EM-Finale EM-Finale Portugal gegen Frankreich: Cristiano Ronaldo - besonderer Kapitän in der Verlängerung

Paris - In der 23. Minute versuchte Cristiano Ronaldo einen letzten Konter, ein letztes Comeback für diesen Abend. Nach einem Eckball für Frankreich griffen die Portugiesen an, und ihr Mann mit der Nummer sieben startete durch das Zentrum. Beschleunigte, kam aber nicht auf Touren, im Gegenteil: Trudelte aus, kam zum Stehen. Und ließ sich ins Gras sinken. Die Ärzte eilten herbei, Sanitäter mit einer orangefarbenen Trage. Sie verluden Portugals Weltstar und schafften ihn vom Platz. Es war 21.24 Uhr im Stade de France von St. Denis, und das Finale der Europameisterschaft war für Cristiano Ronaldo nach acht Ballkontakten vorbei.
In der achten Minute war Frankreichs Dimitri Payet hart in einen Zweikampf mit Ronaldo gegangen und hatte das Standbein des Offensivgenies attackiert. Eine böse Szene, die Schiedsrichter Mark Clattenberg aus England nicht einmal abgepfiffen hatte: Die Aktion des Angreifers von West Ham United gegen Ronaldo war ihm nicht einmal einen Freistoß wert gewesen. Welche Schockwellen Payets Tat verursacht hatte, war binnen weniger Minuten in den Sozialen Netzen zu erleben, wo ein Sturm der Empörung über Payet hinwegfegte.
Kopfschüttelnd vom Platz
Ronaldo war nach dem Foul lange liegen geblieben, hatte verzweifelt mit der flachen Hand auf den Rasen geschlagen. Nach mehreren Minuten hatte er es noch einmal versucht, sein Kampf um die Teilnahme am wichtigsten Spiel seiner Karriere geriet zur Inszenierung wie alles im Spiel des stets umstrittenen Superstars. Er unterzog das Knie mehreren Stabilitätstests. Schritt kopfschüttelnd über den Platz, schien zu weinen. Doch es war ja auch eine Tragödie. Denn dieses Finale, es hatte Ronaldos werden sollen.
Es wäre sein zweites gewesen nach der Niederlage gegen Griechenland im Endspiel 2004 im eigenen Land. Damals war er 19 Jahre alt und vergoss mit dem Schlusspfiff bittere Tränen. Zwölf Jahre später sollte dieser Abend von St Denis die vorläufige Krönung seiner Karriere werden. Doch es folgte die nächste Endspiel-Passion.
Kapitän kommt zur Verlängerung zurück
Ein Titel mit der Nationalmannschaft hatte schließlich auch bei der Beantwortung der Frage geholfen, welcher der beiden besten Fußballer der Welt der bessere sei. Lionel Messi teilte bislang Ronaldos Schicksal: Mit dem Klub hat er alles gewonnen, doch obwohl er für das große Argentinien spielte, ist er titellos geblieben. Nach einer weiteren Finalniederlage bei der Copa America war Messi jüngst aus der Nationalmannschaft zurückgetreten. Ein Sieg im EM-Finale, zumal als Kapitän, er hätte die Beurteilung von Ronaldos Gesamtwerk wohl noch eindeutiger ausfallen lassen.
Vor der Verlängerung humpelte Ronaldo noch einmal auf den Platz, das Knie dick verbunden. Er führte Einzelgespräche, war ganz Kapitän in diesen Momenten. Es war ja auch seine Mannschaft, die erst durch Ronaldos Tore gegen Ungarn die K.o.-Runde erreicht hatte. Das Halbfinale gegen Wales hatte Ronaldo mit einem Tor und einer Vorlage im Alleingang entschieden. Es wäre sein Titel gewesen. Doch der Traum, er hielt nur acht Minuten.