wurde am 15. Mai nach Abstimmungen zwischen dem baden-württembergischen Kultus- und Sozialministerium seitens beider Behörden bestätigt, dass die Kosten der mit dem Hygienekonzept verbundenen Maßnahmen von den einzelnen Vereinen zu tragen sind. Diese Bestätigung wurde nun noch einmal bekräftigt.“ Der Club sieht sich nicht in der Zahlungspflicht - der DFB auch nicht. Ausgang offen. (dpa/bbi/mz)