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Basketball-WM Basketball-WM: Hallenser Andreas Obst schafft es in den deutschen WM-Kader -

Von Fabian Wölfling 29.08.2019, 20:00
Gegen Australien sammelte Andreas Obst (M.) mit der deutschen Mannschaft Selbstvertrauen.
Gegen Australien sammelte Andreas Obst (M.) mit der deutschen Mannschaft Selbstvertrauen. www.imago-images.de

Shenzhen/Halle - Die Zweifel blieben bis zum Schluss: Und wenn es vielleicht doch nicht genug war? All die Arbeit, die Stunden in der Halle, der vergossene Schweiß? „Den Gedanken, dass es nicht reichen könnte, hatte ich bis zuletzt“, gibt Andreas Obst zu.

Am Donnerstag wusste Sachsen-Anhalts bester Basketballer dann endlich: Es hat gereicht. Er ist dabei, ein Teil des zwölf Spieler starken deutschen Kaders, der am Sonntag gegen Frankreich in die Weltmeisterschaft in China startet.

Andreas Obst ist eine feste Größe in der Nationalmannschaft

Obst, der Wurfspezialist aus Halle, durfte seine Sachen im Schrank lassen. Bundestrainer Henrik Rödl strich Isaac Bonga (19), das Talent aus der NBA. „Ich war definitiv erleichtert, als ich das gehört habe“, sagt Obst.

Schließlich war es bis zuletzt keineswegs sicher, dass der 23-Jährige den Sprung ins Team schaffen würde. Was wenig mit Obst zu tun hatte. Der hat sich seit seinen Anfängen bei den USV Rhinos aus Halle kontinuierlich weiterentwickelt, ist inzwischen ein gefragter Spieler im europäischen Basketball.

Nach einer guten Saison für den spanischen Klub Obradoiro wird der Mann mit dem markanten Musketierbart im kommenden Jahr wieder in der deutschen Bundesliga spielen, für Ulm. In der Nationalmannschaft ist Obst seit zwei Jahren eine feste Größe, leistete seinen Beitrag zur Qualifikation für die WM in China.

Noch nie so viele gute deutsche Basketballer wie heute

Trotzdem war ihm der Platz im WM-Kader nicht sicher. Weil Deutschland noch nie so viele gute Basketballer hatte wie heute. „Wir haben viel Talent, sind gut aufgestellt. Sicherlich haben wir eine Tiefe in diesem Jahr wie noch nie“, sagt Bundestrainer Rödl. Der beste Beweis: Vor Bonga strich er mit Moritz Wagner bereits einen anderen NBA-Profi aus dem Kader. Vor einigen Jahren wäre das undenkbar gewesen.

Mit der WM-Nominierung erfüllt sich für Andreas Obst ein großer Traum. Sport-Reporter Daniel George, der für die MZ über den MBC schreibt, hat den Hallenser auf dem Weg nach China ein Jahr lang begleitet. 

Entstanden ist "Plan A", eine Dokumentation für den MDR. Neben Obst kommen dort auch Familie, Förderer und Bundestrainer Rödl zu Wort. Zu sehen ist die Doku bei Youtube:
https://www.youtube.com/watch?v=jj7fpp2ZGME

Die WM selbst wird von Magenta Sport übertragen. Der Streamingdienst der Telekom bietet sämtliche Spiele live und kostenlos im Internet an:
www.magentasport.de 

Aus dieser Luxussituation entwachsen nun aber große Erwartungen. Der Sieg im letzten Test gegen starke Australier (74:64) hat die noch geschürt. Experten, wie die früheren Bundestrainer Svetislav Pesic und Dirk Bauermann, trauen Deutschland sogar eine WM-Medaille zu. Das gelang bisher erst einmal: 2002, dank Ausnahmekönner Dirk Nowitzki.

Einen überragenden Einzelspieler hat Deutschland auch jetzt. Dennis Schröder, der für Oklahoma in der NBA spielt. Dazu, anders als zu Nowitzkis Zeiten, bis zum zwölften Mann Qualität. Mit Maxi Kleber (Dallas) und Daniel Theis (Boston) weitere gestandene NBA-Spieler, dazu Profis, die in Europa auf höchstem Niveau spielen. Dementsprechend forsch geht Trainer Rödl die WM an: „Wir haben vor keinem Gegner Angst“, betont er.

Spezialaufgabe für den Distanzschützen Andreas Obst

Andreas Obst, dem besten Distanzschützen, kommt im starken Kollektiv eine Spezialaufgabe zu: „Wenn ich reinkomme, soll ich gut verteidigen und freie Wurfe drauflöten“, sagt er. Nahezu perfekt hat er das in der Vorbereitung gegen Tunesien gezeigt. Da traf Obst fünf Dreier, stellte mit 17 Punkten einen persönlichen Rekord im Nationaltrikot auf. In anderen Testspielen kam er dagegen nur kurz zum Einsatz. Die Hauptlast im Team tragen andere, allen voran Schröder. „Das ist okay, es geht um den Teamerfolg“, sagt Obst. Er will bereit sein, wenn ihn Rödl einsetzt und so mithelfen, dass die WM zum Erfolg wird.

Der Auftakt am Sonntag gegen Frankreich (14.30 Uhr, dt. Zeit) wird dabei schon richtungsweisend. Ein Sieg - und der Weg im Turnier könnte weit führen. „Es ist gut, dass gleich der dicke Brocken wartet. Wir sind gut drauf“, sagt Obst selbstbewusst. Mit den Zweifeln ist es jetzt vorbei. (mz/sid)

Gegen Australien tankte Andreas Obst (M.) mit dem deutschen Team Selbstvertrauen.
Gegen Australien tankte Andreas Obst (M.) mit dem deutschen Team Selbstvertrauen.
imago/Kolbert-Press