Trainer als Aufstiegs-Experte Erst FCM, jetzt Hansa: Jens Härtel bringt den Erfolg nach Rostock zurück
Mit dem 1:1 gegen den VfB Lübeck gelang Hansa Rostock nach neun Jahren Abstinenz die Rückkehr in Liga zwei. Der Anteil von Trainer Jens Härtel daran ist groß.

Rostock - Der gut 350 Meter hohe Rochlitzer Berg, der zweimalige Kugelstoß-Weltmeister David Storl und jetzt Jens Härtel: Seit Samstag um 15.22 Uhr hat der 6000-Seelen-Ort Rochlitz in Mittelsachsen nun auch eine fußballerische Berühmtheit. Nach dem 1. FC Magdeburg führte der gebürtige Rochlitzer Härtel auch den FC Hansa Rostock in die 2. Fußball-Bundesliga.
„Ich bin natürlich total stolz, das hier bei so viel Druck erreicht zu haben“, sagte Härtel nach dem 1:1 gegen Absteiger VfB Lübeck, mit dem Hansa am Samstag die Rückkehr nach neun Jahren in der 3. Liga perfekt machte. Nun stehe er „im Geschichtsbuch bei Hansa“, meinte der sonst so kontrolliert wirkende 51-Jährige.
Jens Härtel: Den 1. FC Magdeburg führte er zu zwei Aufstiegen
Die Mission des Sachsen in Mecklenburg begann am 9. Januar 2019. Rostock hatte sich von Pavel Dotchev getrennt und setzte auf den pragmatischen Härtel, der in seiner aktiven Zeit 91 Zweitliga-Spiele für den FSV Zwickau und den SV Babelsberg 03 bestritt.
Die Expertise, die der mittlerweile 51-Jährige mit an die Ostsee brachte, sprach für ihn. Über Germania Schöneiche, Babelsberg, den Berliner AK und die U19 von RB Leipzig kam Härtel 2014 zum 1. FC Magdeburg. Den FCM führte er aus der Regionalliga Nordost bis 2018 in die 2. Liga, ehe sich der abstiegsbedrohte Club im November desselben Jahres von ihm trennte.
Kurz danach griff Rostock zu. Für Robert Marien stand Härtels Qualität dabei immer außer Frage: „Er ist extrem akribisch, unglaublich detailversessen“, sagte der Rostocker Vorstandsvorsitzende der „Ostsee-Zeitung“. Martin Pieckenhagen ergänzte, der Sachse sei „ruhelos am Tüfteln“.
Trainer Jens Härtel bringt die Konstanz zu Hansa Rostock zurück
Hansas Sportvorstand Pieckenhagen hatte vier Tage vor Härtel angeheuert. „Wir haben uns damals schon auf die Fahnen geschrieben, hier Konstanz rein zu bringen“, erinnerte sich der ehemalige Bundesliga-Keeper im NDR-Fernsehen. Zunächst aber baute Härtel seine Mannschaft massiv um. Dafür erhielt er genug Zeit. Pfingstsonntag war Härtel 866 Tage im Amt. Länger schaffte es seit der Vereinigung nur Clublegende Frank Pagelsdorf bei seinen Engagements von 1994 bis 1997 (1095 Tage) und von 2005 bis 2008 (1183 Tage).
Nach den beiden sechsten Plätzen aus den Spielzeiten 2018/19 und 2019/20 ist der FC Hansa nun mit Rang zwei hinter Dynamo Dresden und dem Aufstieg vorerst am Ziel seiner Träume angekommen.
Jens Härtel: Triumph des gelernten Kfz-Mechanikers
Ein großer Zampano an der Seitenlinie ist Härtel nie gewesen und wird es auch nicht werden. „Er ist keiner, der sich selbst auf die Schulter klopft oder feiernd durch die Gegend rennt“, sagt beispielsweise der ehemalige Hansa-Profi René Rydlewicz über den gelernten Kfz-Mechaniker und Einzelhandelskaufmann.
Beim Saisonfinale am Samstag war beim Hansa-Coach - ganz entgegen seiner sonst ausgestrahlten Ruhe - die Anspannung doch spürbar: „Das war Gänsehaut auf dem Weg ins Stadion. Alles in Blau-Weiß-Rot. Das kribbelt schon“, sagte Härtel vor dem Anpfiff. Nach dem 1:1 gegen die Lübecker und dem gelungenen Sprung in Liga zwei klang er erleichtert und losgelöst: „Heute mache ich mir keine Gedanken über morgen. Heute genießen wir den Tag“, sagte der nun zweimalige Aufstiegstrainer. (dpa/Stefan Flomm)