Gerrit Müller Fußball: Gerrit Müller vom 1. FC Magdeburg setzt bei der EM auf die Deutsche Nationalmannschaft

Magdeburg - Das Thema wurde gekonnt umschifft. Als Gerrit Müller und seine Frau Daniela in dieser Woche zum Mittagessen in Magdeburgs Innenstadt saßen, war Harmonie wichtiger. Also ging es im Gespräch um alles, nur nicht um das Viertelfinale der Europameisterschaft. „Wir wissen beide“, sagt der Neuzugang des 1. FC Magdeburg, „dass wir da schnell heißblütig werden können.“ Keine Neckereien, keine Wette. Ein Ehekrach wegen Fußball? Das muss ja nun wirklich nicht sein.
„Ich kann nicht für Italien sein“
Ein kleiner Konflikt wäre wohl programmiert gewesen. Deutschland trifft am Sonnabend schließlich auf Italien. Und die Müllers sind eine deutsch-italienische Familie: Gerrit (32) wurde im baden-württembergischen Schwetzingen geboren, und Daniela (31), die er seit Schulzeiten kennt, stammt aus Italien. Ihr knapp zwei Jahre alter Sohn heißt Giulio. Wem soll der Neu-Magdeburger Müller am Sonnabend denn da die Daumen drücken? Mamma mia!
Wobei: Gerrit Müller fällt es ehrlich gesagt ziemlich leicht, sich für eine Seite zu entscheiden. „Ich kann jetzt nicht einfach für Italien sein, das geht nicht“, erklärt der offensive Mittelfeldspieler ganz patriotisch. „Deutschland muss weiterkommen, ich glaube fest daran.“ Dem Haussegen zuliebe schiebt Müller aber schnell noch hinterher: „Natürlich habe ich auch eine gute Beziehung zu Italien. Mit der Familie meiner Frau, die in Stuttgart lebt, und auch den Verwandten in Italien verstehe ich mich super.“ Trotzdem: „Am Samstag gewinnt Deutschland mit 1:0.“
Schon einiges in der Karriere erlebt
Müller wird sich das Spiel im Mannschaftskreis anschauen. Seine Frau weilte in den vergangenen Tagen zwar in Magdeburg, allerdings nur kurz. Sie drückt den Italienern von Stuttgart aus die Daumen. Bei den dort beheimateten Kickers, in der vergangenen Spielzeit aus Liga drei abgestiegen, spielte Müller zuletzt drei Jahre lang. Doch in der Rückrunde wurde der zuverlässige Offensivmann suspendiert - genau wie Kapitän Enzo Marchese.
Ein konkreter Grund wurde bis heute nicht genannt. Gerüchte um mögliche Verfehlungen machten die Runde. „Ich habe mir nichts zu Schulden kommen lassen. Das war eine persönliche Geschichte der Verantwortlichen“, klärt Müller kurz auf, ehe er meint: „Für mich ist das Kapitel abgehakt.“ Eine Wohnung in Magdeburg soll bald gefunden werden. Noch lebt der 32-Jährige im Hotel.
Sturmpartner beim VfB
Beim FCM möchte Müller als Anführer liebend gern Verantwortung übernehmen in der jungen Mannschaft. „Nicht durch großartiges Reden, sondern einfach durch meine Leistungen.“ Der 1,72 Meter Offensivmann hat viel gesehen in seiner Karriere, er ist 2011 zum Beispiel mit Dynamo Dresden in die zweite Liga aufgestiegen. Sein größter Erfolg liegt aber noch weiter zurück.
Mit dem VfB Stuttgart sicherte sich Gerrit Müller 2003 die deutsche A-Junioren-Meisterschaft. Und beim Blick auf die damalige Mannschaftsaufstellung erklärt sich endgültig, warum Gerrit Müller am Sonnabend den Deutschen und nicht den Italienern die Daumen drückt. Sein damaliger Sturmpartner bei den VfB-Bubis trug folgenden Namen: Mario Gomez. (mz)
