Zu erschöpft für Weltrekord Zu erschöpft für Weltrekord: David Blaine ist wieder aufgetaucht

New York/dpa. - Blau angelaufen, zitternd und kaum beiBewusstsein wurde der Aktionskünstler in der Nacht zum Dienstag vonTauchern aus seinem mannshohen Aquarium in New York gefischt.
Zum Weltrekord fehlten ihm knapp zwei Minuten. Der Deutsche TomSiestas hatte im Dezember 2004 acht Minuten und 58 Sekunden keineLuft geholt. Blaine wurde auf Anordnung seiner Ärzte nach siebenMinuten und acht Sekunden gestoppt. «Es ist verrückt, wie er seinenKörper immer mehr fordert», protestierte der Leiter von Blainesmedizinischem Team, Professor Murat Gunel von der Yale Universität.
Sorge bereitete den Ärzten vor allem das Gehirn des Magiers:Weiterer Sauerstoffentzug hätte wichtige Zentren auf Dauer schädigenund die Persönlichkeit Blaines verändern können. Der 33-Jährige warnach einer Woche in der Goldfischkugel sichtlich erschöpft. Er hatteinfolge des Mangels an Schlaf und fester Nahrung weiter abgenommen.Seine Haut war aufgesprungen und voller Ausschlag. In den letztenStunden hatten sich auch Probleme mit der Leber eingestellt.
Dennoch ließ es sich Blaine nicht nehmen, dem Publikum vor derMetropolitan Opera für seinen Beistand zu danken. «Ohne Euch hätteich es nicht geschafft», sagte er ins Mikrofon. Tausende New Yorkerwaren am späten Montag zum Lincoln Center gekommen, um dasatemberaubende Drama live mitzuerleben. Der Fernsehsender ABC widmeteBlaine eine zweistündige Live-Sendung.
«Ich glaube, ihm geht es nur um Popularität», sagte ein 20-jähriger Student des New Yorker John Jay College für Kriminologie.«Dass er wirklich Spaß an diesen Stunts hat, nehme ich ihm nicht ab».Dagegen hatte Blaine vor Beginn des jüngsten Extremabenteuersmehrfach beteuert, er suche «Schönheit im Leiden». Für den geplantenWeltrekord ließ er sich sogar schwere Ketten anlegen. Aus ihnenwollte er sich mit letzter Kraft befreien. Aber dazu kam es nichtmehr.
Blaine ist vor allem durch einen 44-tägigen Fastenmarathon überder Themse vor drei Jahren bekannt geworden. Dabei war er von denLondonern ziemlich gepiesackt worden. Sie bewarfen ihn mit Eiern,Golfbällen und Farbbomben und ließen sogar einen ferngesteuertenkleinen Hubschrauber mit einem Burger um ihn herumkreisen. 1999verbrachte Blaine sieben Tage in einem Glassarg unter der Erde. EinJahr später hielt er in New York 62 Stunden in einem Eisblock aus.
In New York stieß auch die jüngste Aktion überwiegend aufBewunderung. «Dieses Ereignis scheint mir in gewisser Weise fastheilig zu sein», sagte Judith Derrien, die zu den Fans desAktionskünstlers gehört. Hector Rodriguez erklärte: «Er ist wie einGott in Menschengestalt. Er zeigt uns allen, dass es nichts gibt, wasein Mensch nicht kann. Er kann einfach alles.»
Zehntausende Schaulustige hatten Blaines gläserne Goldfischkugelin den vergangenen Tagen besucht, darunter auch Hollywoodstars wieColin Farrell, Matt Dillon und Courteney Cox. Einige spornten den 33-Jährigen mit handgeschriebenen Botschaften zum Durchhalten an,während Blaine seine verschrumpelten Hände an die Glasscheibepresste.
Der geborene New Yorker hatte seit Dezember täglich bis zu 20Stunden für den Stunt trainiert, darunter auch mit den Navy Seals,für ihre Härte berüchtigte Spezialeinheiten. Für ihn war derUnterwasser-Stunt der schwierigste seiner Karriere. Schwereres könneer sich nicht mehr vorstellen, sagte er vor seinem Eintauchen in dasAquarium. Ob sich er sich nach der erlittenen Tortur noch einmalzutraut, den Unterwasser-Rekord im Luftanhalten aufzustellen, warzunächst nicht klar.
