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Corona-Krise Corona-Krise: Fußball-Klubs und Fans zeigen Kreativität und Humor in Zwangspause

Von Benjamin Binkle 19.03.2020, 12:15
Tooooor für den HFC durch Mathias Fetsch! Zwar nicht im echten Leben, dafür aber im virtuellen Liveticker zum abgesagten Heimspiel gegen Braunschweig.
Tooooor für den HFC durch Mathias Fetsch! Zwar nicht im echten Leben, dafür aber im virtuellen Liveticker zum abgesagten Heimspiel gegen Braunschweig. www.imago-images.de

Halle (Saale) - Die Fans leiden in der fußballfreien Zeit und zeigen sich in der Sorge um ihren Klub kreativ. "Wenn es um das Überleben des Vereins geht", sagte Sig Zelt im Interview mit dem Sport-Informations-Dienst (SID), "dann macht man vieles."

Die Fans seien wegen der Coronakrise ernsthaft in Sorge um ihre Klubs, deswegen würde die Akzeptanz für Geisterspiele in der Szene auch steigen. "Das Fernsehen macht einen Großteil der Einnahmen aus, was wir nicht unbedingt gutheißen, aber vielleicht sichert es den Vereinen in dieser Situation das Leben", sagt der ProFans-Sprecher.

Bei vielen Klubs und ihren Fans führte der kreative Umgang mit der Ausnahmesituation zu bemerkenswerten Aktionen. Eine kleine Auswahl.

Phantom-Ticker

Am Dienstagabend hat der Hallesche FC sein Heimspiel gegen Eintracht Braunschweig mit 2:0 gewonnen. Zwar nicht im Erdgas Sportpark, dafür aber auf der Facebook-Seite des HFC-Fanblog. Rein virtuell. Dort wurde nämlich pünklich zum Anstoß ab 19 Uhr liebevoll getickert, als habe es Corona nie gegeben. Mathias Fetsch und Dennis Mast trafen zum ersten Sieg 2020, bei dem es aber wieder Pyrotechnik im Fanblock gab.

Bei den HFC-Fans kam diese Aktion natürlich bestens an, es wurde reichlich kommentiert. Ganz neu war die Idee allerdings nicht. Am Wochenende zuvor hatte bereits Tabellenführer MSV Duisburg sein abgesagtes Heimspiel gegen 1860 bei Twitter getickert – der MSV gewann spektakulär mit 5:4, die „Löwen“ gratulierten sogar ganz offiziell.

Phantom-Tickets

„Leute macht die Bude voll“, heißt es derweil bei Lok Leipzig. In Zeiten von Corona kein vernünftiger Rat, aber der Regionalligist aus Leipzig-Probstheida begibt sich natürlich nur virtuell auf Rekordjagd. Am 8. Mai wird Lok den „Unsichtbaren Gegner“ im Bruno-Plache-Stadion empfangen, der Vorverkauf läuft.

Es gibt unbegrenzt Tickets zum Preis von einem Euro. Lok erhofft sich, den Zuschauerrekord von 120.000, aufgestellt 1986 beim Europacup-Spiel gegen Bordeaux, zu knacken. Die virtuellen Tickets gibt es online im Ticketshop des Klubs, sie sollen für zusätzliche Einnahmen in der Krise sorgen.

Nicht nur Lok Leipzig geht in der Notsituation diesen Weg. Anhänger des Zweitligisten VfL Bochum kaufen so genannte "Geistertickets" zum Preis von 18,48 Euro, der das Gründungsdatum symbolisiert. Bei Bundesligist Union Berlin wurden über die Vereinsinternetseite sogar virtuell Bier und Bratwurst verkauft. Auch in anderen Sportarten wie dem Volleyball gibt es inzwischen „Geistertickets“, mit denen Fans ihrem Klub helfen können.

Social-Media-Trends

Wo normalerweise die Mannschaft aufläuft, müssen jetzt die Fans ran. Der 1. FC Magdeburg twitterte am Mittwoch zum #LeiderkeinAuswärtsspiel bei den Würzburger Kickers eine Aufstellung, die aus elf Mal „#12 Clubfans“ bestand. „Der Gegner rätselt noch über die taktische Formation“, hieß es dazu. Die Würzburger twitterten derweil Fotos ihrer Mitarbeiter aus der #HomeOfficeChallenge.

Und dann ist da noch die #StayHomeChallenge, die vor allem bei Instagram immer mehr Teilnehmer findet. Dabei halten (nicht nur) Fußballer eine Rolle Toilettenpapier hoch und nominieren dann Freunde und Kollegen. Der Wettkampfgedanke, der aktuell auf dem Rasen nicht ausgelebt werden darf, hat sich in Corona-Zeiten längst in die Sozialen Medien verlagert.

Mit Antikörpern gegen das Virus

Um weitreichende wirtschaftliche Folgen durch die Aussetzung des Spielbetriebs vom Verein abzuwenden, setzt Regionalligist Energie Cottbus jetzt auf die Hilfe der Fans. „Es gibt Zeiten, in denen es vielleicht nicht um das am besten zu verkaufende Marketingkonzept geht, sondern vielmehr darum, jetzt und schnell die Möglichkeit zur aktiven Hilfe zu bieten“, hieß es in einer Vereinsmitteilung.

Cottbusser Fans können daher „Antikörper“ für rund 20 Euro erwerben, um dabei mitzuhelfen, den Verein „immun“ gegen die wirtschaftlichen Folgen des Coronavirus zu machen. „Sie können lindern, Sicherheit geben und Platz für unsere Zukunft geben“, teilte der Verein mit. (mz/mit dpa)