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Vor Sitzung in Frankfurt „Dammbruch“: Scharfe Kritik aus Sachsen-Anhalt an DOSB-Plänen

Der Punkt mit Sprengkraft, so scheint es, ist gut versteckt worden auf der Tagesordnung des DOSB. Es geht „um die Möglichkeit in Zukunft dem ehrenamtlichen Präsidium eine angemessene Aufwandsentschädigung zu zahlen“, heißt es. Sachsen-Anhalts Vertreter sind sauer.

Von Fabian Wölfling Aktualisiert: 01.12.2023, 11:03
Die DOSB-Spitze tagt am Samstag in Frankfurt (Main). Es könnte hitzige Diskussionen geben.
Die DOSB-Spitze tagt am Samstag in Frankfurt (Main). Es könnte hitzige Diskussionen geben. (Foto: Britta Pedersen/dpa-Zentralbild)

Frankfurt (Main)/Halle/MZ - Der Punkt mit Sprengkraft, so scheint es, ist gut versteckt worden auf der Tagesordnung. Wenn sich die Mitglieder des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB) am Samstag in Frankfurt (Main) versammeln, werden allerhand Themen behandelt. So soll die „Frankfurter Erklärung“ verabschiedet werden. In der sind die Richtlinien für eine deutsche Olympiabewerbung für die Spiele 2036 oder 2040 verankert.

Ganz am Ende der Tagesordnung, nur als Unterpunkt gar, steht dann noch eine geplante Satzungsänderung. Es geht „um die Möglichkeit in Zukunft dem ehrenamtlichen Präsidium eine angemessene Aufwandsentschädigung zu zahlen“, heißt es.

50.000 bis 100.000 Euro im Jahr für DOSB-Chefs?

Was unspektakulär klingt, bringt die Basis zum Brodeln. Von einem „Dammbruch“ spricht Andreas Silbersack gar im Gespräch mit der MZ. Der 56-jährige Hallenser ist Vorsitzender der FDP-Fraktion im Landtag, vor allem aber auch Vorstandschef des USV Halle, Ehrenpräsident des Landessportbundes und war bis 2021 als Vizepräsident im DOSB-Vorstand.

Wird die Satzungsänderung beschlossen, passt der Begriff ehrenamtlich eigentlich nicht mehr zum Präsidium, argumentiert Silbersack. Von 50.000 bis 100.000 Euro pro Jahr pro Person ist die Rede. Präsident Thomas Weikert soll 8.000 Euro pro Monat bekommen. „Eine Aufwandsentschädigung lehne ich grundsätzlich ab“, betont Silbersack. Denn: „Mit meiner Vorstellung von Ehrenamt geht das nicht einher.“

Dem erfahrenen Sportfunktionär ist bewusst, dass etwa der DFB seinem ehrenamtlichen Präsidium um Chef Bernd Neuendorf schon lange üppige Aufwandsentschädigungen zahlt. Für ihn ist das aber kein Vorbild. „Der DOSB hat eine moralische Verantwortung für die Ausformung des Ehrenamts“, sagt er und spricht vom Präsidium als „Gralshütern des Ehrenamts“.

Andreas Silbersack: „Mir fehlen an der Basis die Argumente“

Was er meint: Der olympische Sport lebt an der Basis nahezu ausschließlich von ehrenamtlichen Helfern. Trainer, Betreuer, Vereinsmitarbeiter, sie alle investieren viel Freizeit in den Sport, ohne finanzielle Entschädigung zu erhalten. „Wenn die Satzungsänderung so entschieden wird, fehlen mir an der Basis die Argumente, warum wir kein Geld bezahlen können“, argumentiert Silbersack.

Er spricht von einem falschen Signal, zumal der DOSB am Samstag auch eine Erhöhung der Mitgliedsbeiträge beschließen will.

Silbersack steht mit seiner Ablehnung nicht allein da. So erklärte auch Martin Engelhardt, Präsident der Deutschen Triathlon Union, im Deutschlandfunk, er halte davon „nicht sonderlich viel“.

Die Diskussionen auf der Mitgliederversammlung versprechen hitzig zu werden. Ausgang offen.