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Vogelgrippe Vogelgrippe: Bei Tötung der Gänse gibt es auch Pannen

07.04.2006, 12:34
Infografik zum Auftreten von H5N1 in Sachsen (Lage der Orte) (Grafik: dpa)
Infografik zum Auftreten von H5N1 in Sachsen (Lage der Orte) (Grafik: dpa) dpa

Leipzig/Wermsdorf/Riems/dpa. - Die elektrische Tötungsanlage habenicht richtig funktioniert, sagte der Besitzer der GänsezuchtWermsdorf Eskildsen, Lorenz Eskildsen, am Freitag. Von den fast 5000Gänsen des Betriebs hätten nur annähernd 2000 Tiere gekeult werdenkönnen. Die übrigen Gänse wurden zu einem Schlachthof im benachbartenMutzschen gebracht. Dort begann am Nachmittag die Keulung, die 12Stunden dauern sollte. Die Hühner und Puten des Hofs waren bereitsmit Gas getötet worden. Unterdessen haben die Seuchenexperten nochkeine Erkenntnisse über den genauen Ansteckungsweg.

Epidemiologen des Friedrich-Loeffler-Instituts halten eineÜbertragung durch Wildvögel ebenso für möglich wie eine Einschleppungdurch Menschen. «Wir ermitteln in alle Richtungen», sagteInstitutssprecherin Elke Reinking. Konkrete Ergebnisse derUntersuchungen in dem Gebiet werden erst in einigen Tagen erwartet.

Bei dem Nutzgeflügel sei das gleiche hochpathogene H5N1/Asia-Virusnachgewiesen worden, das auch bei Wildvögeln in Deutschlandfestgestellt wurde, berichtete Reinking. Daher liege die Vermutungeines direkten oder indirekten Wildvogelkontakts nahe. Zwei der inder Nähe des betroffenen Betriebes in Wermsdorf bei Leipziggefundenen toten Vögel waren nach den Angaben des sächsischenSozialministeriums allerdings nicht an der Vogelgrippe verendet.

Die Seuche war in einem Putenstall ausgebrochen, obwohl die Tierenicht ins Freie gelassen worden waren. Die Behörden ordneten im Drei-Kilometer-Sperrbezirk die Tötung von insgesamt 30 000 Tieren an. Rund8 000 Puten und 3 350 Hühner wurden bei Eskildsen in ihren Ställenmit Gas getötet. Gänse können nicht mit Kohlendioxid erstickt werden.Als gute Schwimmer und Taucher können sie die Luft lange anhalten,erläuterte der Sprecher des sächsischen Sozialministeriums, RalphSchreiber. Die Keulung der 14 000 Tiere von anderen Betrieben imSperrbezirk verzögert sich laut Landratsamt auf Samstag.

Der Schlachthof, in dem die Tiere nun getötet werden, war amMittwoch vorsorglich geschlossen worden, weil er auch von derWermsdorfer Gänsezucht beliefert worden war. «Seit dem Bekanntwerdendes Vogelgrippeverdachts ist kein Fleisch mehr aus dem Unternehmengegangen, alles wurde vernichtet», sagte eine Sprecherin. Fünf Tonnenzuvor ausgeliefertes Putenfleisch wurden zurückgerufen. Das meistedavon sei in den belieferten Verarbeitungsbetrieben gesperrt wordenund werde nun vernichtet, berichtete der Schlachthof.

Etwa 0,8 Tonnen wurden direkt an den Lebensmittelhandelausgeliefert. Die aus den Regalen genommene Ware sei noch auf demRückweg zum Schlachthof und werde dort unter behördlicher Aufsichtentsorgt. Auf Grund der üblichen Kontrollen sei auszuschließen, dassmit Vogelgrippeviren verseuchtes Putenfleisch ausgeliefert wordensei. Ähnlich äußerte sich auch das sächsische Sozialministerium zuder Rückrufaktion: «Das ist eine reine Vorsichtsmaßnahme. Es bestandkeine Gefahr für die Bevölkerung», sagte Sprecher Schreiber.

Geflügelbestände in den Bundesländern (Grafik: dpa)
Geflügelbestände in den Bundesländern (Grafik: dpa)
dpa
In das Eigelb eines Spiegeleies sticht ein Gast mit seiner Gabel am Freitag (07.04.2006) in einer Leipziger Gaststätte. Nach dem Auftreten der Vogelgrippe bei Nutzgeflügel in Sachsen wächst die Angst der Verbraucher bundesweit, Geflügelprodukte zu verzehren. (Foto: dpa)
In das Eigelb eines Spiegeleies sticht ein Gast mit seiner Gabel am Freitag (07.04.2006) in einer Leipziger Gaststätte. Nach dem Auftreten der Vogelgrippe bei Nutzgeflügel in Sachsen wächst die Angst der Verbraucher bundesweit, Geflügelprodukte zu verzehren. (Foto: dpa)
dpa-Zentralbild